Das Frankfurter Städel zeigt vom 3. Juli bis 29. September Hans Thoma

 

Roman Herzig

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - In den Abteilungen Gemälde- und Graphikrestaurierung im Frankfurter Städel Museum laufen die Untersuchungen und Arbeiten am museumseigenen Werkbestand Hans Thomas (1839–1924) derzeit auf Hochtouren. Der Grund hierfür: Im Sommer eröffnet das Städel Museum eine große Überblicksschau, die sich dem Lebenswerk des bekannten Malers und Grafikers zuwendet.

 

Vom 3. Juli bis zum 29. September 2013 widmet sich die Sonderausstellung „Hans Thoma. ‚Lieblingsmaler des deutschen Volkes‘“ dem einst von Publikum und Kunstkritik als „größter deutscher Meister“ gefeierten Künstler, dem heute kaum Aufmerksamkeit gilt. Das Städel Museum besitzt mit fast neunzig Gemälden und mehreren Hundert Arbeiten auf Papier eine der umfangreichsten Thoma-Sammlungen weltweit. Die aus eigenen Beständen arrangierte Ausstellung wird das komplexe Werk des Künstlers kritisch beleuchten und zeigen, dass Thoma weit mehr war als nur der Maler pittoresker Schwarzwald-Landschaften, mit denen er heute vielfach verbunden wird.

 

Vielmehr zeigt die Überblicksschau im Städel ein wohl für viele Betrachter unerwartet facettenreiches Werk – sowohl im Hinblick auf Motivik und Themen als auch auf die gewählten künstlerischen Medien. Seine Palette umfasst Gemälde und Druckgrafiken ebenso wie Wanddekorationen, Kalender und Postkartenbücher sowie Kinderfibeln. Der 1839 in Oberlehen bei Bernau im Schwarzwald geborene Hans Thoma schuf religiöse und mythologische Szenen, setzte Motive aus den Opern Richard Wagners um. Mit ganz unterschiedlichen Bildgattungen und Themen bediente er ein Publikum, das in der Kunst Werte und Inhalte zur Stiftung einer nationalen Identität zu finden hoffte.

 

Gerade im Bereich der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts gibt es noch sehr viel zu entdecken. In unserer Ausstellung werden viele Menschen zum ersten Mal das ganze Spektrum des vielfältigen, oft überraschend modernen Werks Hans Thomas erleben – das OEuvre eines Künstlers, der zu seiner Zeit eine zentrale Rolle in Deutschlands Kunstgeschichte und Gesellschaft spielte“, so Max Hollein, Direktor des Städel Museums. „Thomas Rolle als Schlüsselfigur einer ‚deutschen Kunst‘ um 1900 – eine Instrumentalisierung, die sich bis in den Nationalsozialismus fortsetzte – macht ihn zu einem Phänomen, das eine Neubewertung erfordert“, ergänzt Felix Krämer, Leiter der Kunst der Moderne im Städel und Kurator der Ausstellung.

 

Die Präsentation im Ausstellungshaus spürt den Ursachen der enormen Popularität nach, die Thoma um die Jahrhundertwende in Deutschland genoss, fragt nach der gesellschaftlichen Disposition, die zu einer solch großen Breitenwirkung des Malers führen konnte, aber auch nach den Gründen dafür, dass Thoma nach 1945 zunehmend in Vergessenheit geriet. Dabei nimmt das Städel Museum auch seine eigene Sammlungsgeschichte genauer in den Blick. So erfuhr Hans Thoma insbesondere von Henry Thode, der das Städel Museum von 1889 bis 1891 leitete, enorme Unterstützung und Förderung. Auch die Ankaufspolitik des Städel Museums während der 1930er-Jahre wird näher beleuchtet, zumal ein Großteil des Thoma- Bestandes 1939 ins Haus kam.

 

Viele Arbeiten, die in den letzten Jahrzehnten im Depot des Städel Museums schlummerten, erscheinen nach Abschluss der gerade stattfindenden Restaurierungsarbeiten in völlig neuem Glanz und sind in der Schau des Städel Museums neu zu entdecken. Es ist die erste museale Überblicksausstellung zu Hans Thoma in Deutschland seit über 30 Jahren.

 

INFO:

Kuratoren: Dr. Felix Krämer, Leiter der Kunst der Moderne, Städel Museum;

Dr. Nerina Santorius, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Städel Museum

Katalog: Felix Krämer, Max Hollein (Hg.): Hans Thoma. „Lieblingsmaler des Deutschen Volkes“. Mit Beiträgen von Felix Krämer, Felicity Grobien, Nerina Santorius, Paula Schwerdtfeger, Simona Hurst, Brigitte Sahler und Maureen Ogrocki. Wienand Verlag, Köln, deutsche Ausgabe, ca. 160 Seiten, 24,90 Euro.

 

Ort: Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt

Ausstellungsdauer: 3. Juli bis 29. September 2013

 

www.staedelmuseum.de,