Pro Lesen e.V. - Der Förderverein für das Bibliothekszentrum Sachsenhausen in Frankfurt
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Denkt man an das altehrwürdige, bewährte und schlau machende Lesen, so tritt gelegentlich Verunsicherung ein. Was denn bloß lesen bei der schieren Masse an Gedrucktem? Das Buch ist mehr denn je Ware. Das Manko betrifft alle Sparten. Wessen Rat kann gefolgt werden, welchem Anpreisen getraut?
Die Tradition ist weniger das Problem. Will die sehr bemühte Literaturkritik einem nicht etwas aufbinden, aufschwatzen? Was fehlt, ist eine verläßliche Literaturberatung.
Das sachlich gestimmte Frankfurt ist auch die Stadt des Buches, unabhängig von der Buchmesse. Mit Klaus Philipp Mertens, der sich vor einigen Wochen dem Weltexpresso als Mitstreiter anschloss, sind wir an einen Kopf gelangt, der sich neben seinen Tätigkeiten rund ums Geschriebene und Veröffentlichte mit dem Verein Pro Lesen e.V. der Förderung des Lesens im Frankfurter Süden verschrieben hat. Er ist der amtierende Erste Vorsitzende des rechtsfähigen Vereins Pro Lesen e.V.
Der Verein fördert das Lesen nicht um eines sich selbst genügenden Leseanspruchs willen, nicht zum Labsal des selbstgenügsamen Lesegenusses des gleichsam sich um sich selbst drehenden Bürgers, sondern Literatur in Verbindung mit der Wirklichkeit der Gegenwartsgesellschaft.
Kommen wir zu dem, was der Verein so macht und im Programm hat. Sehr zu empfehlen wäre: ein eigenhändig vorgenommener Rückblick auf die bisherige Programmgeschichte im Netzauftritt von Pro Lesen (verzweige dort nach: ‘Über uns’). Er vermittelt einen Einblick in einen erweiterten Literaturbegriff.- Nach einem Bild von Giordano Bruno lässt sich nach der Durchsicht sagen: Die Literatur lacht uns in sinnlich funkelndem Glanze an.
Der Verein Pro Lesen e.V.
Im Zusammenhang mit der Tätigkeit des Vereins steht die nächste Abendlesung an. Sie wird wieder im Bibliothekszentrum Sachsenhausen stattfinden. Dieser Einrichtung hat sich der Verein von Beginn an und ursprünglicherweise im Interesse der so bedeutsamen Förderung des Lesens an einem geeignetem Ort verschrieben.
Der Verein richtet sich an ein Publikum, das wohl weniger im klassischen Bildungsbürgertum verortet zu sein beansprucht, als dass es vielmehr im großen Einerlei und Beliebigen so etwas auch wie eine zeitgemäße Orientierungshilfe mitgeliefert bekommen und erfahren möchte. Dazu kann auch der Rückgriff auf Literaturwerke einer langen und großen Vergangenheit gehören.
Die Praxis der Öffentlichkeitsarbeit ist mit drei Publikationen ausgewiesen. Auf die Mitglieder wartet erstens regelmäßig ‘ein Monatskalender mit Geburts- und Todestagen wichtiger Schriftsteller und Geistesgrößen (“Dichter und Denker”)’ zweitens ein “Literaturbrief”, in dem ‘ein/e Autor/in ausführlicher vorgestellt’ wird und drittens der Newsletter ‘mit Besprechungen aktueller Neuerscheinungen (“Vorgestellt”)’.
Das ganz Besondere und Aufwendige stellt der monatliche Büchertisch aus Anlaß angekündigter Themenwochen dar. Dabei kann auch gesangliche Kunst in Betracht kommen. Anstimmen und Mitsingen ist kein Tabu. Zu Beleg- und Anwendungszwecken ist für diesen Fall der Büchertisch mit Schallplatten, Texten und Songbüchern belegt.
Wie eine Sache in etwa abläuft, kann - aus der Feder von Klaus Philipp Mertens stammend - wie folgt wiedergegeben werden: ‘Im April [2011] widmeten wir uns dem Thema “Frühling” unter Betonung seiner literarischen Aspekte. Im Mai [2011] bot der 100. Geburtstag von Max Frisch Anlass, sich mit dessen Werk zu beschäftigen. Ich schrieb das vergleichsweise wenig bekannte Drama “Graf Öderland” für eine szenische Lesung um. Und immer gab es eine Woche lang einen Büchertisch mit ausgewählten Titeln zum Thema’.
Niemand ist also auf Gedeih und Verderb nur auf einen einzigen Tag im Monat verwiesen, es kann die Woche über reingeschaut werden. Auch Aktivität ist denkbar, es könnte sich so manch eine Ressource herausgefordert finden, zumal wenn Stimmlichkeit gefragt ist.
Hauptzielgruppen der Themenwochen sind Erwachsene ab 45. Jugendliche und Kinder sind eine extra Klasse, dazu bräuchte es fachliche und medienpädagogische Kompetenz, aber die könnte durchaus hier und da noch irgendwo schlummern oder bereitstehen.
Als wesentlich erachtet die Initiative wohl, dass Literatur und Kunst nicht in Selbstzweckmanier betrieben werden wollen, denn das Hauptmotiv für die Gründung lag darin, ‘Literatur basisnah und im Kontext der realen Vorgänge in der Gesellschaft zu vermitteln’; nach dem Motto: “Die Literatur vom Kopf auf die Füße stellen”.
INFO:
Bibliothekszentrum Frankfurt/Sachsenhausen, 60594 Hedderichstraße 32
http://www.pro-lesen-frankfurt.de
Die Mitglieder von Pro Lesen beteiligen sich aktiv an bereits bestehenden Veranstaltungen des Bibliothekszentrums, z.B. an den "Lieblingsbüchern", die alle zwei Monate stattfinden, akquirieren Spendengelder für die weitere Ausstattung des Bibliothekszentrums und möchten den Stellenwert von Literatur im Stadtteil Sachsenhausen nachhaltig stärken
Info für April 2016:
Pro Lesen Sachsenhausen, ‘Ausgetan aus dem Land der Lebendigen’, Der Umgang der Evangelischen Kirche mit ihren judenchristlichen Mitgliedern und Pfarrern im NS-Staat · Die Donnerstagabend-Lesung am Büchertisch · 14 . April 2016 · 18 bis 19 Uhr (entnommen dem Pro Lesen e.V. Literaturmagazin)