Poppenhausen 0046Wieder ein Bildhauer-Symposion in der Rhön

Hanswerner Kruse

Poppenhausen/Rhön (Weltexpresso) - Lautstark sirren und kreischen die Kettensägen, während in Holz getriebene Beitel harte metallische Rhythmen erzeugen. Späne, Rinde oder kleine Aststückchen fliegen durch die Luft und bedecken den Boden. Der angenehme Duft von frisch gesägtem Holz in der Sonne steigt in die Nase.

Acht ältere und jüngere Kunstschaffende breiten sich für eine Woche auf dem Freizeitgelände Lüttergrund bei Poppenhausen aus. Aus schweren Baumstämmen entstehen Holzobjekte zum - etwas elaborierten - Thema "Durch Liebe und Glauben / Halt und Orientierung finden." Freitagnachmittag werden sie Ihre fertigen Werke in Poppenhausens Mitte präsentieren.

Poppenhausen 0057Johannes Baumgarten aus Bad Tölz sägt und hackt aus einem riesigen Baumstamm einen hölzernen 'Handstandmacher', eine Figur, die sich kraftvoll und mutig in die Luft stemmt Bild unten). Jedes Mal, wenn er an diesem Ort arbeitet, freut er sich über die Herausforderung, 'etwas Großes zu schaffen', da er normalerweise wesentlich kleinere Skulpturen fertigt.
Sein Vater, Elmar Baumgarten aus Ebersburg (Bild links) , der in der Rhön recht bekannt ist, arbeitet derweil an zwei fröhlichen, überlebensgroßen 'Verliebten Schweinen'. Alle Objekte sollen später auf einem neuen „Liebesweg“ bei Poppenhausen aufgestellt werden.


Die zwei Künstlerinnen aus Bischofsheim, Johanna M. Helle und Johanna Barth (Bild oben), behauen gemeinsam einen Baumstamm. Sie bilden nicht nur ein gutes Team und kooperieren gerne miteinander, sondern benötigen auch viel gemeinsame Kraft, um aus dem harten Torso ihre Skulptur zu gestalten. Deren Titel "Love Bug" meint - im amerikanischen Sprachgebrauch - kuschelige Wesen.

Im Gegensatz zu den vier Kunstschaffenden arbeitet Jana Debrodt aus der Uckermark ohne ein Modell als Vorlage für ihre Plastik. Sie sägt aus den Stämmen drei "Poller" heraus, ganz pragmatisch und physikalisch, wie sie sagt, denn sie dienen dazu, Halt zu finden. Ulrich Barnickel aus Schlitz, in ganz Europa bekannter Metallbildhauer und Organisator des Projekts, stellte seine Skulptur bereits fertig. Auf ein riesiges Holzkreuz montierte er einen metallischen Jesus, der sich von der Welt abwendet, ihr seinen Rücken zeigt, da er deren Elend nicht mehr sehen mag. Beat Breitenstein aus der Schweiz schafft ein sehr konzeptionelles Werk. Eng aneinandergereihte, unterschiedlich lange Holzstücke symbolisieren verschiedene Lebensräume und Lebensphasen, eine vergoldete Latte repräsentiert die Religion. An einem „Liebeskompass“ arbeitet Elias Frisch aus Wegfurt, ist jedoch bei unserem Besuch unterwegs.

Poppenhausen 0016Die Spannweite der Interpretationen des Themas ist enorm – und für jeden Geschmack ist wieder etwas dabei. Seit über zwanzig Jahren treffen sich die älteren Kunstschaffenden alle zwei Jahre in Poppenhausen, um gemeinsam an einem Motiv zu arbeiten, in den letzten Jahren sind Jüngere hinzugekommen. Das Baumholz wird ihnen von der Forstverwaltung zur Verfügung gestellt, 53 der bisherigen Skulpturen wurden entlang des Weges vom „Grabenhöfchen“ zur „Maulkuppe“ aufgestellt. Diese sogenannte Poppenhausener Kunstmeile ist nun fertiggestellt, gleichsam zum Lebewohl erscheint eine gut gemachte, reich bebilderte Broschüre.
Die aktuell geschaffenen Werke sollen demnächst auf dem neuen „Liebesweg“ aufgestellt werden.

Fotos:
© Hanswerner Kruse

Service
Freitag 7. Juli um 17 Uhr: Präsentation der Skulpturen auf der Terrasse der Kunst und Kultur, Poppenhausen, Weiherberg 1

Broschüre „Poppenhausener Kunstmeile“, 40 Seiten, kostenloser Download der PDF