ink work aus 4437INK - artist in residence

Hanswerner Kruse

Kleinsassen/Jossgrund (Weltexpresso) - Für zwei Wochen hat die Künstlerin INK ihr Atelier aus dem Jossgrund in die Kunststation Kleinsassen (Rhön) verlegt. Inmitten ihrer aktuellen Ausstellung „Glaube. Liebe. Hoffnung“ arbeitet sie bis spät in der Nacht an neuen Bildern, erläutert dem Publikum gerne mit der Lupe in der Hand ihre Werke und führt für Kinder kleine Workshops durch. Leute aus Kleinsassen können - ihnen wichtige - Dinge vorbeibringen, die INK dann zeichnet.

In einem Workshop am letzten Mittwoch fragten die Kids, ob die porträtierten Menschen lange Modell stehen müssten. Am Beispiel des neuen Bildobjekts „Out! Raus“ erklärte die Künstlerin ihre Arbeitsweise. Auf der Zeichnung zerreißt ein freudestrahlender Mann eine Papierwand, um möglicherweise neue Wege zu beschreiten und den Aufbruch ins Unbekannte zu wagen. Das Objekt, mit dem sie übrigens durch Collagentechnik und Plexiglasrahmen selbst neue Wege geht, habe sie - wie immer - bereits im Kopf gehabt. Als sie in einem Konzert einen Sänger sah, dachte sie: „Der ist es!“

Denn sie stellt keine „erfundenen Menschen“ dar, sondern Leute aus der Nachbarschaft, häufig auch Zufallsbekanntschaften wie den Sänger, die in ihre Imaginationen passen. Die Personen müssen nicht lange Modell stehen, stattdessen fertigt INK zahlreiche Bewegungsfotos der jeweiligen Person. Mit dem Sänger traf sie sich nur kurz - er zog sein Hemd aus und sprang ihr immer wieder zum Fotografieren entgegen. Die Aufnahmen bewahren sein Bewegungsrepertoire, aus dem die Künstlerin beim Zeichnen schöpfen konnte.

Ihre Schau in der Kunststation ist der Publikumspreis einer Gemeinschaftsausstellung (2017) zum Thema „SIE und Er. WER sind WIR?“ Die Künstlerin wird wohl von den Leuten geschätzt, weil sie Realistisches und Wiedererkennbares darstellt. Doch es geht ihr in dem aufwendigen Arbeitsprozess nicht (nur) um die naturgetreue Wiedergabe von Menschen und manchmal auch Tieren. Durch ihre zeitaufwendige und akribische Art des Zeichnens versucht sie empathisch jeweils das Wesen der abgebildeten Person zu erfassen.

„Forschenden Realismus“ nannte ein Kunsthistoriker ihre fast meditative Arbeitsweise mit winzigen Kringeln durch Bleistifte unterschiedlicher Härten. Mit Lupen versuchten die Kinder ihre Technik auf den Werken der Künstlerin zu erkennen. Dann probierten sie selbst aus, mit diversen Stiften Schatten und Übergänge zu zeichnen. Zum Schluss des Workshops fahndeten die Kids mit Vergrößerungsgläsern nach INKs Signatur, die sie immer im Bild versteckt.

Die Dorfbewohner haben bereits allerlei Objekte zum Thema „Glaube. Liebe. Hoffnung“ vorbeigebracht, aus denen INK frei auswählte: Vom Lieblingsspielzeug (einem Legomännchen), über Eheringe, einer geschnitzten Herz-Jesu Figur bis zu Schutzengeln und Kuscheltieren. „Besonders beeindruckt haben mich Bilder einer Herzkatheter-Untersuchung vor und nach dem Stent-Setzen, die mit folgenden Worten eingereicht wurden: ‚GLAUBE, dass der Stent hilft. HOFFNUNG, dass der Stent lange hält. Ich LIEBE das Leben.’ Für dieses Werk habe ich mir eine besondere ‚Antwort’ ausgedacht“, sagt die Künstlerin. Diese Arbeiten werden in den letzten Wochen der Ausstellung in der Kunststation gezeigt.

INK ist noch bis Sonntag dem 25. Oktober in Kleinsassen präsent. Eine große Überraschung hat sie für den 8. November angeregt. Vor ihrem Bild „Adam und Eva“ wird es einen Opern- und Liederabend mit Clara Maria Kastenholz (Sopran) und Cornelius Lewenberg (Bariton) geben. Die beiden waren die Modelle dieser Zeichnung und werden sie mit Liedern von Mozart, Schubert und Schuhmann zum Klingen bringen.

Info:
„Glaube. Liebe. Hoffnung“ Einzelschau von INK im Rahmen der Herbstausstellung der Kunststation Kleinsassen. Noch bis zum 22. November 2020. Geöffnet dienstags bis samstags 13 - 18 Uhr, sonn- und feiertags 11 -18 Uhr. www.kunststation-kleinsassen.de

Fotos:
„Out! Raus!“ / „Adam & Eva“ © INK
Kinder / Kinderworkshop © Hanswerner Kruse

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