Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Lotte Laserstein gehört zu den allerbesten der jüngeren Malergeneration“, schwärmte die Presse 1929. Ihr glanzvoller Aufstieg Ende der 1920er Jahre endete schnell: Die an der Akademie in Berlin ausgebildete Malerin mit jüdischem Hintergrund wurde nach 1933 aus dem öffentlichen Kulturbetrieb ausgeschlossen. 1937 emigrierte sie nach Schweden, wo ihr Werk weitgehend in Vergessenheit geriet.
Lotte Laserstein:
Von Angesicht zu Angesicht
05.04.–12.08.2019
Zentrales Thema von Lotte Laserstein ist die Porträtmalerei. Akademisch- handwerklich geschult, schließt ihre Malerei am deutschen Naturalismus des späten 19. Jahrhunderts an. Dabei machen Nüchternheit in der Darstellung und Modernität im Bildausschnitt ihre Darstellungen einzigartig.
Obwohl sich in Lasersteins Arbeiten Anklänge an die Neue Sachlichkeit finden, ist ihr Malstil weder objektivierend unterkühlt noch gesellschaftskritisch überzeichnet.
Die vom Städel Museum in Frankfurt organisierte und im Herbst 2018 dort gezeigte Ausstellung Von Angesicht zu Angesicht wird von der Berlinische Galerie 2019 übernommen und um weitere Leihgaben erweitert. Der Fokus der Schau liegt auf der Schaffensphase der 1920er und 1930er Jahre, die als Glanzpunkte von Lasersteins Karriere anzusehen sind. Darüber hinaus werden wichtige in der Emigration entstandene Arbeiten präsentiert.
Ausgewählte Werke aus der Sammlung der Berlinischen Galerie, etwa von Christian Schad, Jeanne Mammen, Anne Ratkowski oder Georg Neuschul, ergänzen Lasersteins Gemälde und stellen sie in den Kontext der Bildnis- und Aktmalerei der Neuen Sachlichkeit, um zugleich die Eigenständigkeit ihres Realismus heraus zu streichen.
Die Ausstellung wird unterstützt von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Fazit
27.04.–19.08.2019
Die Ausstellung Fazit ist der Auftakt für ein gleichnamiges künstlerisches Projekt von realities:united. Anlässlich der beginnenden Abschaltung der großen und zentralen Wärmekraftwerke in Deutschland wird deren künstlerisches Potential für den damit einhergehenden industriellen, kulturellen und sozialen Wandel thematisiert. Der Vorschlag: Noch aktive Kraftwerke sollen in dieser Phase so modifiziert werden, dass sie nicht mehr nur Energie und Schadstoffe produzieren, sondern auch weithin sichtbare Zeichen in die Luft abgeben – als Symbol und Leitbild dieser Transformation.
Die gesellschaftliche Debatte rund um die Energiewende und die damit einhergehenden Chancen und Herausforderungen sollen im Rahmen der Ausstellung in der Berlinischen Galerie mit Vertreter*innen der Energiebranche, von Umweltverbänden, Künstler*innen und Besucher*innen weitergeführt werden. Die Ausstellung fungiert als Inkubator für das langfristige künstlerische Projekt und für eine nachhaltige kulturelle Auseinandersetzung mit dem Thema.
realities:united wurde 2000 von Jan Edler und Tim Edler als Studio für Kunst und Architektur gegründet. Internationales Renommee erfuhren sie u.a. mit BIX, einer Licht- und Medienfassade für das Kunsthaus in Graz. Die beiden Brüder sind auch die Initiatoren von Flussbad Berlin, einem von Bund und Land getragenen Stadtentwicklungsprojekt zur gemeinschaftlichen Nutzung des Spreekanals im Zentrum Berlins.
André Kirchner
Stadtrand Berlin
01.05.–12.08.2019
Anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls zeigt die Berlinische Galerie erstmalig ein besonderes Konvolut ihrer Sammlung. Für die Serie „Stadtrand Berlin“ (1993/1994) fotografierte der bekannte Fotograf André Kirchner (*1958) entlang der historischen Stadtgrenze des nun wieder vereinten Berlins. Geografischer Ausgangspunkt der Serie war der ehemalige Grenzkontrollpunkt Drewitz. Als Perspektive wählte Kirchner den Blick vom Umland in Richtung Stadt. Gegen den Uhrzeigersinn fortschreitend bewegte er sich von März 1993 innerhalb eines Jahres bis zur Glienicker Brücke vor Potsdam. In 60 Einzelaufnahmen entstand so ein Bild von der Peripherie Groß-Berlins, wie sie 1920 mit der Eingemeindung festgelegt worden war und mit ihrer Länge von 234 km nahezu der heutigen Ausdehnung entspricht.
In Kirchners Panoramabildern werden auf subtile Weise die Spuren von 100 Jahren Stadtgeschichte sichtbar. Die dokumentarisch angelegte Serie zeigt neben Relikten der Berliner Mauer auch Gehöfte, die auf bäuerliches Leben verweisen, lange Chausseen, Ruinen von Fabriken, die durch die fortschreitende Industrialisierung im 20. Jahrhundert entstanden, und auch moderne Satellitenstädte.
André Kirchner, Stadtrand Berlin 1993, 1993,
© André Kirchner, Repro: Anja Elisabeth Witte
original bauhaus
Die Jubiläumsausstellung
06.09.2019–27.01.2020
Das Bauhaus bestand in Deutschland nur 14 Jahre, seine Ideen werden jedoch seit 100 Jahren weitergetragen, seine Produkte neu aufgelegt, imitiert oder weiterentwickelt. Anlässlich des 100. Gründungsjubiläums des Bauhauses zeigt die Ausstellung des Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung in der Berlinischen Galerie berühmte, bekannte und vergessene Bauhaus-Originale und erzählt die Geschichte hinter den Objekten.
