Hanswerner Kruse
Die Galerie Kunst im Kutscherhaus zeigt die Ausstellung „Dyne & the Sauti Kuu“. Der Berliner Künstler Dyne präsentiert eigene Werke sowie Arbeiten, die er mit kenianischen Kindern schuf.
Fulda (Weltexpresso) - Auf farbkräftigen Bildern sieht man Gesichter im Profil, erkennt tanzende oder ineinander verschlungene Wesen. Die Motive changieren zwischen figürlicher Darstellung und Gegenstandslosigkeit, manche Gestalten lösen sich völlig in Formen und Farben auf. Diese Kompositionen des Künstlers Dyne, im Format 80 x 80 Zentimeter, kann man wohl im weitesten Sinn Art Brut zuordnen: oft wirken sie rau und bedrohlich, manchmal naiv und freundlich.
Man merkt, dass Michael Mieth (43), der sich jetzt Dyne nennt, seine Wurzeln in Streetart und Graffiti hat. Er erzählt, dass er mit einem Freund in Berlin einst illegal Wände und Züge besprühte. Doch eines Tages ermunterte ihn der Maler Vicente Moll, Vater seines Kumpels, „endlich mal richtig auf Leinwänden zu malen.“ Vincent wurde Mentor für den Künstler, der richtig stolz darauf ist, nicht studiert zu haben und Autodidakt zu sein. Seit zwei Jahrzehnten arbeitet er als selbständiger Künstler und verkauft seine extrem unterschiedlichen Werke in Ausstellungen.
Auf einen bestimmten Stil will er sich nicht festlegen lassen: „Ich bin Multimedia-Künstler“, sagt er, denn seine Arbeiten bewegen sich zwischen Malerei, Aktionskunst und Bildhauerei. Dyne fährt auch schon mal mit einem Trabi durch Farbe und dann über Leinwände, die er anschließend zerschneidet und weitergestaltet. Eines dieser älteren Werke ist auch im Kutscherhaus zu sehen.
Neben jedem seiner oben beschriebenen Arbeiten steht eine Weinflasche, deren Etikett dem jeweiligen Bild ähnelt. Sein Förderer Vicente schuf für einen sehr bekannten mallorquinischen Winzer Label für Weinflaschen und ermunterte Dyne es ihm gleichzutun. Der Berliner bemalte und färbte kleine Papiere, befuhr sie mit eingefärbten Autoreifen (KFZ-Kunst nennt er das), die Spuren hinterließen. Von den einzelnen Etiketten fertigte er große Fotografien, die er dann auf Leinwände druckte und anschließend individuell übermalte. So entstanden zwischen Zufall und Gestaltung die aufwendigen Werke für diese Schau. Die mit sehr gutem Rotwein gefüllten Flaschen definiert er als Skulpturen und präsentiert sie deshalb auf Sockeln.
Beim Aufbauen erzählt Dyne viele Geschichten über seine Ausstellungen und Beziehungen, von denen man einige hier nur kurz andeuten kann: Eine Mitarbeiterin von Barak Obamas Halbschwester kaufte mal ein Bild von ihm. Der Ex-Präsidenten der USA war davon beeindruckt und bestellte beim Künstler Porträts seiner Familie. Danach entwickelte Dyne mit der Schwester in Kenia das Projekt Sauti Kuu (kenianisch für Starke Stimmen) mit dem Titel "Art is a Persective":
Mit farbdurchtränkten Lappen an den Füßen spielten der Künstler und die Kinder Ball auf einer festgespannten Leinwand. Anschließend suchten die Kids in dem Riesenbild interessante Stellen, die sie ausschnitten und meist mit Farbe weiter besprühten. So lernten sie, meint Dyne, Kunst könne eine wichtige Ausdrucksform sein und ihnen neue Perspektiven eröffnen. Die Kinderbilder werden zum ersten Mal in Europa in einem Teil seiner Schau gezeigt.
Stolz erzählt Dyne auch, dass ein österreichisches Kunstmagazin ihn 2018 bat, Picassos „Guernica“ zeitgemäß zu interpretieren und es gemeinsam mit einer Replik des Originals in einer Antikriegsausstellung zu präsentieren: „Da habe ich doch tatsächlich mit Picasso ausgestellt“, sagt er.
Info:
„Dyne & the Sauti Kuu“ bis zum Jahresende 2020 bei Kunst im Kutscherhaus Fulda in Schlachthausgasse / Gutenbergstraße. Geöffnet Dienstag bis Donnerstag 16 - 18 Uhr, Freitag 16 - 20 Uhr (mit Künstlertisch)
Foto:
In der Ausstellung (c) Hanswerner Kruse
In der Ausstellung (c) Hanswerner Kruse