Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ja, es müßte in der Überschrift lauten: Die Künstlerinnen, aber diesmal ist es so offensichtlich, daß hier bei Ausstellungen das Geschlecht eine große Rolle spielt, daß das gleich angedeutet werden soll. Außerdem geht es nur um zwei Frauen, denn alle Künstlerinnen hier vorzustellen, geht einfach nicht.
Im zweiten Stock auf der rechten Seite ist der vierte leere Laden, übrigens von insgesamt 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, ein eher kleiner Raum, dem aber zentral gegenüber dem Eingang ein großer Bildschirm sofort die Blicke auf sich zieht. WALDLIFE, 2021, Deutschland, zeigt Wald, ja, das schon, aber es ist kein Naturwald, sondern ein inszenierter Wald, der unser Verständnis, unsere Sehnsucht von Wald zeigt. Unsere Blicke jedoch werden erstmals von Sandra Mann angezogen, die gerade vor dem Bildschirm vom Hessischen Rundfunk interviewt wird. Kein Wunder, sie ist nicht nur Hessin, in Groß-Gerau geboren, sondern schon lange eine anerkannte Künstlerin, die vom Genre her schwer zu fassen ist, weil sie das Fotografieren und auch ihre Filme vielen Themen widmet, was meist mit dem Menschen zu tun hat, zum einen, seiner Beziehung zu seiner Spezies, aber eben auch sein Verhältnis zur Umwelt, wobei Umwelt, Natur, Tiere eine große Rolle spielen und auch in diesem Film zum Ausdruck kommt.
Aber statt sich hier selbst zu feiern, denn die Filmbilder sind beeindruckend, konnte man den kommunikativen Ansatz von Sandra Mann, die ich übrigens das letzte Mal bei der Verleihung der Frankfurter Goetheplakette sah, gleich hier erleben. Sie holte ein Plakat, in voller Größe eines ihrer Fotos, und hielt es mit der Frage: „Was sehen Sie?“, „Was ist das?“ der Journalistenmeute entgegen. Erst Schweigen, dann noch mal Schweigen. Ich sage noch: „Eine Frau im Wasser“ und höre: „Gut, das hätten wir schon. Und die weißen...“ In mir fanden zwei Erkenntnisprozesse gleichzeitig statt. Einerseits sah ich ein wunderschönes Bild, Natur mit attraktiven weißen Flecken, sauber. Andererseits erkannte ich in den weißen Flecken für mich weißen Schaum, wie er entsteht, wenn diese ganzen Waschmaschinenreste in öffentliche Gewässer gelangt.
Das ging zwar in die richtige Richtung, war aber als Deutung falsch. Denn diese schönen weißen Gebilde auf dem Wasser sind zerknüllte weiße Plastikbecher! Aua. Aber diejenigen, die Seerosen gesehen hatten, waren nun wirklich geschockt. Und lernten eine wesentliche Erkenntnis, daß wir nämlich nicht unschuldig sehen, sondern mit unseren Erfahrungen das Sehen gleich mit Interpretationen füllen, so daß wir sozusagen falsch sehen. Und warum das so ist und gerade dieses als Plakat aufbereitete Foto für diejenigen, die kunstaffin sind, zu falschen Schlüssen führt, hat mit den Kunsterfahrungen zu tun. Denn das Motiv, das Sandra Mann nutzt, ist insbesondere aus dem Impressionismus und ganz speziell bei Monet gut bekannt. Wer diese Seerosen und andere Seestücke kennt, sieht einfach in dieser ähnlichen Bildanordnung eine schöne Seelandschaft mit weißen Flecken, die Seerosen andeuten sollen.
Ministerin Angela Dorn, die den Rundgang mitmachte, freute sich über das Plakat, von der Künstlerin signiert, und man kann dies sicher dann im Ministerbüro sehen.
