Über die Winterausstellungen der Kunststation Kleinsassen in der RhönHanswerner Kruse
Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) - Am Wochenende begannen, wie üblich, mehrere Einzelausstellungen zugleich in der Kunststation. Die neue Winterschau befasst sich mit den Themen Kommunikation, Netzwerke und Digitalisierung. Zur Eröffnung fragte Kuratorin Dr. Elisabeth Heil das Publikum, ob denn heute jemand ohne Smartphone und Internet ausgekommen sei? Die Resonanz war kläglich, niemand verzichtet auf die neuen Medien. Dieses Phänomen beschäftigt Wissenschaftler, Politiker, Juristen - und auch Kunstschaffende.
Sabine Ostermann schuf zu diesem Thema eindeutige, kritische Bilder: Menschen hocken beisammen und glotzen in ihre Smartphones oder verfangen sich in einer Welt voller Netze. Die Arbeiten wirken trotz ihres kritischen Gestus - auf den ersten Blick - schön und gefällig. Doch dann irritieren sie den Betrachter durch den eigensinnigen Bildaufbau, noch mehr aber durch die nicht einordbare Technik: Die Künstlerin schnitt und kratzte ihre Motive in große Linoleumplatten, färbte dann die Vertiefungen und Oberflächen ein. Dadurch entstanden eigenständige Werke, gleichsam Flachreliefs, die durch das einzigartige Medium eine besondere Anmutung bekommen. „Kein Druck!“ heißt ihre Schau, da die Platten sich natürlich nicht zum Vervielfältigen eignen.
Im großen Saal der Ausstellungshalle wird präsentiert, was im digitalen Zeitalter oft vermisst wird: „Im Dialog“ - so der Titel. Zwei eigenständig arbeitende, nicht zusammen lebende Künstler treten hier in Dialoge (Bild oben). Die malerischen und bildhauerischen Objekte von Wolfgang Beck sowie die fotografischen und zeichnerischen Arbeiten von Stefan Kindel entstehen autonom und stehen auch für sich. Doch beide haben in Gesprächen verwandte ästhetische Vorstellungen entwickelt und ähnliche Werke geschaffen.
Sie interessieren sich nicht für das Schöne oder Figurative. Stattdessen werden Nahaufnahmen von abblätterndem Lack auf Schiffswänden mit großflächigen abstrakten Landschaften konfrontiert. Fotografierte, grafisch wirkende Spuren begegnen dreidimensionalen Zeichen in Holz und Eisen. Für die bevorstehenden Schau und angeregt durch die Kuratorin, entstanden eindrucksvolle Experimente: Beck „zeichnete“ mit der Kettensäge Muster in Eichenplatten, die er mit flüssigem Eisen ausgoss. Kindel machte Makroaufnahmen von vertrockneten Weinreben, die er zeichnerisch riesenhaft vergrößerte. Ihre Begegnung ist beispielhaft für Individualität und Begegnung in unserer Zeit, und, ebenso wie bei Ostermann, auch für die Weiterentwicklung kreativer Techniken.
Die engste Verbindung zur „Digitalisierung“ stellt Joachim Schüler aus Fulda mit seinen Experimenten her. Ihm fiel auf, dass beim Laden von Bildern auf das Smartphone zunächst eigenartige visuelle Strukturen und Farbflächen entstehen. Er legte Sammlungen von Screenshots an, die er auch in einem Monitor zeigt. Für das aktuelle Ausstellungsprojekt „Suchmaschine“ beschäftigte sich der Künstler intensiver mit dem Phänomen digitaler Fotos im Internet. Durch winzige Aquarelle - als „Bildköder“ - ließ er ähnliche Objekte mit Google suchen. Mit „echter Handarbeit“ fertigte er, davon angeregt, Holzschnitte und zeigt die Drucke in der Kunststation. Gegen die überwältigende Bilderflut des Internets setzt er, buchstäblich, sperrige Objekte: „Zeichnungen“ aus Dachlatten, Holzfundstücken und Möbelresten, die strukturell seinen Suchergebnissen bei Google ähneln.
