ingrid godon aus ich denke erschienen im mixtvision verlag 3 cut 1Die angelaufene Ausstellung ‚Ingrid Godon. Ich wünschte‘ im Museum für Angewandte Kunst ist ein Konvolut der Bücher, Blätter, Illustrationen und Klanginstallationen

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Zur professionellen Klangapparatur gehören selbstverständlich auch die Bühnenauftritte und Performances am laufenden Band - der Tage. Die Anzahl der Möglichkeiten, was Genres, Darbietungen und Erfahrungen angeht ist enorm und kann über die Auftritts-Seite des Museums unter dem Zusatz ‚Kalender‘ erfragt werden. 

Höhepunkt vorweggenommen

Dieser ist am 20. März, wenn eine Live-Perfomance zur Klanginstallation ‚Sound 48H Silence‘ über durchgehend 48 Stunden läuft. Hiermit sind Erfahrungen möglich, die sonst meist die Ausnahme bleiben. Das kostet nur 10 Euro zusätzlich zum Eintritt. Es wird eine Balance aus Klang, Geräusch, Musik und Stille sein, die über die angegebene Ausstellungszeit die Architektur des Museums „in einen Klangkörper verwandelt“. Mit dem Motto vom 13.-15. März besteht die Klanginstallation aus einer 2-tägigen- und nächtlichen Live-Klang-Performance mit 12 Musiker*innen, die ‚d.o.o.r‘ (mit Oona Kastner und Dirk Raulf) eigens für die Ausstellung entwickelt haben.

ingrid godon aus ich wuenschte erschienen im mixtvision verlag 2 1ingrid godon aus ich wuenschte erschienen im mixtvision verlag 2012 2 1Die musikalischen zwölf Töne „bilden für jeweils eine Stunde die Grundtöne der Klanginstallation und der 48-stündigen Schluss-Komposition“. Es gilt auch hier das Prinzip Gleichzeitigkeit der Klänge in Räumen. So werden die letzten 48 Stunden eines vieltägigen Turmbaus der zeitgenössischen Musik, die kaum eine wesentliche Variation vermissen lassen dürfte, gestaltet sein.
 
Zu der Ausstellung, die Sehen und Hören verbindet, hat der mit der Künstlerin - die sozusagen die Optik liefert - befreundete Lyriker Toon Tellegen Texte zu den Werkzyklen, die das Haus ausstatten, geschaffen, ohne jedoch übrigens eines der Bilder vorher zu Gesicht bekommen zu haben. Die Texte haben daher Eigenständigkeit.

Zahlen sagen etwas

In Zahlen gesprochen – damit klar wird wie großflächig und breit die Ausstellung angelegt ist – handelt es sich um 19 Tage Ausstellungszeit, 46 Veranstaltungen, darunter 6 Konzerte, 11 ‚Ich-wünschte-Sessions‘, 3 Clubnights, 12 DJs-Livesets, 6 Workshops, 3 Gasthaus-Abende, mit Kinly Bar Frankfurt, Schumann's Bar, EL BARRIOs Gasthaus im Museum, u.a. mit Anton de Bruyn (Restaurant Emma Metzler, Frankfurt), Paul Schmiel (Pankratiushof, Mainz) und Dennis Aukilli (Chairs, Frankfurt), 3 Performances, 2 Kino-Abende und die abschließende 48-Stunden Live-Performance.

Die Tage des Open House beziehen das Publikum, zumal das schon ganz- oder teilprofessionell vorinformierte in die Gigs und Performances mit ein. Es können fachfraulich wie fachmännisch Dialoge geführt werden. Die wartenden Schallanlagen kommen selbst wie eine Kunstform beim Eintritt in die Räume, in denen Klang produziert werden kann, an. Wichtig, darauf hinzuweisen, dass kaum ein Genre der akustischen Künste ausgelassen wird.

Ganz auf ein Publikum hin orientiert

Die EL BARRIO ‚Ich wünschte Sessions‘ sehen sich in der Pflicht, „täglich wechselnden Künstler*innen einen Raum, in dem sie ihre musikalischen Wünsche realisieren können“, zu bieten. „Sie sind explizit dazu eingeladen, zu experimentieren und Ideen auszuprobieren, für die ihnen bisher der passende Rahmen gefehlt hat. Am Ende jeder Session treten sie mit dem Publikum in einen Dialog und geben einen Einblick in ihren künstlerischen Prozess“. So lautet der selbstauferlegte Auftrag.

Am Sonntag, den 8. März findet eine Konzertreihe im Dialog mit einem Special Guest des Ensemble Modern statt. Das Ensemble Modern zählt seit seiner Gründung 1980 zu den führenden Ensembles für Neue Musik. Es vereint 20 Solist*innen unterschiedlicher Länder. Es hat eine umfängliche Bandbreite an klassischen wie Neue Musik-Sparten, aber auch Electronics.

DSC04227 bereinigt 2Und selbstverständlich sind im Musikalischen und im Körper Bewegenden die approbierten Sparten mitvertreten wie Bildende Kunst, Illustration, Zeichnung, Film, der Klang mit Piano, Cello (auch kombiniert mit dem elektronischen Effekt), Gitarre, Drum, Chor, Tanz, Jazz, Hip Hop und Afrikanisches, Alternative Soul, auch Mixe und Sequenzen in chromatisch-spektralen Zyklen, Elektronische Musik also. Hervorzuheben wäre Moritz von Oswald, der Meister des elektronischen Experimentalismus. Berlins Alternative-Pop-Hoffnung Sofia Portanet transportiert Post-Punk und Neue Deutsche Welle in die Gegenwart. Auch ist das Tape-Label MMODEMM vertreten (im Konnex mit dem Label PH17). Das hier Angeführte kann nur Ausschnitte bezeichnen.

Die Räume bieten im bedächtigen Durchgang auch gleichsam Beruhigendes, Herabstimmendes, meditatives Innehalten ist möglich in einer runtergeschalteten Gangart durch die Räume, die dann doch einem Museum der Bildenden und Malenden Künste im klassischen Sinn sehr gleichen.

Fotos
© museumangewandtekunst.de (1-3), Heinz Markert (4)

Info:
Ausstellung ‚Ingrid Godon. Ich wünschte · Open House‘, 26.Febr. bis 15. März 2020Angewandte Kunst, Frankfurt am Main, Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt,T. 49 69 212 31286 / 38857