Bildschirmfoto 2018 09 08 um 08.39.36Zeittafel der Restaurierungen und Untersuchungen des Isenheimer Altars und das neue Vorhaben

Hubertus von Bramnitz

Colmar (Weltexpresso) - Ehe wir nun richtig der Entstehung des Isenheimer Altars nachgehen und auf seine Künstler tiefer eingehen, ein kurzer Abriß, daß dieser in Isenheim geschaffene mehrflügelige Altar - das Polyptychon von 1512 bis 1516 durch Matthias Grünewald gemalt und der Schrein mit Skulpturen von Niklaus von Hagenau geschnitzt - durch die Wirren der Französischen Revolution nach Colmar kam, das war 1793. Und als dann realtiv früh im Jahr 1853 das Museum, heute: Unterlinden, in den noch stehengebliebenen Resten des zerstörten  Dominikanerinnen-Klosters Unter den Linden eingezog, wurde der Isenheimer Altar als Schlüsselwerk, als bedeutendstes Kunstwerk dort aufgestellt.  
Erst seit der Altar in Colmar gesichert war, ist auch bekannt, in welcher Weise, welche Teile und durch wen er geschützt, gereinigt, eben restauriert wurde. Da seit jeher der Firnißauftrag die erste Maßnahme noch durch den Künstler war, galt dieser Fixierung das Hauptinteressen, da es verschiedene Qualitäten des Auftrags gab. Und es gibt auch Gefahren für Gemälde. Außerdem wurden das mittelalterlich deutsche Colmar und  der Elsaß  in den jahrhundertelangen  Auseinandersetzung der Neuzeit zwischen Frankreich und Deutschland hin und hergeschoben, bis das Gebiet endgültig nach 1945 französisch blieb.

1794-1797
Firnisauftrag und Fixierung (?) der Flügelbilder durch den Colmarer Maler Jean-Jacques Karpff

1842
Firnisauftrag, Fixierung und Reinigung der Beweinung Christi (?, das Dokument liefert keine präzise Angaben) durch den Straßburger Restaurator Guérin

1902-1903
Reinigung und Firnisabnahme bei allen Flügelbildern durch den Freiburger Restaurator Schultis

1903
Ein Sturz der Tafel des Hl. Antonius bewirkt einen Riss über die gesamte Höhe, Restaurierung durch Schultis

1917-1919
Behandlung gegen Schadinsekten und Fixierung der Malschicht unter der Leitung von Professor Kinkelin in München

1932-1933
Firnisauftrag und Fixierung durch den Pariser Restaurator Leguay

1955
Reinigung und Abnahme alter Firnisschichten sowie neuer Firnisauftrag durch den Pariser Restaurator Lucien Aubert

1974
Kampagne zur Erneuerung des Firnisauftrags

1986
Fixierung der Polychromierung der Skulpturen durch Juliette Lévy und Marie-Emmanuelle Meyohas

1988
Behandlung gegen Schadinsekten durch den Restaurator Aubert Gérard in Vesoul

1990
Erneuerung des Firnisauftrags durch Michel Jeanne und Alain Jarry

2011
Dünnung der Firnisschichten und Fixierung von Farbabhebungen an der Tafel Die Versuchung des hl. Antonius durch Carole Juillet und Florence Meyerfeld

2013-2014
Untersuchungen und Analysen im Auftrag von Museumsleitung, C2RMF und Wissenschaftlichem Beirat zur Restaurierung des Isenheimer Altars. Leitung der Untersuchung durch Antony Pontabry

Die Motive, sich so gründlich des Altars anzunehmen und die Restaurierungsarbeiten öffentlich durchzuführen, wurden in den ersten beiden Artikeln genannt. Außerdem sind die Museumsverwaltungen und die Vergabe der notwendigen Arbeiten in Frankreich bürokratisch abgesichert, für den Isenheimer Altar gibt es also einen BEIRAT ZUR RESTAURIERUNG. Wie schon ausgeführt sind dies einheimische und ausländische ausgewiesene Experten, meist also aus Museen, die über Erfahrungen mit Grünewaldrestaurierungen haben, wie Karlsruhe und Basel, aber auch von Universitäten und überhaupt aus den Bereichen deutscher Malerei und Plastik des 16. Jahrhunderts sowie deren Konservatoren und Restauratoren.

