Die spektakuläre Ausstellung ‚Odin, Thor und Freyja‘ wartet im Archäologischen Museum in Frankfurt auch auf jungen Besuch, Teil 2/2
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – In die Ausstellung integriert ist auch das Grab der zwei Königskinder aus der germanisch-römischen Adelsburg in Nähe des Frankfurter Römers, mit den außerordentlich fein verfertigten Beigaben, die kontinental übergeordnete Bezüge deutlich machen. Nichts allzu Besonderes war der heidnisch-christliche Synkretismus, der dem Grab innewohnt.
Es gab schon immer die internationalen diplomatischen Verbindungen. Es fanden sich Briefe aus der Mitte des 9. Jahrhunderts von byzantinischen Beamten und solche mit anderen auswärtigen Siegeln. Stetig war die Beziehung ins Frankenreich.
Ausstellungsstücke machen alte Geschichte(n) lebendig
Eigentümliche Schmuckstücke wie das Thorshammer-Amulett - wobei delikat ist, dass dieser Schmucktyp noch in die christliche Übergangszeit hineinragen konnte – sind vertreten, ebenso die Odinsmaske aus dem Kultbau von Gudme, desweiteren: Freyja-Figürchen, silberne Walkürenfibeln, Bronzefibeln, Service, Silberbecher, Silberanhänger, Geschirrsätze, Mundbeschläge von Schwertscheiden und ein Silberdenar Ludwigs des Frommen, der das Ikon des Heiligen Grabes in Jerusalem zeigt.
In einen erlesenen frühwikingerzeitlichen goldenen Armreif ist zweimal das Golgatha-Ereignis stilisiert eingearbeitet. Aus Südschweden stammt der nachgeformte schwere Runenstein (ein Duplikat) mit Inschrift im älteren Runenalphabet (geritzt).
Von wesentlichem Rang für die Ausstellung sind die Kultbauten aus Tissø-Fugledegard, mit Residenz und Großer Halle, die immer auch Tempel waren und zeremonielle Funktionen übernahmen. Von diesen wird eine überzeugende Ahnung durch eine aufwendige Arbeit der Nachkonstruktion gegeben. Grundlage waren Pfostenspuren, die bei der Grabungsarbeit entdeckt wurden und der Wiederrichtung dienten.
Auch ein Moorfund ist zu sehen. Er geht auf ein Menschenopfer zurück. Die Moorumgebung muss nicht ursprünglich mit der Bestattung in Zusammenhang stehen, jedoch waren Gewässer, Höhlen, Felsspalten, Berge jene Orte und Stellen, die mit dem Zugang zu höheren Mächten und der Unterwelt identifiziert wurden. Die Umgebung einer Leiche konnte sich im Lauf der Zeit ändern.
Besonders Eindruck schindet der große Goldreif aus Tissø, 1800 Gramm schwer, mit acht geflochtenen Goldsträngen. Er hat ein Durchmesser von 34 Zentimeter, ist der größte Goldreif der Wikingerzeit. „Vermutlich diente er als Zeremonialring bei politisch-repräsentativen Anlässen oder schmückte eine Götterfigur im Kulthaus“, wie der hochwertige Katalog zur Ausstellung ausführt.
In jedem Fall waren die Wikinger auch Organisatoren von Raubzügen. 800 Raubzüge sollen sie bis 1050 gemacht haben, erfahren wir. Die Slawen konnte es treffen, wüste Gesellen fielen in Schleswig ein, die Hälfte der Bewohner wurde mitgenommen. Einen Abschluss bildete offenbar der Zeitpunkt der Schlacht von Hastings 1066.
Ein Begriff hohen Rangs war ‚der Thesaurus des Königs‘, ohne den keine Baukunst werden konnte. Aus dessen Schätzen wurden auch Truppen finanziert und Geschenke gemacht. Der Schatz aus Gudme stellt den größten der Goldschätze dar. Ein Thesaurus war essentiell für den Herrscher, er lieferte die ökonomische Basis und verband sich mit dem Renommee des Potentaten. Manchmal kam auch etwas wieder in den Thesaurus zurück. Im 9. Jh. wurde begonnen, auch Münzen zu prägen.
Mit Städten bzw. ihrer Entstehung war das Nordmänner/frauentum noch nicht befasst. Das beginnt mit dem Ort Riven um 710. Dabei kam der Friesenhandel mit seinen Stützpunkten hinzu, auch konnten Herrensitze und Kirchen eine gründende Rolle übernehmen.
Foto: Einzigartiger römischer Silberbecher aus Hoby. © Archäologisches Museum Frankfurt
Info:
‚Odin, Thor und Freyja‘, Skandinavische Kultplätze des 1. Jahrtausends n. Chr. und das Frankenreich; Ausstellung des Archäologischen Museums Frankfurt und des Dänischen Nationalmuseums Kopenhagen; 11. Februar bis 6. Juni 2017, Karmelitergasse 1, 60311 Frankfurt, Di-So 10-18 Uhr, Mi 10-20 Uhr.