Zu zwei interessanten und liebenswerten Haus-Ausstellungen „Georg Ernst Harzen“ und „Wilhelm Werner“ in der Kunsthalle Hamburg, Teil 1

 

von Claudia Schulmerich

 

Hamburg (Weltexpresso) – Manchmal sind es die kleinen Dinge, die große Freude bereiten und oft sind es auch die kleinen Kabinettausstellungen, die großen Erkenntnisgewinn über Menschen und Vorgänge bringt, denen wir verdanken, daß Kunst ihre Sammler, ihre Gönner, ihre Mäzenen findet, ohne die wir – das breite Volk – heute nicht derart reich bestückte Museen und landauf landab fundierte Ausstellungen sehen könnten. Das gilt in Hamburg für Georg Ernst Harzen und Wilhelm Werner.

 

Hier in Hamburg in der Kunsthalle haben uns gleich zwei Ausstellungen in diesem Sinne total überrascht und als Nichthamburger überaus interessiert. Die eine ist die Sammlung des Hausmeisters Werner, der vom 5. Juli 1914 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1952 an der Hamburger Kunsthalle angestellt war. Zuerst als Hilfsaufseher, dann als Hausmeister. Vor allem hatte er mit den Künstlern selbst zu tun, denn er wurde verantwortlich für die Hängung der Bilder und die Maler baten ihn immer wieder, ihre Gemälde zu rahmen. Eine Vertrauensstellung. Das gilt für die gesamte Kunsthalle, die Werner im Verbund mit seinem Kollegen insofern vor Zerstörungen rettete, als beide bei Angriffen oben auf dem Dach Brandbomben löschten.

 

Die Kunsthalle selbst – und wir mit ihr – ist ihm auch deshalb zu Dank verpflichtet, als er 1937, als die Nazis unter dem Motto „Entartete Kunst“ die Museen ausräuberten und den Museumsbestand vernichteten oder teuer verkauften, den Bildern der jüdischen Künstlerin Anita Rée in seiner Wohnung Asyl gab. Die Künstlerin selbst hatte sich längst umgebracht. Heute gehört sie zu den Anerkannten. Das sind Perlen im großen Strauß von rund 500 Bildern, die die Sammlung Werner umfaßt. Hier in der Ausstellung, für die 150 Werke ausgewählt wurden, denkt man einen Moment an eine Überblicksausstellung zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

 

Tatsächlich ist da ein Cezanne, dort ein Schmidt-Rottluff, ein  - ach was, es sind Alma del Banco, Dorothea Maetzel Johannsen oder Anita Rée, die im Stil der Zeit malen, wie viele andere, wobei besonders das Aquarell oder auch die Tuschezeichnung Vorrang hat. Aber auch die ‚richtigen‘ Ölgemälde sind vorhanden, die Schwiegereltern von Wilhelm Werner, gemalt von Heinrich Stegmann. Mit ihm, Fritz Flinte und Eduard Hopf sowie Willem Grimm gab es die meisten Kontakte, man war miteinander befreundet und wenn man auf den alten Fotografien die Dienstwohnung von Werner in der Kunsthalle selber anschaut, mit den Bildern an der Wand, kann man fast ein wenig neidisch werden, wie stark tatsächlich ein Hausmeister, wenn er seine Aufgabe ernst nimmt, in die Künstlerwelt eintauchen kann.

 

Bis 15. Januar 2012  Wilhelm Werner

Bis 8. Januar 2012  Georg Ernst Harzen

 

 

Hilfreiche Bücher zu den Ausstellungen

 

Ulrich Luckardt: Die Sammlung des Hausmeisters Wilhelm Werner, mare Verlag 2011

Kurator und Verfasser Ulrich Luckardt sieht den Hausmeister als stillen Helden und gibt Einblick in dieses Leben, das sich Otto Normalverbraucher so nie vorstellen täte. Obwohl man gewarnt sein müßte, als unwissender Leser, denn ein gewisser Thomas Bernhard hat schon 1985 seine ALTE MEISTER veröffentlicht und damit auch einem Museumsaufseher im Kunsthistorischen Museum in Wien ein Denkmal gesetzt. Übrigens, ein anderer Aufseher im Belvedere schreibt Gedichte und trägt sie stundenlang aus dem Kopf vor.

Sehr viel bodenständiger hat sich die Arbeit des Wilhelm Werner entwickelt. Werner war Tischler, so etwas erfährt man dann aus dem Buch, als er sich beim damaligen Direktor Gustav Pauli um die Anstellung an der Hamburger Kunsthalle bewarb. Luckardt zeichnet liebevoll und detailreich den Lebensweg nach und zeigt auf, wie es nach und nach zu der umfangreichen Sammlung kam, die heute den Erben gehört, die sie dem Museum zur Ausstellung der Ehre ihres Großvaters ausliehen.

