Felicitas Schubert
Paderborn (Weltexpresso) - Gerade weil Paderbron sonst nicht der Nabel der Welt ist, fiel die dortige Eröffnung der Ausstellung sehr repräsentativ aus: Der Paderborner Erzbischof sowie Ehrengäste des Königreichs Belgien und der Regierung Flanderns würdigten den großen flämischen Barockmeister und betonten den europäischen Geist der Ausstellung.
Mit einem bewegenden Festakt hat der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker am Freitagabend, 24. Juli, die große kunst- und kulturhistorische Ausstellung „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ (bis 25.10) im Hohen Dom zu Paderborn eröffnet. Unter den geladenen Gästen aus dem In- und Ausland waren auch Vertreter des Königreichs Belgien und der Regierung Flanderns anwesend. Wegen der Corona-Pandemie fand die geplante Eröffnungsfeier mit eingeschränkter Personenzahl statt. Die Feierstunde fand am Vorabend zum großen Hochfest des Paderborner Bistumspatrons St. Liborius statt. Die Eröffnung der Rubens-Ausstellung, die bereits Ende Mai starten sollte, wurde bewusst auf diesen Termin verschoben, um in diesen schwierigen Zeiten, in denen auch das traditionelle weltliche Paderborner Liborifest nicht stattfinden kann, „zumindest im Medium Kunst ein Zeichen der Hoffnung und der Zuversicht“ zu setzen, so Erzbischof Becker.
In den Grußworten würdigten Valentine Mangez, in Vertretung des Botschafters des Königreichs Belgien, und Nic Van der Marliere, Generaldelegierter der Regierung Flanderns, die enge Verbundenheit zwischen Deutschland und Belgien und den europäischen Geist des Ausstellungsprojektes. Nils Büttner, Professor an der Staatlichen Akademie der Künste in Stuttgart, zeichnete in seinem Festvortrag die enorme Wirkung nach, die Peter Paul Rubens auf die Ausbreitung des flämischen Barock in Nord- und Mitteleuropa hatte. Einer der Höhepunkte des Abends war eine virtuelle Rekonstruktion des Paderborner Domes zur Barockzeit, die von Museumsdirektor Christoph Stiegemann erläutert wurde. Die im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstörte barocke Ausstattung des Doms, die im 17. Jahrhundert von Antwerpener Künstlern aus dem Rubens-Umfeld geschaffen worden war, wurde an diesem Abend für die Gäste – 75 Jahre nach Kriegsende – erstmals wieder erlebbar. Die digitale Animation wird vervollständigt durch das aufwendig rekonstruierte barocke Hauptaltarbild, das in der Ausstellung zu sehen ist.
In seinen Schlussworten sagte Erzbischof Becker: „Mit der Ausstellung ‚Peter Paul Rubens und der Barock im Norden‘ gedenken wir zugleich der Verheerungen des Zweiten Weltkriegs, der unendliches Leid und Zerstörung über die Welt gebracht hat.“ Nicht zuletzt im Gedenken an das Kriegsende sei für das diesjährige Liborifest das Motto „Et in terra pax“ (Frieden auf Erden), gewählt worden, so Becker weiter. „Wir sind gefordert, unsere Stimme zu erheben, klare Kante zu zeigen und für Frieden, Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit in Europa einzutreten.“ Mit einem gemeinsamen Friedensgebet von Papst Franziskus wurde der Festakt beschlossen. Im Anschluss hatten die Gäste Gelegenheit einen ersten Einblick in die Rubens-Ausstellung zu werfen.
Die Ausstellung „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ ist ab dem 25. Juli unter Einhaltung der Abstands- und Hygienevorschriften für die Besucher*innen geöffnet.
Über die Ausstellung
„Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ zeichnet ausgehend von der prachtvollen Neuausstattung des Paderborner Doms mit Altargemälden und Skulpturen durch Antwerpener Künstler aus dem direkten Rubensumfeld die Verbreitungs- und Erfolgsgeschichte der Kunst der südlichen Niederlande des 17. Jahrhunderts in Nordeuropa nach. Gezeigt werden Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen aus internationalen Museen und Sammlungen, darunter das Rijksmuseum Amsterdam, das Victoria and Albert Museum in London, das Museum Plantin-Moretus in Antwerpen, das Statens Museum for Kunst Kopenhagen, die Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste Wien oder das San Francisco Museum of Modern Art. Eine eigene Ausstellungsabteilung widmet sich barocken Tendenzen in der Gegenwartskunst. Künstler wie Gerhard Richter, Tony Cragg oder Hans Op de Beeck stehen hier mit ausgewählten Arbeiten im Mittelpunkt. Eindrucksvolle 3D-Rekonstruktionen, Animationen und Multimedia-Stationen geben vertiefende Einblicke in die faszinierende Zeit des Barock und lassen die visuelle Kraft auch verlorener Bilder und Ausstattungen wieder aufleben. Ein reichbebilderter Katalog erscheint im Michael Imhof-Verlag. „RUBENS“ reiht sich ein in die großen kunst- und kulturhistorischen Ausstellungen des Diözesanmuseums Paderborn mit überregionaler Strahlkragt, darunter die „WUNDER ROMs“ und „GOTIK“.
Foto:
Blick in die Ausstellung mit Peter Paul Rubens “Beweinung Christi”, um 1612, Vaduz-Vienna, LIECHTENSTEIN, The Princely Collections
© Diözesanmuseum Paderborn/Besim Mazhiqi
Info:
www.dioezesanmuseum-paderborn.de
www.dioezesanmuseum-paderborn.de