Ohne pessimistische Belehrungen oder larmoyante Klagen setzen sich die Kunstschaffenden mit kritischen Themen auseinander. Sie fordern die Besucher zu neuen Sichtweisen heraus und bringen sie durch ihre weiterentwickelten künstlerischen Mittel zum Staunen.
Foto:
(c) Hanswerner Kruse
Oben: Wolfgang Beck und Stefan Kindel posieren ausgelassen vor ihren Arbeiten
Mitte: Ein Statement zum Shopping von Sabine Ostermann
Unten: Joachim Schüler vor seinen sperrigen Arbeiten
Info:
Die Kunststation ist während der Winterzeit donnerstags bis sonntags von 13 - 17 Uhr geöffnet.
https://kunststation-kleinsassen.de
Im großen Saal der Ausstellungshalle wird präsentiert, was im digitalen Zeitalter oft vermisst wird: „Im Dialog“ - so der Titel. Zwei eigenständig arbeitende, nicht zusammen lebende Künstler treten hier in Dialoge (Bild oben). Die malerischen und bildhauerischen Objekte von Wolfgang Beck sowie die fotografischen und zeichnerischen Arbeiten von Stefan Kindel entstehen autonom und stehen auch für sich. Doch beide haben in Gesprächen verwandte ästhetische Vorstellungen entwickelt und ähnliche Werke geschaffen.
Sie interessieren sich nicht für das Schöne oder Figurative. Stattdessen werden Nahaufnahmen von abblätterndem Lack auf Schiffswänden mit großflächigen abstrakten Landschaften konfrontiert. Fotografierte, grafisch wirkende Spuren begegnen dreidimensionalen Zeichen in Holz und Eisen. Für die bevorstehenden Schau und angeregt durch die Kuratorin, entstanden eindrucksvolle Experimente: Beck „zeichnete“ mit der Kettensäge Muster in Eichenplatten, die er mit flüssigem Eisen ausgoss. Kindel machte Makroaufnahmen von vertrockneten Weinreben, die er zeichnerisch riesenhaft vergrößerte. Ihre Begegnung ist beispielhaft für Individualität und Begegnung in unserer Zeit, und, ebenso wie bei Ostermann, auch für die Weiterentwicklung kreativer Techniken.
Die engste Verbindung zur „Digitalisierung“ stellt Joachim Schüler aus Fulda mit seinen Experimenten her. Ihm fiel auf, dass beim Laden von Bildern auf das Smartphone zunächst eigenartige visuelle Strukturen und Farbflächen entstehen. Er legte Sammlungen von Screenshots an, die er auch in einem Monitor zeigt. Für das aktuelle Ausstellungsprojekt „Suchmaschine“ beschäftigte sich der Künstler intensiver mit dem Phänomen digitaler Fotos im Internet. Durch winzige Aquarelle - als „Bildköder“ - ließ er ähnliche Objekte mit Google suchen. Mit „echter Handarbeit“ fertigte er, davon angeregt, Holzschnitte und zeigt die Drucke in der Kunststation. Gegen die überwältigende Bilderflut des Internets setzt er, buchstäblich, sperrige Objekte: „Zeichnungen“ aus Dachlatten, Holzfundstücken und Möbelresten, die strukturell seinen Suchergebnissen bei Google ähneln.
Ohne pessimistische Belehrungen oder larmoyante Klagen setzen sich die Kunstschaffenden mit kritischen Themen auseinander. Sie fordern die Besucher zu neuen Sichtweisen heraus und bringen sie durch ihre weiterentwickelten künstlerischen Mittel zum Staunen.
Foto:
(c) Hanswerner Kruse
Oben: Wolfgang Beck und Stefan Kindel posieren ausgelassen vor ihren Arbeiten
Mitte: Ein Statement zum Shopping von Sabine Ostermann
Unten: Joachim Schüler vor seinen sperrigen Arbeiten
Info:
Die Kunststation ist während der Winterzeit donnerstags bis sonntags von 13 - 17 Uhr geöffnet.
https://kunststation-kleinsassen.de