 

Silke Reuther, Georg Ernst Harzen, Kunsthändler, Sammler und Begründer der Hamburger Kunsthalle, Deutscher Kunstverlag 2011

 

Dieser Band ist gewichtiger, d.h. ist auch ohne die Ausstellung eine aufschlußreiche Kulturgeschichte über die Hamburger Situation hinaus, auch wenn Silke Reuther diese natürlich zum Ausgangspunkt ihrer Monographie über den Prototypen eines selbst Kunstinteressierten, aber auch an der Vermittlung der Kunst für andere Engagierten macht.

Im Buch sind ständig die persönlichen Lebenswege und die historischen Gegebenheiten verschränkt. Wie im wirklichen Leben also.

 

Wie es war, in Altona aufzuwachsen – damals Dänemark zugehörig – das liest man genauso interessiert als allgemeine Geschichtsdarstellung wie die obligate Reise nach Italien 1819-1820. Damals ging der Weg nach Italien über Leipzig und Dresden, was das Zusammentreffen mit den dort lebenden Künstlern einschloß. Wie schön zu lesen: „Harzen besuchte Freiberg mit seinen mittelalterlichen Kirchen und der seit 1765 existierenden Bergakademie.“(29). Dort nämlich studierte auch Novalis und C.D.Friedrich und sein Freund Dahl (nein, kein Däne, sondern aus Bergen, was damals dänisch war)  und so wird das Buch beim Weiterlesen ein Kompendium über den typischen Kultur- und Naturerlebenden, der sich durch Reisen bildet. Es geht nach Nürnberg, nach Wien und dann endlich Italien!

Aber das ist nur Vorgeplänkel, denn tatsächlich geht es zur Sache, wie Harzen mit Freund Johann Matthias Commeter ein Kunstlager errichtete, wie sie als Kunsthändler, Makler und Auktionatoren ein Geschäft zusammen aufbauten, dann trennten und ‚Harzen am Neuenwall‘ eine Institution wurde.

 

Entscheidend, daß er dann das Geschäft aufgibt und Privatier wird, seine Sammlung wissenschaftlich ordnet, gezielt dazu erwirbt, aber längst schon das Museum für alle im Blick hat und mit großer Menschenkenntnis solch ein öffentliches Museum für Hamburg schlau und verwegen  in Gang setzt. Vorbild ist ihm das Frankfurter Städel, ebenfalls eine Stiftung, aber von dem Maler Passavant durch hervorragende Käufe zu einer künstlerischen Plattform des 19. Jahrhunderts gestaltet.

 

Seine eigene Sammlung, die also der zukünftigen Kunsthalle vermacht ist, wird dann – wie auch die Reisetagebücher und Tagebücher sowie die graphischen Künste - im einzelnen dokumentiert und mit dem Blick zurück in der Wirksamkeit für die heutige Kunsthalle gewürdigt.

 www.hamburger-kunsthalle.de

 

Mit freundlicher Unterstützung des Maritim Hotel Reichshof in Hamburg, ideal gelegen gegenüber dem Hauptbahnhof und der Hamburger Kunsthalle, nahe dem Bucerius Kunst Forum und den anderen Museen. Für uns hat dies Hotel den Charme des Unterwegseins von ehedem, mit großzügigem Zuschnitt des Hauses und ebensolchen Zimmern und Bädern mit hohen Decken. Zudem bieten ein Schwimmbad und Saunen den seelisch-körperlichen Komfort, der ausstellungsgestreßten Menschen äußerst wohltut. Daß dann noch ein Businesscenter für kostenlosen Internetzugang sorgt und dafür, daß man in Ruhe seine Artikel redigieren und in die Zeitung einsetzen kann, ist dann noch das I-Tüpfelchen.

 

www.maritim.de

 

Reiseführer zu Hamburg

Hamburg, Baedeker Allianz Reiseführer 2006

Kompakt wie gewohnt ist dieser Stadtreiseführer, in dessen hinterer Umschlagklappe ein praktischer und umfassender Stadtplan steckt. Dieser Führer hält besonders für die Wasser- und Schiffsfreunde Schmankerln bereit.

 

Hamburg, Marco Polo mit City-Atlas 2008

Es ist das alte Problem. Man will nichts Schweres mit sich herumtragen, aber umfassend informiert werden. Der Marco Polo versucht dies und orientiert den Reisenden zudem durch die Gliederung der Stadt in Form von Geschichten. Alle notwendigen Angaben für einen Touristen finden Sie verläßlich.

 

Hamburg, dtv Merian Reiseführer o.J.

Natürlich gibt es Hamburg von A bis Z und sonstige Infos, aber dennoch bieten Merian Reiseführer immer mehr als die notwendige Information. Das zeigt sich an Ausführungen wie Geschichte und Gegenwart.