"Eine Künstlerfreundschaft zwischen Jugendstil und Moderne“ ab 28. Januar 2012 im Bucerius Kunst Forum in Hamburg

 

von Felicitas Schubert

 

Hamburg (Weltexpresso) – Noch brummt sie, die bedeutende Ausstellung über frühitalienische Malerei, von denen rund 40 Exponate aus dem sächsischen Altenburg nach Hamburg gekommen sind und das Bucerius Kunst Forum seinen Gesamtschauen über Manierismus, Gotik, Renaissance und Barock nun auch noch die Zeit vorführen kann, wo Kunst erst entstand, wo die Gemälde sich vom Diktat der Religion befreiten, der sie erst einmal ihre Bedeutung verdankten. Aber schon kündigt sich die folgende Ausstellung als Kontrastprogramm an: der Schweizer Ferdinand Hodler trifft auf den Schweizer Cuno Amiet.

 

Daß das Treffen in Hamburg stattfindet, hat gute Gründe. Hodler, das ist so einer, dessen Ruhm als ein Moderner bis nach Hamburg gedrungen ist, denn auch das muß man außerhalb Hamburgs den Leuten immer wieder sagen, daß den Gründern, Vätern und Vorvätern der Hamburger Kunsthalle eine große Rolle bei der gesellschaftlichen Akzeptanz damaliger zeitgenössischer Kunst zukommt. Und Cuno Amiet, der ist für die allermeisten auch außerhalb Hamburgs ein nebulöser Maler oder gleich ein Unbekannter. In der Schweiz nicht. Da gehört Amiet zum inneren Kern.

 

Nun werden die beiden ja nicht zusammengeworfen, im Huckepackverfahren nimmt Hodler den Amiet auf die Schultern oder so, nein, es gibt einen inhaltlichen Zusammenhang, der im Titel mit ihrer Künstlerfreundschaft angesprochen wird. Darüber wissen wir erst sehr viel mehr, wenn wir die Bilder, auf die sich der Titel bezieht, gesehen und über die Ausstellung vom 28. Januar bis 1. Mai des kommenden Jahres berichten könnten. Bisher spricht die Ankündigung davon, wie sehr Hodler die starken Farben seines jungen Kollegen faszinierten und daß dieser an Hodler dessen Symmetrie,Ornament und Linearität schätzte.Ein künstlerischer Dialog beider wird durch Gegenüberstellung ihrer Bilder und Bildgruppen mit Hilfe des Solothurner Museums hergestellt.

 

Tragen wir also im Überblick zusammen, was über beide Maler bekannt ist. Sie sind beide im März geboren, aber Hodler schon 1853 in Bern und Amiet 15 Jahre später, also 1868 in Solothurn, was in der Nähe liegt und heute für vieles, auch für das Museum mit der wunderschönen Madonna in den Erdbeeren bekannt ist. Die Todesdaten beider betragen in der Differenz 43 Jahre, denn Hodler starb schon 1918 in Genf – im selben Jahr starben übrigens in Wien Klimt und Schiele –und Amiet erst 1961, also mit 93 Jahren. Hodler, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, übernahm als Jugendlicher die Werkstatt des Stiefvaters, der Dekorationsmaler und dem Alkohol verfallen war. Er bildete sich in der Ansichten- und Vedoutenmalerei aus und ging nach Genf, wo er sich an den Alten Meistern orientierte, sie kopierte und eine richtige Malerausbildung erhielt. Seine Helden der Zeit waren die Franzosen wie Gustave Courbet und Camille Corot.

 

Dann aber änderte er um 1885 seinen Malstil, erst kam ein Sohn, dann die Heirat, bald die Scheidung. Aber schon zuvor kam Hodler mit dem Gemälde „Die Nacht“ erstmals groß raus. Und auch da ging es hin und her. Dieses Gemälde von 1889 spricht schon von dem, was das neue Jahrhundert in vielen Bildern dann zum Thema macht: Tod, Schlaf, Sexualität. Großer Aufruhr, die beabsichtigte Ausstellung im Museum wird wegen 'Sittenwidrigkeit' verboten. Das verhilft ihm zu Popularität und privaten, zahlreich besuchten Ausstellungen. Seine Rolle als Neuerer kulminierte in dem Streit um sein Historienbild, mit dem er die Waffenhalle des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich ausmalen wollte, was der Direktor verbot, die Abgesandten des Bundesrates aus Bern dann durchsetzten. Also ein schon fast politischer Künstler zu seiner Zeit?

 

Auch im Rückblick doch eher einer, der schon Malweisen und Themen frühzeitig aufgriff, die er dann für eine Mehrheit durchsetzte. Das gilt nicht nur für den Jugendstil, sondern dann auch für den Expressionismus, er bleibt ein Vorfühler dessen, was kommt. Ab 1900 war Hodler ein gemachter Mann, ein international bekannter Maler der Spitzenklasse, der bekannteste Schweizer Male zudem, der ab jetzt auch wirtschaftliche Erfolge einfährt und sich kunstpolitisch eindeutig verhält und Mitglied der Secessionen von Berlin, Wien und Münchner wird, die sich von der herkömmlichen akademischen Malerausbildung abwenden. Später erlebt er auch privates Glück, dann Unglück. Den Tod der Geliebten malt er in einer Weise, die er bald auch für seine Bilder vom Genfer See anwendet und die direkte Vorläufer der Abstraktion sind. Nur 3 der insgesamt 21 Bilder, die in Hamburg von Hodler gezeigt werden, stammen aus der Zeit vor 1900.

 

Dies ist vielleicht dem Thema der Freundschaft mit Amiet geschuldet, denn der beginnt erst 1886 , etwa 20jährig seine Akademieausbildung in München, der bedeutsamsten Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum. Dort trifft er auf Giovanni Giacometti, auch einer, der über die Schweiz hinaus zu wenig bekannt ist. Beide gehen nach Paris, wo der Symbolismus sie in Bann zieht und sie den Nabis zugehören. Amiet fährt weiter nach Pont-Aven, wo Gauguin wirkt. Und dann endlich begegnet er 1893 Ferdinand Hodler, der gerade seine symbolistische Phase hat und drei Jahre später mit Giovanni Segantini einen Vertreter des Spätimpressionismus. Beide beeinflussen Amiet sehr.

 

Hodler und Amiet stellten beide in Wien aus, Amiet auch in Dresden, wo er mit den Malern der „Brücke“ auch mit deren expressionistischer Malerei konfrontiert war. Von den Brückemitgliedern aufgefordert, beizutreten, tat er dies und verband so in seiner Person den Kreis um Gauguin mit den deutschen Expressionisten. Wenn man sich heute fragt, warum Amiet, der schon damals deutschlandweit sehr bekannt war, dennoch später hierzulande nicht weiter reüssierte, hat das einmal mit dem Nationalsozialismus zu tun, für den das alles 'entartete' Kunst war, aber auch mit dem Großbrand in München, der rund 50 seiner Werke, vor allem der frühen vernichtete.

 

Amiet war ein sehr produktiver Maler. Seine rund 36 Werke, die in Hamburg gezeigt werden, sind auf die gemeinsame Lebens- und Schaffenszeit mit Hodler abgestimmt. Wohl das früheste Bild wird die Kopie nach Hodler, „bezauberter Knabe“ von 1894 sein. Die Ausstellung wird ergänzt durch über zehn andere Leihgaben und – wie es heißt - „eine Mamorbüste“. Der Katalog zur Ausstellung erscheint im Hirmer Verlag. Die Ausstellung selber haben Christoph Vögele, Kunstmuseum Solothurn und Ortrud Westheider, Bucerius Kunst Forum kuratiert. Bewährt haben sich die Begleitveranstaltungen, die nicht nur Vorträge und Führungen anbieten, sondern auch Musik und Literatur sowie Prominentengespräche umfaßt. Auch ein Kinderprogramm wird den Zugang für diese und für den Familienbesuch fördern.

 

Es paßt gut, daß ab 17. Februar die Kunsthalle Hamburg die Ausstellung „Müde Helden“ zeigt und damit Ferdinand Hodler in der Nachbarschaft von Neo Rauch.

 

www.buceriuskunstforum.de

 

Mit freundlicher Unterstützung des Maritim Hotel Reichshof in Hamburg, ideal gelegen gegenüber dem Hauptbahnhof und der Hamburger Kunsthalle, nahe dem Bucerius Kunst Forum und den anderen Museen. Für uns hat dies Hotel den Charme des Unterwegseins von ehedem, mit großzügigem Zuschnitt des Hauses und ebensolchen Zimmern und Bädern mit hohen Decken. Zudem bieten ein Schwimmbad und Saunen den seelisch-körperlichen Komfort, der ausstellungsgestreßten Menschen äußerst wohltut. Daß dann noch ein Businesscenter für kostenlosen Internetzugang sorgt und dafür, daß man in Ruhe seine Artikel redigieren und in die Zeitung einsetzen kann, ist dann noch das I-Tüpfelchen.

 

www.maritim.de

 

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