Daniel Spoerris eigens Oeuvre in seinem Giardino ist gewaltig, frühe „Mittagstische“ oder „Abendessen“ aus Bronze „für die Ewigkeit“, mit Unkraut und Gras bewachsene Sofas, letzte Mahlzeiten großer Frauen in Marmor treffen auf geheimnisvoll-düstere oder frech-fröhliche Skulpturen.
Direkt vom Balkon aus schauen wir auf den Brunnen aus Fleischwölfen von Spoerri. Lärmend toben drei italienische Schulklassen drumherum, dann verschwinden sie, es wird wieder ruhiger. Drei Tage lang leben wir in einem Apartment im Giardino, der in diesem Jahr ein Vierteljahrhundert alt wird. Vielleicht haben schon schon Niki de Saint Phalle und Jean Tinguley in unserem Bett geschlafen, denn der Schweizer Künstler lud im Laufe der Jahre zahlreiche Kunstschaffende ein, um ihre Werke in seinem Skulpturenpark zu installieren.
Morgens, am späten Nachmittag und abends haben wir den Garten für uns alleine. Ansonsten wird das Projekt von Touristen und Einheimischen gut besucht, was seine Existenz - gerade nach der Corona-Pandemie - langfristig ebenso sichert, wie die Vernetzung mit den anderen toskanischen Kunstgärten. Etwa Niki de Saint Phalles Tarotgarten, über den wir noch berichten werden oder dem Monsterpark in Bomarzo. Der 92-jährige Künstler hat bereits häufiger gesagt, sein Projekt sei nun abgeschlossen, es kämen keine neuen Objekte mehr dazu. Jedoch immer wenn er das meinte, fügte er hinzu: „Wenn nicht..."
Dieses „wenn nicht“ passierte dann doch häufiger, denn nachdem wir vor über zehn Jahren zum ersten Mal hierher kamen, wurden zahlreiche neue Arbeiten aufgestellt: Spoerris bronzene „Froschakrobaten“ oder sein „Golem“ aus Rohren und Pumpen, Aldo Mondinis bronzener Fisch auf einem Bein oder Angelo Maineris Baum „Verwurzeltes Lebern“.
Es ist schön, wieder auf alte bekannte Kunststücke zu treffen, von denen manche auch ihren Platz wechseln mussten. Spoerris Projekt ist kein Museum im Freien, etliche Arbeiten sind direkt auf den Ort bezogen an dem sie stehen. Auf dem abschüssigen Gelände gibt es viel Wasser, deshalb sind einige Skulpturen Brunnen oder sie sind in kleinen Seen installiert. Stege mit bedeutungsvollen Kleinskulpturen sichern Gänge über Gräben. Von einem Hügel aus schaut Esther Seidels „Der Seher“ durch hölzern wirkende Bronzestäbe über das Gelände. In Spoerris Rosenhaag aus 170 Sensen erklimmen die Edelblumen diese Installation.
Manche Arbeiten berühren einen körperlich, man „spürt“ den eisernen „Besucher“ auf einem kleinen Aussichtsturm, wenn man neben ihm steht. Oder es wird einem schwindelig und schlecht, wenn man sich in Spoerris schräg gestalteter Nachbildung seines Pariser Zimmers aus Bronze aufhält. Das Werk ist natürlich eine Hommage an das schräge Haus im Monstergarten Bomarzo.
Viele Objekte existieren im Dialog mit der Natur, sie setzen Patina an, Eidechsen wuseln zwischen ihnen herum, Pflanzen umwachsen sie. Für manche Dinge wählten viele Kunstschaffende den Bronzeguss, damit sie gegen die Kräfte der Natur bestehen können. Spoerri, der sein Oeuvre mit Materialcollagen begann, wollte auch einheitliche Anmutungen schaffen.
Und man hat viel zum Lachen im Giardino, etwa über die Frauenskulptur, die als Brunnen aus dem zweiten Stock des Apartmenthauses in eine riesige Kaffeetasse am Boden pinkelt. Die zehn kleinen rostigen Stahlzwerge, die den Olivenanbau schützen sollen. Ein Haufen von verrotteten Koffern, einer kaputten Leiter und anderem Plunder liegt in der Landschaft herum - und ist aus Bronze. Philosophische oder historische Anspielungen und andere Bezüge vieler Kunstwerke schließen den Humor nicht aus.
Drei Apartments stehen zum Vermieten bereit, es ist sehr empfehlenswert, einige Tage hier in Natur und Kunst zu leben. Ach ja, die Gärtner mähen lediglich schmale Wege durch die 16 ha großen Wiesen, damit die Ökologie trotz der vielen Besucher nicht aus dem Gleichgewicht gerät.
Fotos:
(c) Hanswerner Kruse
Oben Rosenhaag (Spoerri)
2. von oben Pariser Zimmer (Spoerri)
3. von oben „Verwurzeltes Lebern“ (Maineris)
4. von oben Spoerris Sofa
5. von oben Einer der eisernen Zwerge, der die Oliven bewacht
Unten Brunnen von Arman
Info:
Zum Garten
Drei Apartments stehen zum Vermieten bereit, es ist sehr empfehlenswert, einige Tage hier in Natur und Kunst zu leben. Ach ja, die Gärtner mähen lediglich schmale Wege durch die 16 ha großen Wiesen, damit die Ökologie trotz der vielen Besucher nicht aus dem Gleichgewicht gerät.
Fotos:
(c) Hanswerner Kruse
Oben Rosenhaag (Spoerri)
2. von oben Pariser Zimmer (Spoerri)
3. von oben „Verwurzeltes Lebern“ (Maineris)
4. von oben Spoerris Sofa
5. von oben Einer der eisernen Zwerge, der die Oliven bewacht
Unten Brunnen von Arman
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