Preis für Architektur des Deutschen Architekturmuseums Frankfurt

 

Hubertus von Bramnitz – Das DAM in Frankfurt gibt seit 1980 das Deutsche Architektur Jahrbuch heraus und zeigt in der Ausgabe 2013 die besten Beispiele aktueller Architektur in Deutschland und Bauten deutscher Architekten in der Welt. Die 22 ausgewählten Beispiele werden zudem im dritten Stock des Museums am Schaumainkai vorgestellt. Das Kunstmuseum Ravensberg erhält den DAM Preis 2013.

 

Das Architekturmuseum stellt dazu eine umfängliche Würdigung für die Presse zur Verfügung.

 

DIE 22 BESTEN BAUWERKE IN / AUS DEUTSCHLAND

DAM DEUTSCHES ARCHITEKUR JAHRBUCH 2013/14

 

Das seit 1980 vom Deutschen Architekturmuseum herausgegebene Deutsche Architektur Jahrbuch, zeigt in der Ausgabe 2013\14 erneut die besten Beispiele aktueller Architektur in Deutschland und Bauten deutscher Architekten im Ausland. Diesmal sind es 22 herausragende Gebäude, hinter denen ganz unterschiedliche Bauaufgaben stehen.

Im dritten Stock des Museums mit dem emblematischen „Haus im Haus“ werden ab Februar alle in das Jahrbuch aufgenommenen Bauten vorgestellt. Im Fokus steht das mit dem DAM Preis für Architektur 2013 ausgezeichnete Kunstmuseum Ravensburg von Lederer Ragnarsdóttir Oei.

 

Das in Stuttgart ansässige Büro pflegt einen eigenen Stil materialgesättigter, tektonischer Expressivität. Mit dem Kunstmuseum ist den Architekten sowohl in städtebaulicher Hinsicht als auch architektonisch in Ausdrucksqualität und Raumwirkung ein Meisterwerk gelungen.

 

 

BÜROPROFIL LRO LEDERER RAGNARSDÓTTIR OEI

 

Im 1979 von Arno Lederer gegründeten Büro LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei sind derzeit rund 45 Mitarbeiter beschäftigt. Inhaber des Büros sind Arno Lederer, Jórunn Ragnarsdóttir und Marc Oei. Geschäftsführerin ist seit 2012 Katja Pütter. Die Projekte von LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei umfassen Bauten für vielfältige Bereiche: Bürogebäude, Behörde und Verwaltung, Freizeit und Sport, Gesundheit und Erziehung, Wohnen, Kultur und Kirche, Industrie sowie Stadtplanung.

 

Unter den jüngsten Wettbewerbserfolgen finden sich das Historische Museum in Frankfurt a.M., das Büro- und Geschäftshaus „Kaiserkarree“ in Karlsruhe sowie das Stadtmuseum Stuttgart. Auch die für das Büro wichtigen Projekte Duale Hochschule Lörrach (2008), Kloster Hegne Marianum in Allensbach (2009), Kunstmuseum Ravensburg (2009) oder die Erweiterung der Diözesankurie in Rottenburg a.N. (2010) gehen auf Wettbewerbserfolge zurück.

 

LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei waren bereits mehrfach mit Projekten im Deutschen Architektur Jahrbuch vertreten – 2012/13 mit dem Temporären Amtssitz des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe, 2011/12 mit dem Bildungszentrum Bestehornpark in Aschersleben, 2010/11 mit dem Kloster Hegne Marianum, Zentrum für Bildung und Erziehung in Allensbach am Bodensee, 2007/08 mit der Sanierung und Erweiterung des Hessischen Staatstheaters in Darmstadt und im Jahr 2001 mit der Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule und Sporthalle in Ostfildern bei Stuttgart. Darüber hinaus erschien im Jahrbuch 2010/11 der Aufsatz „Die Zukunft aus der Vergangenheit denken. Ein Plädoyer für die Verantwortung der Architektur gegenüber der Stadt“ von Arno Lederer.