Ausgehend von 14 Objekten entfaltet „original bauhaus“ 14 Fallgeschichten:
Wie wurde die Sitzende im Stahlrohrsessel zur berühmtesten Unbekannten des Bauhauses? Hat das Haus am Horn in Weimar einen heimlichen Zwilling?
Wieso blieb das Tee-Extraktkännchen, als Prototyp für die Industrie geschaffen, immer Unikat? Zu sehen sind Kunst und Design aus der Sammlung des Bauhaus- Archivs, besondere Leihgaben aus internationalen Sammlungen und künstlerische Positionen, die das Bauhaus-Erbe neu betrachten.
Die Jubiläumsausstellung des Bauhaus-Archivs / Museum für Gestaltung, Berlin, in Kooperation mit der Berlinischen Galerie wird gefördert durch das Land Berlin und die Kulturstiftung des Bundes.
Bettina Pousttchi
Eröffnung im Rahmen der Berlin Art Week 2019
Bettina Pousttchi arbeitet an der Schnittstelle von Fotografie, Skulptur und Architektur. Ihre temporären fotografischen Interventionen im öffentlichen Raum bedecken oft ganze Häuserfassaden und nehmen Bezug auf den urbanen oder historischen Kontext eines Ortes.
Häufig verbindet Pousttchi Fragen nach der Wirkungsweise von Fotografie zwischen Abbild- und Konstruktionsmedium mit solchen nach dem Verhältnis von Erinnerung und Geschichte. Ihr Interesse an den Strukturen des öffentlichen Raumes setzt sich in ihren Skulpturen fort, die vielfach aus transformiertem Stadtmobiliar wie Absperrgittern, Straßenpfosten oder Fahrradständern bestehen. Die in Berlin lebende Künstlerin wird für die erste große Ausstellungshalle des Museums eine ortsspezifische Installation entwickeln.
Bettina Pousttchi wurde 1971 in Mainz geboren. Sie studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und absolvierte das Whitney Independent Study Program in New York. Große Bekanntheit erlangte sie in Berlin durch ihre Fotoinstallation Echo (2009/2010) an der Fassade der Temporären Kunsthalle. In den vergangenen Jahren hat sie zahlreiche internationale Einzelausstellungen realisiert, so am Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington DC, dem Arts Club of Chicago, der Phillips Collection in Washington, D.C., dem Nasher Sculpture Center in Dallas und der Kunsthalle Basel.
Sammlungspräsentation:
Kunst in Berlin 1880–1980
Der Rundgang durch die Sammlung reicht von der Malerei der Kaiserzeit Ende des 19. Jahrhunderts über Werke des Expressionismus, der Osteuropäischen Avantgarde bis hin zur Architektur der Nachkriegsmoderne und der Heftigen Malerei der Siebziger Jahre. Gezeigt werden Hauptwerke der Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie und Architektur. Sie stehen für die Vielfalt der künstlerischen Ansätze und Stile, aber auch für die Spannungen, Gegensätze und Brüche, die bis in die aktuelle Zeit für den Kunststandort Berlin charakteristisch sind. Ein Raum in der Sammlungspräsentation ist mit 40 Werken dem Fotografen Heinz von Perckhammer (01.10.2018–28.01.2019) gewidmet: Eine Fotografenkarriere zwischen Weimarer Republik und Nationalsozialismus.
Auf dem Weg zum barrierefreien Museum: Tastmodelle, ein taktiles Leitsystem und eine Audio-App ermöglichen blinden und seheingeschränkten Besucher einen Zugang und bieten zugleich ein Kunsterlebnis mit allen Sinnen.
Das Projekt ist eine Kooperation der Berlinischen Galerie mit dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband, mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, gefördert durch die Aktion Mensch.
Künstler*innen (Auswahl): Marta Astfalck-Vietz, Georg Baselitz,
Christian Borchert, Otto Dix, Rainer Fetting, Fidus (Hugo Höppener), Naum Gabo, Herbert Garbe, Jacoba van Heemskerk, Werner Heldt, Paul Rudolf Henning, Hannah Höch, Karl Hofer, Hans Hollein, Oskar Kokoschka, Fritz Kühn,
Erna Lendvai-Dircksen, Max Liebermann, El Lissitzky, Jeanne Mammen,
Ludwig Meidner, Otto Nagel, Felix Nussbaum, Georgij Petrussow, Christine und Horst Redlich, Sergius Ruegenberg, Erich Salomon, Gertrude Sandmann,
Egmont Schaefer, Karl Schenker, Fred Thieler, Hans Uhlmann, Oswald Mathias Ungers mit Max Dudler, Wolf Vostell, Anton von Werner, Julie Wolfthorn, Heinrich Zille.
Ausstellungsarchitektur und Farbgestaltung: david saik studio
Fotos:
In der Reihenfolge
Lotte Laserstein, Liegendes Mädchen auf Blau, um 1931, Privatbesitz, Courtesy Das Verborgene Museum, Berlin,
© VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Sitzende mit Bühnenmaske von Oskar Schlemmer im Stahlrohrsessel von Marcel Breuer, Foto: Erich Consemüller, um 1926, Bauhaus-Archiv Berlin
© Dr. Stephan Consemüller
Fidus (Hugo Höppener), Tempeltanz der Seele, um 1910, drittes Bild aus dem fünfteiligen Zyklus,
© VG Bild- Kunst, Bonn 2018
Info:
Öffnungszeiten an den Feiertagen sind:
Geschlossen am 24.12. und 31.12.2018
Geöffnet am 25.12. und 26.12.2018 (10 bis 18 Uhr)
Geöffnet am 01.01.2019 (10 bis 18 Uhr)