pm Hess Thomas MannMuseum Giersch der Goethe-Universität zeigt im nächsten Jahr erstmals 180 Bilder von Nini und Carry Hess  als Partnerprojekt der RAY Fototriennale 2021

Felicitas Schubert

Frankfurt am Main (Welterxpresso) - Richtig, das Ganze hat noch Zeit, aber eine Ankündigung ist schon deshalb wichtig, weil sich die Fotoliebhaber auf der ganzen Welt die großen umfassenden Fotoausstellungen als Termine notieren müssen und ihre Reisen danach ausrichten. Da haben es die Frankfurter und die umliegenden Interessierten dann einfacher: sie müssen nur hingehen.

Das Museum Giersch der Goethe-Universität stellt also im Frühjahr/Sommer nächsten Jahres Leben und Werk der Frankfurter Fotografinnen Nini (1884–1943) und Carry Hess (1889–1957) in einer umfangreichen monographischen Ausstellung mit rund 180 Originalfotografien vor. Das Fotoatelier der beiden Schwestern gehörte zu den renommiertesten der Weimarer Republik. Zahlreiche Prominente suchten es auf, um sich porträtieren zu lassen, unter anderen Max Beckmann, Thomas Mann und Mary Wigman. Spezialisiert auf Porträt- und Theaterfotografien, schufen Nini und Carry Hess aber auch Tanz-, Akt-, Mode- und Architekturaufnahmen und prägten durch ihre Fotos das Bild der „Neuen Frau“ in den 1920er-Jahren entscheidend mit. Die beiden jüdischen Fotografinnen wurden von den Nationalsozialisten verfolgt und ihr Atelier in der Reichsprogromnacht vollständig zerstört. Nini Hess wurde in Auschwitz ermordet, ihre Schwester Carry verstarb 1957 im Exil. Schon das läßt aufhorchen, warum ist das Schicksal beider Schwestern unterschiedlich. Wie konnte sich Carry retten und wie furchtbar ist es, das, was Millionen erfuhren, daß nämlich die eigene Familie ausgelöscht wurde, wieviel furchtbarer ist das, wenn es an einem Einzelschicksal deutlich wird. Wir kommen darauf zurück, wenn die Ausstellung kommt, weil wir das bis dahin recherchiert haben!

Die Sonderausstellung im Museum Giersch der Goethe-Universität ist nun als Partnerprojekt in das Programm der Triennale RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain aufgenommen worden. Die Triennale RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain wurde 2010 auf Initiative des Kulturfonds Frankfurt RheinMain gegründet – mit dem Ziel, die Vielfalt und die Kompetenz der zahlreichen Sammlungen und Institutionen, die sich dem Thema der künstlerischen Fotografie in der Region Frankfurt/Rhein-Main widmen, zu bündeln und besonders herauszustellen. Vom 3. Juni bis 12. September 2021 zeigen zum vierten Mal zwölf Institutionen der Region ein breites Kaleidoskop an Fotoausstellungen, die von zahlreichen weiteren Aktivitäten begleitet werden. Das Thema dieses Fotografie-Sommers lautet IDEOLOGIES.

„Wir freuen uns mit dem aufwändigen Forschungs- und Ausstellungsvorhaben zu Nini und Carry Hess Teil von RAY 2021 sein zu dürfen und so Schicksal wie Werk der beiden beeindruckenden Fotografinnen einem größeren Publikum bekannt machen zu können“, sagt Dr. Birgit Sander, Direktorin des Museum Giersch der Goethe-Universität. „Mit der Aufarbeitung des fotografischen Schaffens von Nini und Carry Hess knüpfen wir an erfolgreiche Fotoausstellungen unseres Museums an – z. B. zur frühen Fotografie im Rhein-Main-Gebiet oder zum fotografischen Werk von Laura J. Padgett oder von Inge Werth. Und wir lenken den Blick abermals auf wenig bekannte Künstlerinnen unserer Region, die der Entdeckung lohnen.“

Foto:
Nini & Carry Hess: Thomas Mann, 1925
© ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv