Ausstellungen auf der KUNSTMEILE KREMS in Österreich 2013

 

Felicitas Schubert

 

Weltexpresso) – In Deutschland ist die Kunstmeile Krems viel zu wenig bekannt. Krems liegt an der Donau, dort, wo diese die wunderschöne Wachau mit ihren Weinbergen bildet, 50 Kilometern vor den Toren Wiens. Die Kunstmeile verläuft vom Stadtinneren von Krems in die mittelalterliche Altstadt von Stein und wird 2013 rund 22 Ausstellungen zeigen. Verschiedene Kultureinrichtungen sorgen dafür, daß Familien hier für alle ein Angebot finden.

 

KunstHalleKrems

 

Dies ist das internationale Ausstellungshaus des Landes Niederösterreich, dessen Thematik vom19. Jahrhundert bis heute reicht, mit dem Schwerpunkt des 20. und 21. Jahrhunderts. Einerseits sind in den letzten Jahren außergewöhnliche monographische Ausstellungen geboten worden, andererseits füllt die KunstHalleKrems eine nationale Lücke und stellt internationale Künstler aus, die selten oder sogar noch nie in Österreich zu sehen war. Oder bringt anscheinend das Gegenteil, nämlich außerordentlich bekannte Künstler, die dann aber ‚gegen den Strich’ präsentiert werden. Für alle Ausstellungsvorhaben gilt ein hoher Qualitätsanspruch und die Absicht, Altes und Neues zusammenzuführen, sagt Direktor Hans-Peter Wipplinger, der die Yoko Ono-Ausstellung persönlich kuratiert.

 

GROSSE GEFÜHLE

 

Dazu sagen die Ausstellungsmacher: Liebe, Zorn oder Trauer – Gefühle sind lebensbestimmende, komplexdynamische Prozesse, deren Äußerungen kulturell geformt und sozial erlernt werden. Die Ausstellung „Große Gefühle“ setzt sich mit den unterschiedlichen Ausformungen von Emotionen und ihrer jeweiligen Veränderung in den historischen Kontexten von Kunstwerken auseinander. Es werden rund 50 Werke der Gegenwartskunst gezeigt, die allesamt aus einer Turiner Sammlung kommen. Diesen Werken werden fast ebenso viele aus den Sammlungen des Kunsthistorischen Museums in Wien zur Seite gestellt - oder diametral gegenüber.

 

Beim Thema GEFÜHLE kann man sich dazu viel vorstellen, sei es, daß PATHOSFORMELN in Gesten, Gebärden und Mimiken untersucht und verglichen werden, oder daß grundsätzlich nach Kontinuität und Transformation in den Darstellungen der Emotionen gesucht wird. Die Künstler sind herausragend, wobei aus Wien Tizian und die Manieristen aus Prag Höhepunkte bilden.

 

Vom 10. März bis 30. Juni 2013

 

 

ELFIE SEMOTAN

Elfie Semotan (*1941), die Grande Dame der österreichischen Fotografie, arbeitete nach ihrer Ausbildung als Modedesignerin jahrelang als Modell, bevor sie Ende der 1960er-Jahre hinter die Kamera wechselte und mit ihren lyrischen Modefotografien internationalen Ruhm erlangte.

Ihre fotografischen Inszenierungen resultieren aus dem durchdachten Spiel mit Schärfegraden, Formen, Farben und originellen Perspektiven. Die Mode selbst steht nie im Vordergrund dieser artifiziellen Kompositionen, die über den Bruch mit gewohnten Sehweisen essenzielle Stimmungen sowie die Psychologie der Dargestellten einfangen. Auch in den für ihr Œuvre  bedeutenden Porträts berühmter Weggefährten, wie Helmut Lang, Franz West, Marina Abramovic, Louise Bourgeois oder Maria Lassnig, wird jegliche Fassade der Selbstdarstellung zugunsten intimer Charakteristiken durchstoßen. Stets offenbaren Semotans Fotografien ihre Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte und dem sie umgebenden Kunstgeschehen. Die Grenzen zwischen Werbefotografie und künstlerischer Fotografie sind in ihrer Arbeit, die Künstler(innen) wie Martin Kippenberger inspirierte, fließend. Dass von Elfie Semotan daher nicht als Modefotografin im klassischen Sinne gesprochen werden kann, führt die Schau eindrucksvoll vor Augen, da sie neben zahlreichen bekannten Werkserien den Fokus auf Arbeiten legt, die abseits der Werbefotografie entstanden. Semotans Aktfotografien oder ihre Straßenszenen von New York werden ebenso gewürdigt wie die „Wegwerffotos“, abstrakte Qualitäten annehmen.

Vom 14. Juli bis 6. Oktober 2013

 

KIKI KOGELNIK Retrospektive

Kiki Kogelnik (1935–1997) zählt zu den international bedeutendsten Positionen der österreichischen Kunst des 20. Jahrhunderts. Ihr facettenreiches Schaffen brachte ein Kaleidoskop von Bildwelten hervor: von wenig bekannten grafischen Arbeiten, abstrakt-informellen Kompositionen und von der Pop-Art beeinflussten Malereien über skulpturale „Hangings“ aus Vinyl bis hin zu den Werkgruppen der 1980er-/1990er-Jahre, die sich durch zunehmende körperliche Fragmentierung und Abstrahierung auszeichnen.

Bereits in den 1950er-Jahren zählt Kogelnik mit Rainer, Hollein, Mikl und Lassnig zum Kreis der jungen Avantgarde im Umfeld der Wiener Galerie nächst St. Stephan. Ihr malerisches Frühwerk zeigt Einflüsse nachmoderner Abstraktion, bewegt sich jedoch schnell hin zu informellen, gestisch formulierten Bildentwürfen. 1961 übersiedelt sie nach New York, freundet sich mit Lichtenstein, Oldenburg, Warhol und Wesselmann an und entwickelt eine eigenständige Variation der Pop-Art. Fasziniert von der Urbanität und Vitalität New Yorks widmet sie sich Fortschrittsthemen wie der Weltraumfahrt, ohne über gesellschaftspolitische und militärische Aspekte hinwegzusehen. Auf die erste Welle des Feminismus antwortet Kogelnik in den 1970er-Jahren mit Frauenbildern, in denen sie weibliche Klischees auf ironische Weise demontiert und sexuelle Attribute und Schönheitsideale der Medienwelt paraphrasiert.

Vom 14. Juli bis 6. Oktober 2013

 

 

YOKO ONO HALF-A-WIND SHOW. Retrospektive

Die 1933 in Tokio geborene und in New York lebende Künstlerin Yoko Ono erlangte bereits Mitte der 1950er-Jahre im Bereich der Avantgarde- bzw. Performancekunst große Bekanntheit und zählte etwas später mit John Cage zu den treibenden Kräften der Fluxusbewegung.

Seit Beginn ihres Schaffens machte sie es sich zur Aufgabe, die konventionellen Betrachtungsweisen der bildenden Kunst zu hinterfragen, die Passivität des Betrachters/der Betrachterin zu verändern und mittels provokanter Impulse eine breite Öffentlichkeit anzusprechen. Yoko Ono hat diesen Ansatz verinnerlicht und schuf in den letzten sechs Jahrzehnten ein epochales, medienübergreifendes Gesamtwerk.

Nach begonnenem Philosophiestudium in Tokio übersiedelte die Künstlerin 1952 nach New York, wo sie zeitgenössische Komposition und Poesie studierte und sich insbesondere mit der Zwölftonmusik auseinandersetzte. Mit ihrem ersten Ehemann, dem japanischen Komponisten Ichiyanagi Toshi, realisierte sie bereits ab 1955 Performances. Einen Markstein der Konzeptkunst setzte Yoko Ono in der 1962 gezeigten Ausstellung „Works of Yoko Ono“ im Sogetsu Art Center, in der sie keine Gemälde, sondern lediglich deren Ideen als „Instructions“ präsentierte. Ihre Performance „Cut Piece“ aus dem Jahr 1964, in der sich Yoko Ono vom – vornehmlich männlichen – Publikum mit einer Schere die Kleidung vom Leib schneiden ließ, ging wiederum als protofeministische Aktion in die Kunstgeschichte ein. Mitte der 1960er-Jahre entstehen auch konzeptuell orientierte Filme, mit denen sie eine eigenständige, formalistisch-radikale Position in der Geschichte des experimentellen Avantgardefilms einnimmt. 1966 begegnete die in Kunstkreisen bereits etablierte Künstlerin John Lennon. Ihre gemeinsamen politisch wie künstlerisch orientierten „Love and Peace“-Aktionen stehen für ein Verschmelzen zweier eigenständiger Positionen zu einer künstlerischen Einheit mit dem Ziel, durch Kunst gesellschaftsverändernde Impulse zu setzen.

Die Schau in der Kunsthalle Krems ist die erste umfassende Retrospektive der Künstlerin in Österreich, die 2009 auf der Biennale von Venedig mit dem „Goldenen Löwen“ für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Die Ausstellung der Schirn Kunsthalle Frankfurt in Kooperation mit der Kunsthalle Krems, dem Louisiana Museum of Modern Art sowie dem Guggenheim Bilbao präsentiert die Künstlerin in der ganzen Diversität ihres umfassenden Schaffens.

Vom 20. Oktober 2013 bis 23. Februar 2014

www.kunstmeile-krems.at

www.kunsthalle.at