Gegenwärtige Ausstellungen der Berlinischen Galerie und die kommenden von 2019, Teil 1/2
Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Gegenwärtig ist die Ausstellung noch im Frankfurter Städel zu sehen: „Lotte Laserstein. Von Angesicht zu Angesicht" (ab 5.04.–12.08.2019 in Berlin) , die von beiden Museeen erarbeitet wurde. Zentrales Thema von Lotte Laserstein ist die Porträtmalerei. Der Fokus der Schau liegt auf der Schaffensphase der 1920er und 1930er Jahre, die als Glanzpunkte von Lasersteins Karriere anzusehen sind. Darüber hinaus werden wichtige in der Emigration entstandene Arbeiten präsentiert.
Freiheit
Die Kunst der Novembergruppe 1918-1935
09.11.2018–11.03.2019
Demokratie und Vielfalt. Die bereits im November 1918 während der Revolution in Berlin initiierte Künstler*innenvereinigung Novembergruppe entwickelte sich rasch zum starken, innovativen Spieler in der Kunstwelt und auf dem Gesellschaftsparkett der Weimarer Republik. Der pluralistisch verfasste Verein war offen für alle Stilrichtungen der Bildenden Kunst, für Architekt*innen, Schriftsteller*innen, Komponist*innen und Filmemacher*innen. Eine Plattform für Freiheit, Demokratie und Vielfalt. Von 1919 bis 1932 realisierte die Novembergruppe knapp 40 Ausstellungen, veröffentlichte Publikationen und veranstaltete Konzerte, Lesungen, Feste und Kostümbälle. So wurde die Gruppe auf vielen Ebenen zur Kunstvermittlerin der Moderne und sorgte für Gesprächsstoff und heftigen Streit. Mit 119 Werken von 69 Künstler*innen, darunter 48 Gemälde, 14 Skulpturen, 12 Architektur-modelle und -zeichnungen, feiert die Berlinische Galerie mit dieser allerersten umfassenden Überblicksschau den 100. Geburtstag der bekanntesten unbekannten Kreativgemeinschaft in dramatischen Zeiten. Neben den Stars der Avantgarde, Belling, Dix, Höch, Klee, Mendelsohn, van der Rohe, Pechstein u.a., bietet das Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur auch zahlreiche Entdeckungen und Wiederentdeckungen: u.a. Dungert, Dexel, Kulvianski, Roeder, Tappert, Völker, Wetzel.
Künstler*innen (Auswahl):
Rudolf Belling, Otto Dix, Max Dungert, Theo van Doesburg, Curt Ehrhardt,
Otto Freundlich, Paul Goesch, Walter Gropius, George Grosz, Oswald Herzog, Hannah Höch, Issai Kulvianski, Paul Klee, El Lissitzky, Moriz Melzer,
Erich Mendelsohn, Ludwig Mies van der Rohe, László Moholy-Nagy, Piet Mondrian, Otto Möller, Max Pechstein, Iwan Puni, Hans Richter, Emy Roeder, Georg Scholz, Kurt Schwitters, Fritz Stuckenberg, Max Taut und Georg Tappert.
Ausstellungsarchitektur und Farbgestaltung: david saik studio
Die Ausstellung findet statt im Rahmen des Themenwinters „100 Jahre Revolution – Berlin 1918|19“ in Kooperation mit Kulturprojekte Berlin.
Sie steht unter der Schirmherrschaft von Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin. Ausstellung und Katalog werden unterstützt durch den Hauptstadtkulturfonds, die Lotto-Stiftung Berlin, die Ernst von Siemens Kunststiftung und den Förderverein der Berlinischen Galerie.
Julian Charrière
As We Used To Float
GASAG-Kunstpreis 2018
27.09.2018–08.04.2019
Im Rahmen des GASAG Kunstpreises 2018 zeigt Julian Charrière (*1987) in der Berlinischen Galerie eine multimediale Rauminstallation, die das Publikum unter die Wasseroberfläche des Pazifischen Ozeans führt. 70 Jahre nach den ersten US-amerikanischen Kernwaffentests auf dem Bikini-Atoll hat sich der Künstler auf Expedition in ein geographisches Gebiet begeben, das durch die verursachten Umweltschäden für den Menschen dauerhaft unbewohnbar gemacht wurde.
"As We Used to Float" zeigt die Hinterlassenschaften der Bombentests oberhalb wie unterhalb des Meeresspiegels und macht sie als Raumerfahrung physisch erlebbar. Als ungewollte Denkmäler stehen sie für das Spannungsverhältnis zwischen menschengemachten und natürlichen Transformationsprozessen.
Für Julian Charrière markieren sie zugleich den Zeitpunkt, an dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren für die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist.
Julian Charrière ist 1987 in Morges in der französischen Schweiz geboren. 2006 begann er ein Kunststudium in der Schweiz und wechselte 2007 an die Universität der Künste Berlin, wo er 2013 sein Studium bei Olafur Eliasson am Institut für Raumexperimente abschloss. Seine Arbeiten waren bereits in zahlreichen internationalen Ausstellungen vertreten, unter anderem 2017 in der Hauptausstellung der Biennale in Venedig. Die Ausstellung in der Berlinischen Galerie ist seine erste institutionelle Einzelausstellung in Berlin.
12x12. Der IBB-Videoraum in der Berlinischen Galerie 28.11.2018—07.01.2019: Nina E. Schönfeld 09.01.2019—04.02.2019: Vajiko Chachkhiani 06.02.2019—04.03.2019: Sebastian Stumpf
Im IBB-Videoraum werden innerhalb eines Jahres zwölf Künstler*innen präsentiert, die durch einen innovativen Umgang mit Film und Video aufgefallen sind. Jeden Monat ermöglicht eine Auswahl an Arbeiten eine intensive Auseinandersetzung mit einer künstlerischen Position. Das Programm umfasst nicht nur etablierte Vertreter*innen der zeitgenössischen Videokunst, sondern auch junge Künstler*innen, deren Werke bisher kaum in Museen zu sehen waren. Die Realisierung erfolgt mit Unterstützung der Investitionsbank Berlin (IBB).
10 Jahre Videoart at Midnight
30.11.2018–11.03.2019
Eröffnung: 29.11.2018, 19 Uhr
Die Berlinische Galerie zeigt raumgreifende Videoskulpturen von Raphaela Vogel (*1988) in der ersten institutionellen Einzelausstellung der Künstlerin in Berlin. Die Präsentation ist Teil des Festivals zum 10 jährigen Jubiläum von Videoart at Midnight. Die eigene, weibliche Körperlichkeit und die oftmals männlich geprägte Technik sind Themen, die Raphaela Vogel in ihren postapokalyptischen, an Frankenstein erinnernde Welten immer wieder neu und nicht ohne Humor behandelt. Dabei wird alles umgestülpt, gedreht, verwandelt, dekonstruiert und erfrischend respektlos neu gedeutet: Das Dixi-Pissoir, der Heukran, Hochspannungsisolatoren, Projektionstechnik und Kameradrohnen werden zu seltsamen Monstern, die sowohl die Filme als auch den Ausstellungsraum bevölkern. Diesen unheimlichen Wesen setzt sich die Künstlerin in ihrer eigenen Fragilität und Verletzlichkeit aus und stellt sich ihnen in einem hoffnungslos scheinenden Kampf entgegen.
Die Ausstellung wird kuratiert von Olaf Stüber, Videoart at Midnight. Sie wird ermöglicht durch den Hauptstadtkulturfonds.
Videoart at Midnight Festival ’18 feiert 10 Jahre und 100 Künstler*innen mit Filmtagen, Symposium, Ausstellungen und Campus. In Kooperation mit Kino Babylon, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), KW Institute for Contemporary Art, Berlinische Galerie, Galerie Pankow, Akademie der Künste.
Weitere Informationen zum Festival:
www.videoart-at-midnight.de
Fotos:
In der Reihenfolge
Sitzende mit Bühnenmaske von Oskar Schlemmer im Stahlrohrsessel von Marcel Breuer.
Erich Consemüller, um 1926, Bauhaus-Archiv Berlin
© Dr. Stephan Consemüller
Nina E. Schönefeld, Dark Waters, 2018
© Nina E. Schönefeld
Raphaela Vogel, Uterusland 2017
© Raimund Zakowski, Hannover, Courtesy BQ, Berlin und Raphaela Vogel