hwk 1 1090310Auf den Spuren zeitgenössischer Kunst in Thailand, Teil 1/2

Hannah Wölfel & Hanswerner Kruse

Thailand (Weltexpresso) - Auf einer Rundreise durch Thailand überraschen uns zahlreiche - oft schwer zu findende - Museen, Galerien und Biennalen mit zeitgenössischer Kunst. Die Fülle der entdeckten Werke macht deutlich, thailändische Kunst ist aktuelle Weltkunst und besteht nicht nur aus Buddhas in goldenen Tempeln, mittelmäßiger Hotelmalerei oder kitschigen Touristen-Souvenirs.


Biennale in Bangkok: Zeitgenössische Kunst zum Anfassen

hwk 1a 1090300Durch das gesamte futuristische „Bangkok Art and Culture Centrum“ (BACC) hängen aneinander montierte, große bunte Plastikkörbe: so wie dicke Schlangen, zwischen denen man sich durchzwängen kann. In ein großes, geschlossenes Gebilde aus Plastikplanen darf man hineinkriechen. Eine Installation aus weiß bemalten schwarzen Flaschen wirkt wie ein Leichenfeld. Erstaunt erleben wir die erste Biennale im BACC, mitten in der City zwischen gigantischen Warenhaus-Landschaften. Viele Etagen des Zentrums sind gefüllt mit Bildern, Skulpturen und Installationen südostasiatischer Kunstschaffender und einigen westlichen Gäsdten, diverser stilistischer Provenienz. In Galerien kann man preiswerte Arbeiten junger Künstler und Künstlerinnen kaufen.




Chiang Mai: Lichterfest und zeitgenössische Kunst

hwk 2 1368hwk 2 1080293Im Norden in Chiang Mai wird das traditionelle Lampion-Festival gefeiert, ein prächtiger buddhistischer Karneval, zugleich aber eine berührende Erfahrung: „Das Leben ist Kunst genug“, könnte man angesichts der „Milchstraßen“ von aufsteigenden Lampions meinen, die abends den Himmel bedecken. In einem Vorort ist das Museum of Contemporary Art (MAIIAM) eines Sammlers versteckt.

Unser Tuc-Tuc-Fahrer behauptet zwar, er kenne „die Galerie“, aber statt uns zum Museum zu fahren, tuckert er in ein edles Juwelen-Center. Doch irgendwann können hwk 2 1080362wir im Museum zeitgenössische Thai-Kunst betrachten: Etwa das große Boot mit umgekehrt aufgestellten Frauenbeinen, das die „Abfahrt von Thai-Mädchen aus der Provinz“ symbolisiert oder lebensgroße realistische Figuren vor einem gigantischen Wandgemälde, das alle Sünden und Genüsse dieser Welt im „Super(M)art Bangkok“ darstellt.




Chiang Rai: Moderne Kunst in buddhistischen Tempeln

hwk 3 1080425Noch weiter im Norden, fast an der chinesischen Grenze, verblüffen uns zwei Touristenattraktionen, die einheimische Künstler schufen. Der Weiße Tempel von Chalermchai glitzert wie ein traumartiges Märchenschloss aus Porzellan. Um in diesen modernen Tempel zu gelangen, muss man eine Brücke überqueren, unter der weiße Schädel und ausgestreckte weiße Hände - recht brutal - das sündige menschliche Leben vor dem Nirwana andeuten.

Chalermchai verkündet vollmundig, er sei der Erste, der buddhistische mit westlicher Kunst verbunden habe. Doch das wird bereits durch das tempelartige Black House des älteren, thailändischen „Nationalkünstlers“ Duchanee in der Nähe wiederlegt. Das abstruse Ensemble besteht aus über dreißig eigenwilligen Gebäuden: Alle sind mit wilden Gemälden des Künstlers sowie Fellen, Tierschädeln, weiter bearbeiteten Fundstücken gestaltet und mit Sitzgelegenheiten ausgestattet. Das Anwesen wirkt wie eine archaische Kultstätte, in der bizarre Rituale stattfinden.

Fotos:
© Hanswerner Kruse

Info:
BACC Kunst- und Kulturzentrum Bangkok: http://en.bacc.or.th
MOCA Museum zeitgenössischer Kunst Bangkok: https://mocabangkok.com
MAIIAM Museum zeitgenössischer Kunst Chiang Mai: http://www.maiiam.com