Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der bildende Künstler Eric Isenburger (1902–1994) und seine Ehefrau und Muse, die Ausdruckstänzerin Jula Isenburger, geborene Elenbogen (1908–2000), hier in seinem Gemälde, zählen zu den nahezu völlig vergessenen Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.
In der Geburtsstadt Eric Isenburgers widmet ihnen das Museum Giersch der Goethe-Universität nun erstmalig eine umfassende, retrospektive Ausstellung.
Nach seiner Ausbildung an der Frankfurter Kunstgewerbeschule unternahm Eric Isenburger zahlreiche Studienreisen und verbrachte dann lange Zeit in Barcelona. Gemeinsam mit seiner Frau lebte er als freischaffender Künstler und Bühnengestalter zunächst in Wien, danach in Berlin. Bereits 1933 sah sich das jüdische Ehepaar Repressionen der nationalsozialistischen Diktatur ausgesetzt und begann seine einer Odyssee gleichende Flucht: Paris, Stockholm, Südfrankreich sowie die französischen Internierungslager Les Milles und Camp de Gurs bildeten Stationen in den folgenden Jahren, bis sie schließlich 1941 ein Visum für die USA erhielten. Sie konnten Europa über Lissabon Richtung New York verlassen, wo sie bis zu ihrem Lebensende wohnten.
Trotz dieser zum Teil schwierigsten äußeren Bedingungen schuf Eric Isenburger ein eigenständiges künstlerisches Werk, welches Porträts, Landschaften und Stillleben umfasst. Mit spätimpressionistischer Handschrift, zum Teil expressivem Duktus und in materialtechnischer Hinsicht experimentellem Gestus nahm der Maler Isenburger seine äußere Umwelt zum Ausgangspunkt, enthielt sich jedoch eines allzu eindeutigen Zeitkommentars. Sein außergewöhnliches Schaffen stellt eine wirkliche kunsthistorische Entdeckung dar!
Kommentar:
Solche Ausstellungen sind für uns enorm wichtig, denn sie zeigen auch so viele Jahrzehnte später, welchen kulturellen Kahlschlag die Nationalsozialisten in Deutschland verübten. Sie haben mit ihrer Judenverfolgung und dem Massenmord an ihnen auch deutsche Kultur vernichtet. Wir sind froh um jeden, der sich ins Ausland retten konnte, dort überlebte und sogar künstlerisch tätig sein konnte. Aber wir bedauern jeden Tag, daß dies nicht in Deutschland geschah.
Alle diese Menschen fehlen uns - und von diesen beiden, die wir nicht kannten, hören wir dank des Museums Giersch erst heute, 72 Jahre nach Kriegsende"
Foto:
Eric Isenburger: Jula, 1929 Öl auf Leinwand, 80,5 x 60,3 cm Privatsammlung Foto: Uwe Dettmar © Shmuel Elen, Israel
Info:
Ausstellungseröffnung: Sonntag, 15. Oktober 2017, 11 Uhr
Publikation: Der Katalog erscheint im Michael Imhof Verlag und kostet 29,- € im Museum.
Weitere Informationen zu Öffnungszeiten, Führungen, Vorträgen, Kinderprogramm und Sonderveranstaltungen unter http://www.museum-giersch.de/#/Presse. Förderer der Ausstellung: Stiftung Giersch, Georg und Franziska Speyer´sche Hochschulstiftung, Familien-Schultz-Frentzel-Stiftung.
Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main
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Das Museum Giersch der Goethe-Universität versteht sich als »Fenster der Universität« zur Stadt Frankfurt und der Region Rhein-Main. Das im Jahr 2000 gegründete Museum widmet sich seit vielen Jahren erfolgreich der Erforschung und Vermittlung regionaler Kunst – ein Alleinstellungsmerkmal im Kontext der reichen Frankfurter Museumslandschaft. Außerdem ist das Museum ein Schauplatz von Ausstellungsprojekten, in denen bedeutsame Aspekte des wissenschaftlich-intellektuellen Lebens der Goethe-Universität präsentiert werden.
Foto: Jula Isenburger, gemalt von ihrem Mann 1929, fotografiert von Uwe Dettmar© Shmuel Elon, Israel