Hanswerner Kruse
Fulda (weltexpresso) - Der Öffentlichkeit wird in diesen "Tagen des Kulturerbes" die Bedeutung Fuldas und Petersbergs im 8./9. Jahrhundert mit vielen Aktionen veranschaulicht. Zur Eröffnungs-Veranstaltung wurde die Bewerbung um das Europäische Kulturerbe-Siegel erklärt und durch künstlerische Darbietungen paraphrasiert.
Die Domglocken läuten. Vögel krakeelen. Langsam wird es kalt und dunkel, während eine rot gekleidete Frau einen starr stehenden Mann mit roten Fäden einschnürt und verknüpft. Später lockt sie ihn mit Akkordeonklängen zu eigenartigen Gesängen aus seinen Verstrickungen, bis er durch den Brunnen im Dechaneigarten des Doms in die Nacht hinaus tanzt. Zum Ausklang berührt der nur durch Kerzen beleuchtete JugendKathedralChor das Publikum mit einem lateinischen Lobgesang des 9. Jahrhunderts.
Im Audimax der theologischen Fakultät war im ersten Teil des Abends viel von dieser Zeit die Rede. Denn damals ging die erste Blüte der europäischen Kultur von Fulda und Petersberg aus, die heimischen Klöster zählten zu den bedeutendsten Bildungszentren: Durch sie wurden Weichen für die Entwicklung Europas gestellt, wie wir es heute kennen, meinten die Veranstalter, ein breites Bündnis unterschiedlicher, nicht nur kirchlicher Akteure. Aus dem Grund bewerben sich beide Gemeinden um das Siegel, das kulturelle Schlüsselereignisse der europäischen Entwicklung ehrt. Das Siegel ist nicht mit dem UNESCO-Welterbe zu verwechseln, seit 2013 zeichnete die EU-Kommission 48 bedeutsame europäische Orte aus: Vom Neandertalerfundplatz in Kroatien über den Kriegsfriedhof Nr. 123 in Polen bis zu Leipzigs Musikerbe-Stätten.
Christine Kenner vom Landesamt für Denkmalpflege erläuterte die Bewerbung und interpretierte die folgende Kunstaktion. Zwischendurch konnte man im steinalten Audimax bei den musikalischen Beiträgen des Domchors die Augen schließen und sich in die damalige Zeit versetzen. Bemerkenswert waren die Aussagen von Dr. Albert Post, der den Kulturausschuss der Stadt Fulda leitet. Er forderte deshalb die Auseinandersetzung mit den Grundlagen des christlichen Abendlandes, weil der Begriff von rechten Populisten wie Pegida missbraucht und verfälscht wird. Gerade Karl der Große wollte durch die Karolingische Bildungsreform unterschiedliche Kulturen vereinigen.
Den jungen Engagierten von Friday for Future riet er, sich nicht nur auf die Rettung der Natur einzuengen. Angesichts der zunehmenden Verrohung und Verachtung der Kultur sei es notwendig, auch diese zu schützen. Darum sollte es eigentlich heißen: Fridays for Nature and Culture!
Da die starke Vernetzung zwischen unterschiedlichen Menschen, Kulturen und Initiativen historisch und aktuell immer eine große Rolle in Bildungsprozessen spielt, wurden die Schweizer Kunstschaffenden Thomas J. Hauck und Sabine Kaeser für die Performance gewonnen. Sie arbeiten häufig mit Verknüpfungen und Verstrickungen und machen an diesem Abend „rote Fäden“ künstlerisch deutlich. Bereits vorher installierten sie im Gang der architektonischen Fragmente Verschnürungen mit roten Bändern, die nicht nur Verbindungen symbolisieren, sondern auch neue Wahrnehmungen der Objekte ermöglichen.
Die Installation der beiden schweizer Kunstschaffenden ist noch bis zum 18. Oktober im Garten (links neben dem Dom) zu erleben.
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Fotos:
(c) Hanswerner Kruse
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