Um deutlich zu machen, welche Dimensionen diese Beiräte und Kommissionen auszeichnet, wollen wir sie namentlich und mit ihrer Funktion nennen. 

COMITÉ DE PILOTAGE

Blandine Chavanne
Cheffe du service des musées de France par intérim

Thierry Cahn
Präsident der Société Schongauer, stellvertretender Vorsitzender

Christelle Creff-Walravens
Kulturbehörde der Region Grand-Est, oder deren Stellvertreterin

Pantxika De Paepe
Direktorin des Musée Unterlinden, Colmar

Isabelle Pallot-Frossart
Direktorin des C2RMF, oder deren Stellvertreterin 


COMITÉ SCIENTIFIQUE

Dietmar Lüdke
Conservateur honoraire, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Vorsitzender

Karin Achenbach-Stolz
Restauratorin, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Sébastien Allard
Directeur du département des peintures, Musée du Louvre, oder dessen Stellvertreter

Françoise Auger-Feige
Gemälderestauratorin

Bodo Brinkmann
Kurator, Kunstmuseum Basel

Sophie Guillot de Suduiraut
Conservatrice honoraire, Abteilung Skulpturen, Musée du Louvre

Thomas Heidenreich
Restaurator, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Sophie Jugie
Direktorin der Abteilung Skulpturen, Musée du Louvre, oder deren Stellvertreterin

Philippe Lorentz
Professor für die Geschichte des Mittelalters, Université Paris IV-Sorbonne, Directeur d’études


STÄNDIGE BERATER DES WISSENSCHAFTLICHEN BEIRATS

Lorraine Mailho
Conservatrice générale, Leiterin der Abteilung Restaurierung des C2RMF

Michel Menu
Leiter der Abteilung Forschung des C2RMF


Präsentation der Restaurierungsteams (Los 1 und Los 2)

Los 1: Skulpturen – Leitung Juliette Lévy (10 Personen)

7 Restauratorinnen Skulpturen, 1 Holzrestaurator, 2 Fotografen

Restauratorinnen Skulpturen: Anne Gérard Bendélé, Juliette Lévy, Emilie Massé, Delphine Masson, Marie-Emmanuelle Meyohas, Azzurra Palazzo et Jennifer Vatelot ;

Holzkonstruktion: Aubert Gérard;

Fotografien: Anne Chauvet et Bertrand Leroy.


Los 2: Gemälde – Leitung Anthony Pontabry

2 Restauratoren BIldträger, 10 Restauratoren Bildschicht, 7 Restauratoren Rahmen, 2 Fotografen (21 Personen)

Restauratorinnen/Restauratoren Bildschicht : Anthony Pontabry, Emmanuella Bonaccini, Marie Bégué, Luciana Bocca, Cornelia Cione, Cécile Gouton, Isabelle Leegenhoek, Agnès Malpel, Julie Sutter, Béatrice Villemin.

Restauratoren Bildträger : Aubert Gérard, Jean Perfettini.

Restauratorinnen Rahmen: Anne Gérard- Bendelé, Julie André, Juliette Lévy, Emilie Masse, Delphine Masson, Azzura Palazzo, Jennifer Vatelot, restauratrices cadre

Fotografien: Anne Chauvet, Bertrand Leroy


Weitere Infos über die Restaurierung

Aufftraggeber:
Musée Unterlinden

Eigentümer des Isenheimer Altars:
Republik Frankreich

Vorsitz des Leitungsausschusses:
Blandine Chavanne, Cheffe du service des musées de France par intérim, und Thierry Cahn, Präsident der Société Schongauer

Dauer der Kampagne: 3 bis 4 Jahre

Voraussichtliche Kosten der Restaurierung:
655 800 € TTC (hohe Schätzung und Optionen beider Lose)
Unterstützt durch das französische Kulturministerium

Sponsoren:
Timken
Fondation du Patrimoine Crédit Agricole Alsace Vosges AG2R La Mondiale
SPIE Est
SME
Weleda

Ab den 4. September 2018, startet eine Sponsoringkampagne zur finanziellen Unterstützung der Kampagen.

Foto:
Ausschnitt: Johannes, der Täufer zeigt auf Jesu © musée unterlinden