FZ wild 2909Neue Ausstellung in Kleinsassen

Hanswerner Kruse

Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) - Die Frühjahrsausstellung der Kunststation präsentiert eine internationale Schau mit 23 Kunstschaffenden zum Thema „Wald. Wolf. Wildnis“. Darin ist auch das Projekt „Die Wildnis in uns“ von Mitliedern des BBK Osthessens integriert.

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Saxophonklänge locken in die Exposition. Vor zwei echt wirkenden Wölfen aus Recyclingmaterial entlockt
Pia-Maria Sauer ihrem Instrument eigenwillige, mal sanfte, mal zerrissene Klänge. Sie kommuniziert mit der heulenden Wölfin, während sich der narzisstische Wolf bei seiner Selbstbetrachtung in zerbrochenen Spiegeln nicht stören lässt. Einige Kunstschaffende verweisen in ihren Arbeiten häufig auf ähnliche Eigenschaften von Menschen und Wölfen: „Sie sind verletzliche Wesen“, heißt es im Ausstellungskatalog oder „in ihrer Mimik erkennen wir oft eigene Gefühle: Wut, Angst, Zärtlichkeit, Fürsorge.“ Daher provozieren die Werke auch Geschichten, die man weiter erzählen möchte.

Nach den beiden Tieren (von Irmela Maier) bewegt man sich zwischen roten Bildern mit weißen wolfartigen Wesen: Es sind thermografische Standbilder aus dem Video, das man auf einem Monitor sieht. Es zeigt unsichtbare Wölfe in der Nacht, die (von Stephan Reusse) durch eine Wärmekamera erkennbar gemacht werden. Die Bilder erlauben ihm „eine bildliche Verdichtung von Fremdheit und Abstraktion.“




Man folgt weiteren Wölfen, etwa in der Schneelandschaft von Gisela Krohn, die diese Wanderausstellung vor einigen Jahren konzipierte und mehrfach organisierte. Für Kleinsassen hat Kuratorin Dr. Elisabeth Heil nicht alle damals Beteiligten eingeladen, sondern sieben regionale oder neu entdeckte Kunstschaffende dazu gewonnen.

Plötzlich wird man mit dem Wolfsmenschen auf einem Riesenbild (von Shaarbeek Amanku) konfrontiert, der in einem Mongolenzelt ein Gewehr in den Händen hält. Nach der Begegnung mit den Wölfen, die manche Menschen faszinieren, andere aber eher erschrecken, geht es in die Wälder. Der einheimische Künstler Alexander Zyzik verklärt nicht neoromantisch das Gehölz, sondern zeigt auf seinen Malereien derbe, knorrige Details. Etwas weiter im großen Saal scheinen die Bäume auf Fotografien (von Jarek Lustych) Augen bekommen zu haben, die den Waldbesucher anstarren: Der Forst wird lebendig und fordert Respekt.

Hier zeigen auch zwei übergroße komplexe Gemälde (von Werner Liebmann) sowohl die äußere Wildnis als auch das Ungezähmte, Entfesselte, Orgiastische, kurzum „das Wilde“ in uns selbst. Dazwischen steht eine lebensgroße nackte, mit einem Messer bewaffnete Hasenfrau (von Tanja Fender), die nicht aggressiv sondern wehrhaft wirkt. Der Rundgang wird durch  die fröhlich-exotischen Installationen und andere Werke der dreizehn weiteren Aussteller des BBK Osthessens unterbrochen, welche „die Wildnis in uns“ sichtbar machen wollen. Darüber wird noch berichtet.

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Im letzten Saal finden sich weitere Arbeiten von Tanja Fender, ihr mächtiger Bär mit einem Menschenbaby berührt den Betrachter. Zwei sehr große Gemälde (von Nashun Nashunbati), die zwischen Abstraktion und realistischer Abbildung changieren, beenden den Rundgang.  Ein durchaus weiblich anmutendes Rotkäppchen (von Miriam Vlaming) verweist aber noch auf einen märchenhaften Nebenraum. Skulpturen zeigen hier den Wolf und die sieben Raben, Märchenbücher und Zeichnungen erzählen die Grimm’schen Märchen bis in die Gegenwart weiter - allerdings ohne die unsägliche Zensur von „bösen Wörtern“ wie Mohren oder Zwerge.

Die Ausstellung ist keine Ökoschau, sondern die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema steht im Vordergrund - jedoch mit dem Ansinnen, in unsere Wirklichkeit einzugreifen. Erneut ist es der Kuratorin gelungen, vielfältige Objekte bewusst konfrontativ oder behutsam zusammenzubringen.
Die Ausstellung geht noch bis zum 29. Mai 2022. Zur ersten Schau im Jahr 2020 erschien ein noch erhältlicher Katalog. Es gibt ein umfangreiches Rahmenprogramm siehe:
www.kunstation-kleinsassen.de




Fotos:
(c) Hanswerner Kruse

Info:
Öffnungszeiten:

Donnerstag - Sonntag 13 bis 17 Uhr, in der Sommerzeit Dienstag - Samstag 13 bis 18 Uhr, Sonn- und Feiertage von 11 bis 18 Uhr