Die 56. Biennale di Venezia 2015 wirft ihr Licht voraus

 

Hubertus von Bramnitz

 

Venedig (Weltexpresso) - Nach der Biennale ist vor der Biennale. Dieser Spruch gilt für alle Ausstellungen in Serie, wobei für den Zweijahrestermin der Kunstbiennale in Venedig dann jedes Mal das Ende der einen mit der Benennung des nächsten künstlerischen Leiters zum Beginn der nächsten wird. So auch gerade zum Ende der 55sten in Venedig.

 

Eigentlich sind das ja immer mehrere Direktoren, da die Präsentation der Kunst auch auf geschäftlich solider Basis zum Ereignis werden soll. Bei ihrem Treffen unter dem Vorsitz von Paolo Baratta sprachen die Direktoren der Biennale di Venezia zunächst Massimiliano Gioni ihren Dank aus für die hervorragenden Ergebnisse der 55. internationalen Kunstausstellung. Anschließend ernannten sie den aus Nigeria stammenden Okwui Enwezor zum künstlerischen Leiter der 56. Biennale, die 2015 ausgerichtet wird (Venedig, Giardini und Arsenale, 9. Mai - 22. November).

 

Sie erinnern sich und wer wirklich noch niemals diese Kunstschau erlebt hat, sollte einen Besuch für 2015 schon jetzt überlegen. Es gibt immer zwei wichtige Orte sowie zwei wichtige Orientierungen. In den Giardinis stehen die Länderpavillons, die von diesen bespielt werden. Im Arsenale wird Kunst unter thematischen Gesichtspunkten gezeigt und dann gibt es dazu wechselnde Ausstellungsorte, immer wieder auch Kirchen. Für dieses Jahr stellte am Ende der Zusammenkunft Paolo Baratta fest: "Wir blicken auf eine ungewöhnliche Forschungs-Ausstellung zurück, die Massimiliano Gioni mit großem Erfolg zuende geführt hat und die einen Besucherrekord speziell auch von jungen Leuten erzielt hat. Dieser Erfolg belegt die immer größer werdende Anzahl von Personen, die das kulturelle und emotionale Angebot der Biennale wahrnehmen. Für die nächste Ausgabe wenden wir uns einer Persönlichkeit mit umfassender Erfahrung, einem reichen Schatz an Aktivitäten und Studien in zahlreichen Themen aus dem Bereich der Kunst zu. Okwui Enwezors Forschungsschwerpunkt liegt auf dem komplexen Phänomen der Globalisierung und ihren Bezügen zur Verwurzelung im Lokalen. Seine persönliche Erfahrung ist Ausgangspunkt für das geografische Spektrum seiner Analysen, für zeitweiliges Vertiefen von jüngsten Entwicklungen in der Kunstwelt, und für Vielfalt und Reichtum der Gegenwart."

 

Okwui Enwezor sagte seinerseits: "In keinem Event und keiner Ausstellung zeitgenössischer Kunst fließen kontinuierlich so viele historische Veränderungen in den Gebieten Kunst, Politik, Technologie und Wirtschaft zusammen wie in der Biennale in Venedig. La Biennale di Venezia ist der ideale Ort um dialektische Bezüge zu erkunden, und die Institution der Biennale selbst wird während der Vorbereitung der Ausstellung eine Quelle der Inspiration sein."

 

Natürlich wurde diese Nachricht in München, vor allem dem Haus der Kunst, dessen Leiter Enwezor seit 2011 ist, groß gefeiert. "Ich gratuliere Okwui Enwezor zu dieser Ernennung, dies ist eine außerordentliche Anerkennung seiner Arbeit und reflektiert den internationalen Stellenwert, den Okwui Enwezors Wirken für das Haus der Kunst genießt", kommentiert Ludwig Spaenle, der Bayerische Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst seine Ernennung. Das Team vom Haus der Kunst gratuliert Okwui Enwezor zu der neuen Herausforderung.

 

INFO:

 

Der 1963 in Nigeria geborene Okwui Enwezor war 1997 Kurator der zweiten Johannesburg-Biennale und 2002 künstlerischer Leiter der Documenta 11 in Kassel. In Deutschland kuratierte er unter anderem 2010 eine Ausstellung zu zeitgenössischer afrikanischer Fotografie in der Walther Collection in Ulm. Neben seiner Tätigkeit als Ausstellungsmacher hat sich Enwezor auch als Autor einen Namen gemacht. Seit Oktober 2011 leitet er das Haus der Kunst.

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