 

 

JURYSTATEMENTS ZUM PREISTRÄGER / KUNSTMUSEUM RAVENSBURG

 

Das Kunstmuseum Ravensburg entwickelt sein Volumen aus dem städtischen Umfeld, die recycelten Ziegel geben der Oberfläche den Duktus des selbstverständlichen, immer schon Dagewesenen. Aus den starken kontextuellen Bezügen entwickelt sich ein modernes und zeitgenössisches Bauwerk höchster Präzision.“ Gerhard Wittfeld

 

Das Kunstmuseum ist ein wegweisender Beitrag für das Weiterbauen in der Stadt. Das Gebäude fügt sich harmonisch in den Ort ein, ist dennoch eigenständig und zudem innovativ in seiner Bauweise. Eine Architektur, die einen Dialog mit der Tradition des Ortes führt und ihre Verbindung nicht abschneidet.“

Irene Meissner

Klar und sauber, ein ehrliches Projekt. Es gibt keinen gegenseitigen Widerstreit zwischen Lage und Bauwerk.“ Liudmila Kirpichev

 

Eine überzeugende Arbeit. Städtebaulich und architektonisch fügt sich die Skulptur in den historisch geprägten Kontext. Das körperhafte Objekt erscheint als von außen nach innen gesamtheitlich wirkender Neubau.“ Max Dudler

 

Wieder einmal zeigen uns LRO eine Architektur der innerstädtischen Räume, die nie war, aber dennoch wirkt, als hätte sie schon lange sein können. Man muss sie einfach lieben, diese neuen Nachbarn.“ Peter Cachola Schmal

 

 

TENDENZEN AKTUELLER ARCHITEKTUR IN DEUTSCHLAND

 

Neben dem Kunstmuseum in Ravensburg findet sich in der Auswahl des Jahrbuchs ein weiteres Museumsprojekt, die Sanierung und Instandsetzung der in der Schönen Aussicht an der Karlsaue in Kassel gelegenen Neuen Galerie.

 

Das Konjunkturpaket II sowie den Ansturm auf die Hochschulen durch die doppelten Abiturjahrgänge führte zu einer ganzen Reihe an bemerkenswerten Hochschulbauten. Dazu zählt das das klar konturierte Hörsaal- und Verwaltungsgebäude der Hochschule Ansbach ebenso wie das Interims-Audimax der TU München in Garching, das trotz minimalem Budget eine schwungvolle Fassade erhielt. Eine äußerst sachliche Reduktion, die als Kultur der präzisen Enthaltung verstanden werden kann, zeichnet das SimTech und das analog dazu entstandene FZI der Universität Stuttgart aus. Ebenfalls aus einem bestehenden Entwurfsprinzip entwickelt wurde das neue Gebäude für Augenoptik und Hörakustik der Hochschule Aalen.

 

Und wie wohnen die Studenten? Neue Wohnungen zu schaffen vermag die Sanierung eines Bestands-gebäudes nicht, wohl aber die Qualität deutlich zu verbessern. Die Kriterien dafür wurden beim Studentenwohnheim Siegmunds Hof 13 in Berlin in einem intensiven partizipatorischen Prozess mit den Bewohnern entwickelt.Im Spannungsfeld aus Wohnwünschen der Bauherren und konzeptioneller Haltung der Architekten sind zwei beachtliche Villen in Südwestdeutschland entstanden. Das Haus D10 ist in seinem gradlinigen Minimalismus eine faszinierende Fortsetzung des Themas Mies’sche Glashaus, ein Plus-Energie Gebäude ist das Haus zudem. Die Transformation einer zurückgenommenen statischen „Box“ zu einer emotionalisiert bewegten „Blob“ ist dagegen das Thema beim Haus am Weinberg.

 

In Bayrischzell wurde eine bestehende Hotelanlage erweitert und um vier Wohntürme, die jeweils einen kleinen „Lug ins Land“ auf drei Ebenen bilden, ergänzt. Das fein proportionierte Projekt gehört zu der großen Gruppe von neuen Gebäuden, die ein Weiterbauen des Bestands darstellen. Das neue Gebäude für das Theater und Philharmonische Orchester in Heidelberg etwa fasst ein Ensemble von vier Bestandsbauten innerhalb der Altstadt zusammen. Ebenso herausfordernd war die Aufgabe der Wiederherstellung des zentralen Lesesaals in dem riesigen Gebäudekomplex der Staatsbibliothek Unter den Linden in Berlin. In Frankfurt am Main galt es im Gesellschaftshaus Palmengarten unterschiedliche architektonische Zeitschichten herauszuarbeiten. Die einmalige Raumfolge aus Palmenhaus, historistischem Festsaal und im Stil der Neuen Sachlichkeit entworfenen Südfoyer wurde reanimiert und den technischen Erfordernissen der Gegenwart angepasst.

 

Die technische Anpassung an heutige Anforderungen war auch ein zentraler Aspekt bei den Planungen für das Pumpenhaus in Bochum. Um die ausdrucksstarke Anmutungsqualität der mit Mauerwerk ausgefachten Stahlkonstruktion im Inneren zu erhalten, bekam das Gebäude eine rational abstrakte neue Außenhülle. Ein bewusstes Spiel aus Abstraktion und Irritation ist auch Teil des Entwurfs für eine kleine Brücke in Leverkusen-Opladen. Die beiden Rampenkörper der Brücke aus Corten-Stahl sind mit den Auflagern verschweißt und bieten das Bild massiver Skulpturen. Im Kontrast dazu ist der Mittelkörper der Brücke äußerst filigran gehalten.

 

In der diesmaligen Projektauswahl findet sich auch eine kleine Gruppe an Sakralbauten. Für die wachsende jüdische Gemeinschaft in Ulm ist ein Gemeindezentrum mit Synagoge entstanden, dessen markantes Zeichen das in die Fassadenecke eingeschnittene große Fenster mit Davidstern-Motiv ist.

 

In Hamburg haben sich 19 christliche Kirchen zusammengeschlossen, um in der HafenCity ein gemeinsames Ökumenisches Forum zu errichten. Der Entwurf inmitten einer Blockrandbebauung macht lediglich mit konkaven und konvexen Wölbungen in der Fassade auf sich aufmerksam. Am augen-fälligsten ist die Autobahnkirche an der A45 im Siegerland, deren Gestalt vom Kirchen-Signet auf Verkehrszeichen abgeleitet wurde. Sie ist ein seltenes Beispiel dafür, dass ein Gebäude selber Zeichen und Bezeichnetes ist.

 

Und schließlich ist noch von einem neuen Stadtbaustein in Berlin zu berichten. Der Tour Total ist ein wichtiges Element in der Entwicklung der Europacity, des Areals nördlich des Hauptbahnhofs.

 

 

ARCHITEKTUR INTERNATIONAL

 

Das Bauen entlang von Transitrouten kann zu einem höchst bemerkenswerten Wechselspiel von Landschaft und architektonischer Setzung werden, wie etwa bei den Raststätten, die in Georgien entstanden sind.

Eine neue Qualität der Versorgung zu bieten – hier für die Wohnbevölkerung in der Nachbarschaft – ist auch Teil des Konzepts für das Centre de l‘Architecture en Terre in Mopti, Mali. Der Besucher findet dort eine Dokumentation der traditionellen Lehmarchitektur, den Bewohnern bietet das groß dimensionierte Waschhaus der Anlage aber auch Wasserversorgung und sanitäre Einrichtungen.

In der nordchinesischen Metropole Tianjin ist im neuen Kulturpark der Stadt an einem kleinen See das Grand Theater entstanden. Unter einem abgestuften, weit auskragenden Dach sind Opernhaus, Konzerthalle und Multifunktionssaal vereint.

 

 

DIE JURY DES DEUTSCHEN ARCHITEKTUR JAHRBUCHS 2013/14

 

Max Dudler, Architekt, (Vorsitz, Preisträger 2012), Berlin / Zürich / Frankfurt am Main

Liudmila Kirpichev, Architektin, Architekturschule EDAS (Experimentalnaya Detskaya Architekturnaya Studia), Moskau

Irene Meissner, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Architekturmuseum der TU München

Gerhard Wittfeld, Architekt, kadawittfeldarchitektur, Aachen

Peter Cachola Schmal, Direktor Deutsches Architekturmuseum (DAM)

Annette Becker, Kuratorin Deutsches Architekturmuseum (DAM)

Christina Budde, Kuratorin Deutsches Architekturmuseum (DAM)

Inge Wolf, Archivleiterin Deutsches Architekturmuseum (DAM)

Yorck Förster, freier Kurator und Publizist, kuratorenwerkstatt, Frankfurt am Main

Christina Gräwe, freie Kuratorin und Journalistin, kuratorenwerkstatt, Berlin

 

 

INFO:

Publikation

 

Peter Cachola Schmal, Yorck Förster (Hrsg.)

DEUTSCHES ARCHITEKTUR JAHRBUCH 2013/14, Prestel Verlag

 

Mit einem Vorwort der Herausgeber sowie zwei Essays: Klaus Grewe zur Herausforderung Großprojekte und Florian Heilmeyer zu Architekturgeschichten aus einem gar nicht so fernen Land: Georgien.

 

 

Ausstellungen:

DAM Preis für Architektur in Deutschland 2013

Die 22 besten Bauten in/aus Deutschland

veröffentlicht im Deutschen Architektur Jahrbuch 2013/14

 

1. Februar – 11. Mai 2014

Eine Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums (DAM)

im Auftrag des Dezernats für Kultur und Wissenschaft, Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main

 

8. Februar – 20. April 2014

Mies van der Rohe Preis 1988-2013

 

15. Februar – 20. April 2014

Playboy Architektur, 1953-1979

 

www.dam-online.de