Julian Charrière »Iroojrilik« im Landesmuseum Darmstadt bis 31. Mai 2019
Katharina Klein
Darmstadt (Weltexpresso) - 70 Jahre nach den US-amerikanischen Atombombentest auf dem Bikini-Atoll hat sich Julian Charrière in ein Gebiet begeben, das durch Menschen für Menschen für Millionen von Jahren unbewohnbar gemacht wurde. Er zeigt ein vermeintlich paradiesisches Südseeidyll. Die Hinterlassenschaften der Bombentests unterhalb des Meeresspiegels sind schon von Meeresalgen vereinnahmt, Bunker am Strand überwachsen. Die Bilder verdeutlichen, dass das Ende der Menschheit nicht das Ende der Welt sein wird.
Der Titel »Iroojrilik« zitiert den Namen des »Meisters des Westens und Geist der Fruchtbarkeit«, einer mythologischen Figur der Bikianer*innen, denen man einst gesagt hatte, dass sie nur vorübergehend umgesiedelt würden. Nun leben Sie seit Jahrzehnten auf der entlegenen Insel Kili und müssen extern versorgt werden.
Das Video macht das postatomare Szenario als Raumerfahrung nicht zuletzt durch seine digital überarbeitete Tonspur von Umgebungsgeräuschen physisch im Videoraum erlebbar. Die Bildaufnahmen sind von verführerischer Schönheit. Im Sog der Bilder erscheinen die verlassenen Ruinen jedoch immer bedrückender und unheimlicher.
Charrière bezeichnet sich als »Zukunftsarchäologe«. Für ihn markieren diese »ungewollten Denkmäler« den Zeitpunkt, an dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren für die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist.
Julian Charrière ist 1987 in Morges in der französischen Schweiz geboren. Er lebt in Berlin. 2006 begann er ein Kunststudium in der Schweiz und wechselte 2007 an die Universität der Künste Berlin, wo er 2013 sein Studium bei Olafur Eliasson abschloss. Ausstellungsauswahl: Biennale in Venedig. Berlinischen Galerie, Berlin, Kunsthalle Mainz, Kunstpalais Erlangen, Taipei Biennale, Aros Art Museum, Aarhus, Sprengel Museum Hannover.
Führung
Freitag, 17. Mai 2019, 11 Uhr mit Dr. Gabriele Mackert
Foto:
Filmstill
© der Künstler, VG Bild-Kunst, Bonn, 2019