
Claudia Schulmerich
Wien (Weltexpresso) - Im ersten Raum hängen 23 sakrale Werke und Andachtsgemälde mit den Themen CHRISTUS und...und auch Apostel-, Marien- und Heiligendarstellungen, unter denen sofort ein Bild den Blick in die rechte Ecke zieht: CHRISTUS UND DER UNGLÄUBIGE THOMAS von 1777. Kein Wunder, daß dieses großformatige Bild dem Leopoldmuseum gehört. Denn Rudolf Leonhard war einer, der Bilder geradezu fanatisch liebte und bei diesem Bild weiß man sofort, warum er es haben mußte.

Der zweite Raum hat seine Bedeutung ja nicht, weil hier das Religiöse keine Rolle spielt, sondern darin, daß auch

In diesem Raum hängt ein für den Maler Gemälde biographisch wichtig für den Maler. Das schuf er nämlich 1768

Längst sind wir im dritten Raum und damit in einer Zeit, wo auch das Bürgertum nicht nur seinen eigenen Stand hat, sondern sein Haus mit Kunst schmückt. Diese Auftraggeber bedingen geradezu solche Genreszenen, die kleinformatig Geschichten aus dem Alltag erzählen – uns heute übrigens unersetzlich als bildliche Kenntnis von Handwerk, den Menschen und ihren Utensilien – und sich bestens an der Wand der Guten Stube machten. Auch hierin zeigt sich Kremserschmidt als Meister, denn die oft Ton in Ton, also sehr erdfarben gehaltenen Werke sind eigenständig und keine Kopien der niederländischen oder spanischen Vorbilder. Ein Bild ragt in diesem Raum heraus.

Die Ausstellung zum Kremser Schmidt im Belvedere gehört zu denen, die auf einen Blick – und so heißt ja auch das gemeinsame Programm dieser Kabinettsausstellungen – einen Künstler in seiner Zeit erfahrbar machen – und erklärbar eben auch. Denn wir wollen heute in Museen nicht nur Kunst genießen, das auch, aber ebenso um die Bedingungen von Kunst in ihrer Zeit erfahren und darum beides mit nach Hause tragen: das Gefühl von Schönheit und dem, was frühere Zeiten das Erhabene nannten, eigentlich also etwas, was nur Bilder und nicht Worte in uns erzeugen können, darüberhinaus aber auch einem gesicherten Wissen über die Zeit der Entstehung der Bilder und den Maler, der diese Emotionen zum Ausdruck bringen konnte. Da ist dem Kurator Georg Lechner wirklich eine gute Ausstellung gelungen, weshalb wir ihn unbedingt noch einiges fragen mußten.
FORTSETZUNG FOLGT
Fotos:
© belvedere.at
Info:
Die Ausstellung ist gerade eröffnet worden und wird im Oberen Belvedere bis zum 19. Februar 2019 gezeigt.
Katalog zur Ausstellung DER KREMSERSCHMIDT. ZUM 300. GEBURTSTAG, Hrsg. Stella Rollig, Georg Lechner, Belvedere Wien 2018
Gelungen ist neben der eindrucksvollen Ausstellung auch der Katalog, der schon deshalb wichtig ist, weil selbst diejenigen, die den Maler noch kennen, dennoch über Lebens- und Werksumstände wenig wissen, was man hier nachholen kann. Das für mich persönlich Wichtige ist, daß alle gezeigten Werke auf 63 Tafeln auf je einer eigenen Seite in ihrer Farbigkeit abgebildet sind und umfassende Dokumentationen über den Weg des Bildes durch die Zeit besitzen, wie es heute, wo Provenienzforschung fast Alltag in Museen geworden ist, üblich sein sollte.