Serie: DIE WITTELBACHER AM RHEIN. Die Pfalz und Europa, Teil 6

 

Claudia Schulmerich

 

Edenkoben (Weltexpresso) – Mit diesem geschichtlichen Hintergrund läßt sich das, was in der schönen Villa Ludwigshöhe, die Ludwig I. hier im Bild, sich als Sommerresidenz bauen ließ, für uns aufbereitet wird, sehr viel besser verstehen. Dieser Ludwig ist derjenige, der lieber in der Pfalz als im mondänen München und der dortigen Residenz gelebt hätte. Er liebte die Pfalz wirklich und genauso liebte er seine Pfälzer Untertanen.

 

Dennoch kam er nur jedes zweite Jahr im Sommer auf sein geliebtes Schlößchen, dazwischen war Aschaffenburg mit dem Pompejanum dran, denn er war ja für alle Untertanen zuständiger Herrscher eines großen Bayernlandes. Der kunstsinnige König ließ nicht nur bauen, er war selbst begeisterter Bauherr und deshalb in die einzelnen architektonischen Fragen sowie in die Gestaltung der gesamten Einrichtung involviert. Er war ein Verehrer der Antike und deren in der Renaissance wiederaufgenommenen Bauprojekte. Mit der diesmaligen Renovierung, die der Regierung von Rheinland-Pfalz, wie Staatssekretär Walter Schumacher betonte 1, 4 Millionen Euro wert war, hat man es geschafft, die Räume der Ludwigzeit original wiederherzustellen, und sie sogar – so vorhanden – mit den Möbeln von damals zu bestücken. Das kann man gut in dem Raum erkennen, in dem Ludwigs Lieblingstochter Mathilde ihr Schreib- und Ankleidezimmer hatte. Diese Mathilde hat nach Hessen-Darmstadt geheiratet, nach ihr heißt die später jugendstilgesättigte Anhöhe in Darmstadt Mathildenhöhe.

 

Woher weiß man, wie es original aussah? Erst jetzt fanden sich die damaligen Inventarlisten, mit deren Hilfe man bei den noch vorhandenen Möbeln und Einrichtungsgegenständen die 'echten' aussortieren konnte. Zusätzlich gibt es einige Bilder, Aquarelle und auch Stiche, auf denen die einzelnen Räume im damaligen Zustand abgebildet sind. Im besagten Raum der Mathilde steht auf einem Podest ein großes, in sich blaugemustertes Sofa im Biedermeierstil, davor ein eher schlichter langer Holztisch. Beides kann man auf dem Bild sehen, das auf der Staffelei links davor steht. Dabei sieht man auch den Mut der damaligen Zeit zum Muster! Die Tapeten auf dem Bild nämlich sind ähnlich wie das Sofa stark blau gemustert. Von ihnen fand sich kein Stückchen mehr, so daß man sich eine Rekonstruktion nicht zutrauen konnte.

 

Vielleicht hat aber irgendwo noch ein Musterroller überlebt. Denn das Biedermeier, das insgesamt vor starken Farben und heftigen Mustern, auch nebeneinander, keine Furcht kannte, hat ja normalerweise gar nicht Tapeten an die Wand gebracht, sondern für alle die, die sich die teuren Tapeten nicht leisten konnten, die Muster, auch farbig, auf die weiße Wand gerollt. Bei Königen sah das anders aus, aber vielleicht hat so mancher sich den königlichen Stil in seine gute Stube geholt. Was in diesem Raum hinreißt, ist die Originaldecke, die gut erhalten ist.

 

Aber wir sind in der Ausstellung schon weit vorangeschritten und wollen doch erst noch einmal die Absichten von König Ludwig I. mit seinem geliebtem Schloß, seiner Villa, die hier dokumentiert sind, erforschen. Obwohl im 19. Jahrhundert durchaus das Mittelalter en vogue war und reihenweise die Burgen künstlich als Ruinen auf die Berge in die Landschaft gestellt wurden, hatte dieser König einen anderen Schönheits- und Herrschaftsbegriff. Er nahm die mit Reben bepflanzte Anhöhe bei Edenkoben, hinter der sich mächtig der Pfälzer Wald erhebt, als sein irdisches Arkadien. Schon von weit sichtbar ist dieser Platz, dem das gelb getönte Gemäuer südländische Züge verleiht, die die offenen Arkaden gen Osten verstärken. Die vertikale Gliederung zeigt im Untergeschoß dorische Säulen, während die obere Reihe aus solchen ionischer Ordnung besteht.

 

Bis 1. Dezember 2013

 

INFO I:

Wir aber nehmen uns vor, dieses schöne Haus, das auch um ein pompejanisches Kaffee erweitert wurde, was schon Ludwig I. gerne wollte, damals aber zu teuer schien,auch nach diesem Ausstellungsende wieder zu besuchen. Vor vielen vielen Jahren sahen wir eine Ausstellung von Slevogt, der sozusagen Pfälzer Hausmaler ist. In der Slevogt Galerie sind im nächsten Jahr drei Ausstellungen teilweise parallel zu sehen:

 

2.3. bis 17.8. 2014 Berliner Impressionen

13. 4. bis 13. 7.2014 Im Banne der Verwüstung

28.8. bis 29.11. Aus Max Slevogts Briefkasten

 

Im Mainzer Landesmuseum heißt es vom 4.5. bis 12. 10., also fünf Monate lang, Max Slevogt – Wege zum Impressionismus, was nach 20 Jahren die erste umfassende Werkschau des mit Liebermann und Corinth das Dreigestirn des deutschen Impressionismus abgebenden/bildenden Max Slevogt ist.

 

INFO II:

 

Am 25. August 1786 ist König Ludwig I. von Bayern in Straßburg geboren worden. Er ist derjenige, der Schloß Villa Ludwigshöhe erbauen ließ. Anläßlich der Wittelsbacherausstellung und anläßlich seines Geburtstags gibt es vom 30. August bis 1. September ein Schloßfest: Konzert, Höhenfeuerwerk, Wein- und Biergarten, bayerische Schmankerln und Frühschoppen. Näheres auf der Webseite.

 

www.schloss-villa-ludwigshoehe.de

www.burgen-rlp.de

www.gdke.rip.de