Im nächsten, dem fünften Geschäft, waren zwei Räume. Wir gehen in den hinteren und sehen grell Rot, auch grell Weiß, viel nacktes Fleisch, riesige Brüste, die aber seltsam aufgeblasen wirken. Der Reihe nach. Die Künstlerin, die als Künstler/in aus Kanada ausgewiesen ist, Sin Wai Kin heißt, meist jedoch Victoria Sin, wird als nichtbinär bezeichnet, was als fließende Geschlechteridentität faßbar ist. Ihre beiden Videoarbeiten, IRRECONCILABLE DIFFERENCES, Videokunst, 2021, Kanada und NARRATIVE REFLECTIONS ON LOOKING, Videokunst, 2016, Kanada zeigen sie selber. Als Frau, ja sogar als zwei Frauen, die jedoch wie Karikaturen wirken. Einmal doch ein wenig in Richtung von Drag Queen, dann aber auch, nein nicht Marilyn Monroe, die war viel zarter und feiner, sondern eher Jayne Mansfield und Dolly Parton. Meine Güte, auf die Namen bin ich jetzt von alleine gekommen, die sicher jungen Leuten gar nichts sagen. Wer sich aber mit Sexbomben beschäftigt, und das tut die/der Dreißigjährige, braucht dies historische Wissen. Denn, was der/die schmale Künstlerin mit ihrem/seinem eigenen Leib anstellt, ist als Video festgehalten.
Was da nun auf den Videos abläuft, soll im nächsten Artikel folgen, wobei die künstlerisch so ganz anders geartete Kara Walker, 30 Jahre älter und schwarze Künstlerin, heute zudem weltbekannt und ab sofort in der SCHIRN, ein paar hundert Meter von MY ZEIL, in einer Ausstellung zu sehen gegenüber gestellt wird.
FORTSETZUNG FOLGT
Fotos:
©Redaktion
Info:
www.b3biennale.de
Das ging zwar in die richtige Richtung, war aber als Deutung falsch. Denn diese schönen weißen Gebilde auf dem Wasser sind zerknüllte weiße Plastikbecher! Aua. Aber diejenigen, die Seerosen gesehen hatten, waren nun wirklich geschockt. Und lernten eine wesentliche Erkenntnis, daß wir nämlich nicht unschuldig sehen, sondern mit unseren Erfahrungen das Sehen gleich mit Interpretationen füllen, so daß wir sozusagen falsch sehen. Und warum das so ist und gerade dieses als Plakat aufbereitete Foto für diejenigen, die kunstaffin sind, zu falschen Schlüssen führt, hat mit den Kunsterfahrungen zu tun. Denn das Motiv, das Sandra Mann nutzt, ist insbesondere aus dem Impressionismus und ganz speziell bei Monet gut bekannt. Wer diese Seerosen und andere Seestücke kennt, sieht einfach in dieser ähnlichen Bildanordnung eine schöne Seelandschaft mit weißen Flecken, die Seerosen andeuten sollen.
Ministerin Angela Dorn, die den Rundgang mitmachte, freute sich über das Plakat, von der Künstlerin signiert, und man kann dies sicher dann im Ministerbüro sehen.
Im nächsten, dem fünften Geschäft, waren zwei Räume. Wir gehen in den hinteren und sehen grell Rot, auch grell Weiß, viel nacktes Fleisch, riesige Brüste, die aber seltsam aufgeblasen wirken. Der Reihe nach. Die Künstlerin, die als Künstler/in aus Kanada ausgewiesen ist, Sin Wai Kin heißt, meist jedoch Victoria Sin, wird als nichtbinär bezeichnet, was als fließende Geschlechteridentität faßbar ist. Ihre beiden Videoarbeiten, IRRECONCILABLE DIFFERENCES, Videokunst, 2021, Kanada und NARRATIVE REFLECTIONS ON LOOKING, Videokunst, 2016, Kanada zeigen sie selber. Als Frau, ja sogar als zwei Frauen, die jedoch wie Karikaturen wirken. Einmal doch ein wenig in Richtung von Drag Queen, dann aber auch, nein nicht Marilyn Monroe, die war viel zarter und feiner, sondern eher Jayne Mansfield und Dolly Parton. Meine Güte, auf die Namen bin ich jetzt von alleine gekommen, die sicher jungen Leuten gar nichts sagen. Wer sich aber mit Sexbomben beschäftigt, und das tut die/der Dreißigjährige, braucht dies historische Wissen. Denn, was der/die schmale Künstlerin mit ihrem/seinem eigenen Leib anstellt, ist als Video festgehalten.
Was da nun auf den Videos abläuft, soll im nächsten Artikel folgen, wobei die künstlerisch so ganz anders geartete Kara Walker, 30 Jahre älter und schwarze Künstlerin, heute zudem weltbekannt und ab sofort in der SCHIRN, ein paar hundert Meter von MY ZEIL, in einer Ausstellung zu sehen gegenüber gestellt wird.
FORTSETZUNG FOLGT
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