Hanswerner Kruse
Fulda/Kleinsassen (Weltexpresso) - Parallel zur Schau „Wald. Wolf. Wildnis“ präsentiert sich der Berufsverband Bildender Künstler (BBK) Osthessen ebenfalls in der Kunststation Kleinsassen. Sein variiertes Thema heißt „Die Wildnis in uns!“
Im großen Saal stellten die Kunstschaffenden eine wüst bemalte Hütte auf, die einige von ihnen bereits mehrfach während der Kleinsassener Kunstwochen im Dorf als Lädchen benutzten. Ihre Installation ist ein uriger Bruch zur übrigen Ausstellung: Alte Stehlampen mit Kuscheltieren und Tannenspitzen der „Sperrmüllpiloten“ umgeben die Bretterbude. Dieses „Tütenlampen-Wäldchen“ wirkt wie eine gezähmte, nun kuschelig gewordene Wildnis - oder eine Wildnis, die sich ihren Raum zurückerobert? Am Ende des Saales bilden die großen Leuchtstelen von Michael Lippert einen gelungenen Übergang zur anderen Ausstellung.
Die Hütte ist eine gute Stube mit Sofa und TV und wird von der “Pudelsphinx Persi“ bewacht. Patricia Schellenberger „bändigte und domestizierte“, wie sie sagt, dieses Tier aus einem alten Persianer-Pelz. Drinnen gibt es Zeichnungen an den Wänden und den neuen preisgekrönten Bamboo-Comic von David Weiss, das Video von Ferri Caicedo zeigt einen animierten Kurzfilm. Ein groteskes Wesen, der „Klapperaffe“ ,schlägt Becken aneinander, wenn man an einer Kurbel dreht. Dessen Schöpfer Harry Brähler verteilte noch weitere skurrile Skulpturen in der Schau (Foto links):
„Wildnis ist die eigentliche Ordnung der Dinge“, meint er.
„Wildnis ist die eigentliche Ordnung der Dinge“, meint er.
Für das Gruppenfoto, man muss schon sagen: inszenierten sich die osthessischen Kreativen als wilder Haufen und viele ihrer Objekte wirken, als hätten sie die eigene innere Wildnis nach außen gekehrt. Jedoch gibt es auch wilde Tiere auf Bildern: Bären, Tiger und Wölfe, ein Gorillaweibchen mit Kind oder sogar - „Bis hierher und nicht weiter!“ - das Lastwagen fressende Monster von Andreas Schmelzer. Doch alle diese Geschöpfe sind meist nicht fein und sorgsam ausgearbeitet, sondern exzessiv gemalt, getuscht oder collagiert. Im übrigen gestalten die BBK-Leute gerne enthusiastisch etwas gemeinsam, allerlei Werke sind paarweise entstanden.
Darüberhinaus besitzen sie sehr viel Humor, offensichtlich halten sie die Bildende Kunst keineswegs für gar so heilig.
Der Duden kennt 114 Synonyme für wild, etwa authentisch oder grenzenlos, entfesselt oder stürmisch. Man kriegt das Gefühl, die Osthessen haben hier (fast) alle herunterdekliniert. Ein wenig erinnern sie selbst und ihre Arbeiten an die künstlerischen Pioniere, die - beeinflusst durch afrikanische Kunst - in der Wende zum 20. Jahrhundert „das Wilde“ in sich finden wollten, um zur ursprünglichen Gestaltung zu kommen. „Wir können in der modernen Kunst eine Art Suche nach der Wildnis finden“, denkt auch David Weiss.
„Wilder geht nicht“, das Gemälde von Jochen Burk (Foto links) steckt die Grenzen ab: ein männliches Monster im Kampf mit anderen Wilden. Petra Schmidt drückt den Widerspruch zwischen Wildnis und Zivilisation großartig mit impulsiver Malerei aus - und fasst ihn letztlich doch in Bilderrahmen. Die Bandbreite des Wilden oder seiner Zähmung in dieser BBK-Schau ist immens.
Der BBK ist eine bundesweit organisierte und einflussreiche Vereinigung. In der relativ neuen und kleinen osthessischen Gruppe, kennen sich alle untereinander, die meisten arbeiten bereits länger zusammen; zur Ausstellung luden sie einige Gäste ein. In der Kunststation freut man sich, dass wieder einmal lokale und national oder international arbeitende Künstler gemeinsam ihre Arbeiten zeigen.
Neben den im Text genannten Kreativen sind noch Ferri Caicedo, Janosch Feiertag, Norbert Grimm, David Hardy vertreten. Die „Sperrmüllpiloten“ sind Christian Schneider, Josef Michael Ruhl und Maike Maier.
Fotos:
Hanswerner Kruse
Info:
Beide Ausstellungen noch bis zum 29. Mai. Öffnungszeiten Kunststation Kleinsassen Dienstag bis Samstag von 13 bis 18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr.
Der Duden kennt 114 Synonyme für wild, etwa authentisch oder grenzenlos, entfesselt oder stürmisch. Man kriegt das Gefühl, die Osthessen haben hier (fast) alle herunterdekliniert. Ein wenig erinnern sie selbst und ihre Arbeiten an die künstlerischen Pioniere, die - beeinflusst durch afrikanische Kunst - in der Wende zum 20. Jahrhundert „das Wilde“ in sich finden wollten, um zur ursprünglichen Gestaltung zu kommen. „Wir können in der modernen Kunst eine Art Suche nach der Wildnis finden“, denkt auch David Weiss.
„Wilder geht nicht“, das Gemälde von Jochen Burk (Foto links) steckt die Grenzen ab: ein männliches Monster im Kampf mit anderen Wilden. Petra Schmidt drückt den Widerspruch zwischen Wildnis und Zivilisation großartig mit impulsiver Malerei aus - und fasst ihn letztlich doch in Bilderrahmen. Die Bandbreite des Wilden oder seiner Zähmung in dieser BBK-Schau ist immens.
Der BBK ist eine bundesweit organisierte und einflussreiche Vereinigung. In der relativ neuen und kleinen osthessischen Gruppe, kennen sich alle untereinander, die meisten arbeiten bereits länger zusammen; zur Ausstellung luden sie einige Gäste ein. In der Kunststation freut man sich, dass wieder einmal lokale und national oder international arbeitende Künstler gemeinsam ihre Arbeiten zeigen.
Neben den im Text genannten Kreativen sind noch Ferri Caicedo, Janosch Feiertag, Norbert Grimm, David Hardy vertreten. Die „Sperrmüllpiloten“ sind Christian Schneider, Josef Michael Ruhl und Maike Maier.
Fotos:
Hanswerner Kruse
Info:
Beide Ausstellungen noch bis zum 29. Mai. Öffnungszeiten Kunststation Kleinsassen Dienstag bis Samstag von 13 bis 18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr.