Serie: DIE WITTELBACHER AM RHEIN. Die Pfalz und Europa, Teil 7

 

Claudia Schulmerich

 

Edenkoben (Weltexpresso) – Obwohl erst im Mai 1846 die Grundsteinlegung erfolgte, hat sich Ludwig damit einen Traum erfüllt, den er schon 1826 hegte: „Eine Villa italienischer Art, nur für die schöne Jahreszeit bestimmt und in des Königreichs mildestem Teil.“ Das war die Pfalz. Daß sein Sommerschloß allerdings erst 1852 fertig wurde, als Ludwig schon nicht mehr König war, ist seine persönliche Tragödie.

 

Auf jeden Fall strahlt der viereckige Bau mit einem inneren Atrium den genius loci aus. Die Villa mit 62 Räumen, einige davon mit pompejanische Wandmalereien, weisen auf die Liebe des Königs zum römischen Vorbild hin, wofür auch die heute noch erhaltenen Mosaikfußböden stehen.

 

Das alles kann man sich – neu renoviert – selbst ansehen, was schon jährlich durchschnittlich 50 000 Besucher auch ohne Ausstellung und Neurenovierung taten. In der Ausstellung ist nun interessant, wie Ludwigs Nachfolger sich ihrer Zeit gemäß völlig anders einrichteten. Die ausgestellten Plüschsessel von 1889 im damals angesagten orientalischem Stil erscheinen uns – mit Recht – als altmodisch, der von Ludwig ausgesuchte und benutzte Schreibtischstuhl von 1852 dagegen ist in der Art des späten Biedermeier mit dem Nußbaumholz und grünem Saffian, das ist Ziegenleder, von zeitloser Eleganz. Wichtig ist, daß der 1848 vom Volk aufs Schild gehobene Sohn Maximilian mit dem Stil des Vaters nichts anzufangen wußte. Er ist ein Kind des 19. Jahrhunderts und da waren die historischen, also historisierenden Bauformen angesagt und seine Baumaßnahmen zeigen den „historisierenden Maximilianstil“. Dafür stehen seine Vorhaben um das Hambacher Schloß, was die Ausstellung -für uns ganz neu – ausführlich zeigt.

 

Diese Burg war auch schon 1832 eine Ruine als das Hambacher Fest die Rheinpfalz zum Mittelpunkt der eigentlich bürgerlichen Protestbewegung mit rund 30 000 Teilnehmern des Deutschen Bundes machte, die unmittelbar zum Vormärz und den demokratischen Erhebungen der Märzrevolution 1848 führten. Daß dies in der Pfalz geschah, hat auch mit deren Besetzung durch Napoleon bis zum Wiener Kongreß zu tun, die den Freiheitsgedanken der Französischen Revolution dorthin brachte. Der 48 zur Regentschaft gekommene Maximilian wollte – nachdem 14 andere Burgen als potentielle Residenz ausgeschieden waren - die Burg, das Schloß als seine Residenz, als Maxburg, in besagtem historisierenden Stil wiederaufbauen, den man in München an und in der Maximilianstraße in seinem Prunk gut verfolgen kann. Wieso es dazu nicht kam, obwohl alles bis ins Kleinste, einschließlich Mobiliar geplant war, verrät die Ausstellung auch.

 

 

Sie schließt mit Max Slevogt, dem berühmten Freilichtmaler, der der Pfalz tief verbunden war. „Was ist Italien, was ist Griechenland? Und wer sich erst an der Pfalz vergafft hat, ist schon im höchsten Sinne Pfälzer“, schreibt Max Slevogt, dem in Schloß Villa Ludwigshöhe heute eine nach ihm benannte Galerie gewidmet ist, in der immer wieder Ausstellungen seiner Werke gezeigt werden. Nach ihm gibt es auch die sogenannten Gesinnungspfälzer, kulturell interessierte Weintrinker und Waldspazierer. Auch für diese ist die Ausstellung mit dem „Besuch der Könige“ lohnend.

 

Wir unterschlagen die Besuche des Königs Ludwig III. während des 1. Weltkrieges und auch die Nutzung des Baues als Museum in der Nachkriegszeit, denn in der Tat sind es nur diese drei Zeiträume, die für das Schloß interessant wurden, weil seine wechselnden Besitzer „zu Besuch“ kamen. Schauen Sie das alles selbst.

 

 

Bis 1. Dezember 2013

 

INFO I:

Wir aber nehmen uns vor, dieses schöne Haus, das auch um ein pompejanisches Kaffee erweitert wurde, was schon Ludwig I. gerne wollte, damals aber zu teuer schien,auch nach diesem Ausstellungsende wieder zu besuchen. Vor vielen vielen Jahren sahen wir eine Ausstellung von Slevogt, der sozusagen Pfälzer Hausmaler ist. In der Slevogt Galerie sind im nächsten Jahr drei Ausstellungen teilweise parallel zu sehen:

 

2.3. bis 17.8. 2014 Berliner Impressionen

13. 4. bis 13. 7.2014 Im Banne der Verwüstung

28.8. bis 29.11. Aus Max Slevogts Briefkasten

 

Im Mainzer Landesmuseum heißt es vom 4.5. bis 12. 10., also fünf Monate lang, Max Slevogt – Wege zum Impressionismus, was nach 20 Jahren die erste umfassende Werkschau des mit Liebermann und Corinth das Dreigestirn des deutschen Impressionismus abgebenden/bildenden Max Slevogt ist.

 

INFO II:

 

Am 25. August 1786 ist König Ludwig I. von Bayern in Straßburg geboren worden. Er ist derjenige, der Schloß Villa Ludwigshöhe erbauen ließ. Anläßlich der Wittelsbacherausstellung und anläßlich seines Geburtstags gibt es vom 30. August bis 1. September ein Schloßfest: Konzert, Höhenfeuerwerk, Wein- und Biergarten, bayerische Schmankerln und Frühschoppen. Näheres auf der Webseite.

 

www.schloss-villa-ludwigshoehe.de

www.burgen-rlp.de

www.gdke.rip.de