Die spektakuläre Ausstellung ‚Odin, Thor und Freyja‘ wartet im Archäologischen Museum in Frankfurt auch auf jungen Besuch, Teil 1/2
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Kürzlich eröffnete die Ausstellung zu den im ersten Jahrtausend n. Chr. in Tissø auf der Höhe des heutigen Dänemark gelegenen, jetzt ausgegrabenen weitläufigen Kultstätten und Zeremonialbauten der Wikingerzeit, die sich auf einem weitgestreckten Sitz in einer großzügigen Landschaft des Nordens ausdehnten.
Zu diesen Sakralbauten gehörten auch Alltagsbauten. ‚Der Fürst war „rex et sacerdos“ und in Personalunion auch ‚Pontifex Maximus‘ (König, Priester und Oberpriester).
Das Sagenhafte ist nordisch-halbdunkel
Die Ausgrabungen zu dieser früheren Menschheit sind selbstverständlich mit Sagen von altnordischem Heldentum, Mythen und Göttern - denen auf dem Herrschersitz auch geopfert wurde – verknüpft, korrigieren aber in der Gesamtheit doch etwaige verschrobene Ansichten, nämlich ein Gerede um die tatsächliche oder vermeintliche Schrecklichkeit der Wikingerzeit. Neue Erkenntnisse verlegen die Wikingerzeit in den Zusammenhang einer komplexeren nordisch-kontinental verwobenen Kultur, die immer auch eine Kultur des Austauschs und der Beziehungen war.
Wir wissen heute, dass die nordische Kultur schon sehr lange mit jenen viel weiter im Süden gelegenen Kulturen im Austausch stand. Es wurden hochwertige Schwerter des Südens, die tödlichste Wirkungen zeitigten, schon zu Zeiten der Himmelsscheibe von Nebra (zwischen 3700 bis 4700 Jahre alt) gegen den in der Ferne begehrten Bernstein eingetauscht.
Eine Ausstellung, die Vergangenheit lebendig macht
Die Ausstellung 'Odin, Thor und Freyja‘ ist spektakulär ob ihrer umfangreichen und vielfältigen Konzentration von Ausstellungsgegenständen. Besonders Eindruck macht die Nachbildung einer Grablege, ein Schiffsgrab mit Bootkammergrab, im Maßstab 1:10. Nahezu alle Exponate sind original vertreten. Die Ausstellung ist divers konzipiert, so dass sie eine lebendige Vorstellung von der Großflächigkeit der Anlage und deren Nutzungen vermittelt. Über Tissø hinaus sind auch andere Orte mit Objekten und Erzählungen vertreten.
Sie liefert ein neues Bild des vorchristlichen Glaubens mit einer gezeigten Verschränkung von Alltagspraxis, Herrschaft und Kult. Zur gleichen Zeit begab sich im Süden Europas die Zeit der Karolinger. Die Merowinger wurden 751 n. Chr. von den Karolingern verdrängt. Eine derartige Ausstellung hatte noch keine Vorläufer. Sie ist das gemeinsame Werk des Archäologischen Museums Frankfurt und des Dänischen Nationalmuseums Kopenhagen. Sie zeigt Kultareale, Tempelbauten und Opferplätze, gibt Auskunft über Feste, Handwerk, Handel und Jagd. Die Anlage diente stets auch als Versammlungsort im Geist einer Gemeinschaft sowie zur Ausübung ihrer religiösen Verpflichtungen. Sie war ein Ort der Fürsten, Häuptlinge und Kleinkönige, je nach Situation des Orts und Lage der Dinge in wandelbarer Zeit.
Heidentum und Christentum
Es wurden Opfer dargebracht, diese bestanden nicht nur in einfachen Gaben, mit Böcken, Pferden, Utensilien, Naturbeigaben zur Frühlingszeit - der Bezug zu Fruchtbarkeitsmythen versteht sich von selbst -, sondern auch in Menschenopfern. Das war in vorchristlicher Zeit Brauch. Über einen Zeitraum von 600 Jahren (6. bis 11. Jh.) drang das Christentum nach und nach in die heidnische Welt des Nordens ein. Junge Nachfahren werden in Kaiserpfalzen verschickt, ins Christentum eingeweiht, ihm zur Erziehung überstellt. ‚Wer auf dem Schlachtfeld stirbt, wird ins Paradies eingehen‘, diesem nordischen Ruf dürfte dann schon etwas weniger zugesprochen worden sein. Fortsetzung folgt
Foto: Goldener Armreif Råbilylle (Møn, DK), erste Hälfte 9. Jh. n. Chr. © Archäologisches Museum Frankfurt
Info:
‚Odin, Thor und Freyja‘, Skandinavische Kultplätze des 1. Jahrtausends n. Chr. und das Frankenreich; Ausstellung des Archäologischen Museums Frankfurt und des Dänischen Nationalmuseums Kopenhagen; 11. Februar bis 6. Juni 2017, Karmelitergasse 1, 60311 Frankfurt, Di-So 10-18 Uhr, Mi 10-20 Uhr.