Amerikanische Verleger zeichnen das jüngste Buch der Kulturanthropologin Gisela Welz aus Frankfurt aus
Hubertus von Bramnitz
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Für ihr jüngstes Buch „European Products. Making und Unmaking Heritage in Cyprus“ wurde die Kulturanthropologin Prof. Dr. Gisela Welz jetzt mit dem international angesehenen PROSE-Award 2016 ausgezeichnet.
Die Sektion Fachbuch- und Wissenschaftsverlage des Verbandes amerikanischer Verleger vergibt alljährlich die „American Publishers Awards for Professional and Scholarly Excellence“ in mehr als vierzig Sparten. Das Werk der Frankfurterin belegte den ersten Platz unter den Neuerscheinungen 2015 in der Sparte Anthropologie und setzte sich gegen die kulturanthropologischen Publikationen der großen amerikanischen Universitätsverlage durch.
Der Band wurde im Herbst 2015 von dem in New York und Oxford ansässigen Verlag Berghahn Books veröffentlicht und richtet sich sowohl an Wissenschaftler als auch an interessierte Laien. „Die Auszeichnung kam für mich völlig überraschend, zumal der Verlag eher zu den kleinen auf dem anglo-amerikanischen Markt gehört“, freut sich die Preisträgerin, die seit 1998 als Professorin an der Goethe-Universität forscht und lehrt. Zusätzlich zu wissenschaftlicher Qualität, Originalität und Breitenwirkung wurden auch Aufmachung und grafisches Design in die Bewertung einbezogen. Von der Autorin selbst angefertigte Fotos setzen auf dem Einband die Thematik in Szene, und so überzeugte das Buch die Jury auch durch seine Ästhetik.
Worum geht es in dem Buch? An Beispielen in der Republik Zypern erläutert Gisela Welz, wie ambivalent der offizielle Schutz von Kulturerbe sein kann. „Der Schuss geht oft nach hinten los: Was konserviert werden soll, wird manches Mal gerade durch die Unter-Schutz-Stellung gefährdet“, konstatiert Welz. „Heritage making” nennt die Sozial- und Kulturanthropologie den Prozess, in dem Dinge und Praktiken durch Schutzmaßnahmen zum Kulturerbe erhoben werden. Welz will mit ihrem Buch auch die nachteiligen Effekte des Kulturerbeschutzes sichtbar machen, deswegen spricht sie im Untertitel des Buches von „unmaking heritage“, von der „Auflösung von Kulturerbe“.
„Die Republik Zypern ist deshalb ein interessantes Forschungsfeld, weil hier bereits vor dem Beitritt zur Europäischen Union 2004 eine Angleichung der rechtlichen Rahmenbedingungen an europäische Standards angestrebt wurde“, erläutert die Kulturanthropologin. Welz hat in den vergangenen 20 Jahren immer wieder auf Zypern geforscht und dort mit Studierenden Projekte des forschenden Lernens durchgeführt, aus denen auch Dissertationen hervorgegangen sind. Mit dem Thema „heritage making“ rückt ein Feld europäischer Integration in den Blick, das im Vergleich zur Agrar- oder Währungspolitik als relativ unbedeutend gilt, aber die Wirkungsweise der Europäisierung besonders gut illustrieren kann. Inzwischen wird auch in der griechisch-zypriotischen Gesellschaft die Kritik am Ausverkauf von kulturellen Gemeingütern und natürlicher Umwelt, die durch die Europäisierung forciert wird, immer lauter. „Diese Gefahr nimmt im Zuge der noch nicht überwundenen Wirtschaftskrise der Republik Zypern noch zu“, so Welz.
Info:
Informationen: Prof. Dr. Gisela Welz, Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Campus Westend, Tel. (069)798-32911, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Publikation: European Products. Making and Unmaking Heritage in Cyprus, Berghahn Books, New York 2015, 204 Seiten, ISBN 978-1-78238-822-7, $90.00/£56.00; eISBN 978-1-78238-823-4 eBook