Serie: Ein Basler Totentanz ersteht neu vom 1. bis 30. November 2013 in und um die Predigerkirche in Basel, Teil 1

 

Claudia Schulmerich

 

Basel (Weltexpresso) – Drei Leute hatten in Basel eine Idee, der Verein dazu heißt TOTENTANZ BASEL und hat eine eigene Webseite, sie sprechen Peter Greenaway an, den berühmten englischen Filmregisseur und Experimentalkünstler und der läßt einen Monat lang, ab 1. November den BASLER TOTENTANZ als Filminstallation wiederauferstehen.

 

 

Dieses Projekt, das man in der Predigerkirche und im angrenzenden Park TOTENTANZ, beides am Rhein, sehen kann, ist begleitet von mehr als vierzig Veranstaltungen, die den Totentanz als künstlerischen Ausdruck menschlicher Vorstellungen und Ängste historisch in KUNST und GESELLSCHAFT darstellt und in auch für die GEGENWART zum Thema macht. Und die drei, die die Idee hatten, heißen Matthias Buschle, Carmen Bregy und Michael Bangert.

 

Als mit der spätmittelalterlichen Devotio Moderna im ausgehenden 14. Jahrhundert nicht mehr allein die Gruppe der Gläubigen dichtgedrängt die Rücksprache mit Gott in der Kirche suchte, sondern die Frömmigkeit sozusagen privatisiert wurde und durchgehend im Alltag eine Rolle spielte, auch Hausaltäre aufkamen, die mystische Zwiesprache mit Gott aber allerorten stattfinden konnte, da kamen aus lauter Angst vor den Folgen irdischen Lebens für das Weiterleben nach dem Tode, nicht nur dem Ablaß der Sünden eine neue Rolle zu, der das Fegefeuer erleichterte und den Aufstieg in den Himmel möglich werden ließ.

 

Das Sterben war im mittelalterlichen Europa insgesamt zum Thema geworden, denn der Übergang von den Lebenden zu den Toten und die Wiederauferstehung nach christlichem Glauben, also die Fleischwerdung von den Toten zu den Lebenden, hatte dem sogenannten Sensenmann oder Schnitter, dem Gevatter Tod, Schlafes Bruder auch, eine neue Wirklichkeit mitten im Leben gegeben. Der entstehende TOTENTANZ ist ein europäisches Phänomen. Der BASLER TOTENTANZ wurde schon um 1440 auf die Innenseite der Friedhofsmauer der Predigerkirche gemalt. Wie alle Totentänze hat er dasselbe Programm: Der Tod als Skelett in der Form des Knochenmannes lädt die verschiedenen Bürger, vor allem Vertreter verschiedener Stände und Gilden zum Tanz ein, zum letzten Tanz allerdings. Denn sterben muß jeder, dessen sollen sich die Hochgestochenen genauso gewärtig sein, wie der arme Schlucker. Letztere wissen das eh, aber Erstere glauben halt doch leicht, durch weltlichen Prunk das Jenseits und damit den Tod vergessen zu können.

 

Die dummen Basler wußten nicht, was sie an ihrem Mauernschatz hatten. In der Zeit der Säkularisierung und des Aufbruchs in ein neues Jahrhundert, das 19., das Industrialisierung und Moderne versprach, rissen sie 1805 die arg mitgenommene Friedhofsmauer ab und beerdigten damit auch den Basler Totentanz. Über den Schneidigen, der längst diesen TOTENTANZ kopiert hatte, so daß wir heute genau wissen, wie er ausschaute, wollen wir später berichten. Erst einmal sieht der Verein BASLER TOTENTANZ die Chance, die darin liegt, daß man sich jetzt Neues zum Totentanz überlegen muß, wenn Altes zerstört ist.

 

Denn – und das ist ja klar – der TOTENTANZ spukt immer noch herum. Über die mexikanischen Figuren, die zu diesem Kontext gehören,werden wir auch das Wesentliche weitergeben. Jetzt geht es rein um Basel, die sich aufmachen, auf all die vielen Interpretationen seit dem Spätmittelalter in Bildender Kunst, in der Literatur, in der Musik und im Tanz ihre eigene für einen ganzen Monat öffentlich wirken zu lassen. Dazu haben sie Peter Greenaway gewonnen, der als Filmemacher wie als Umsetzer von Filmbildern in die Wirklichkeit eine große Wirkung entfaltet hat und tatsächlich seine umwerfenden Ideen in ein multimediales Spektakel verpackte, das am 31. Oktober um 18 Uhr in Basel im Freien am Totentanz und in der Predigerkirche ausgepackt wird. Fortsetzung folgt.

 

www.baslertotentanz.ch