Serie: Deutsches Architekturmuseum (DAM) feiert vom 10. Mai bis 19. Oktober 2014 den 30. Geburtstag mit einer Ausstellung über seinen Gründungsdirektor Heinrich Klotz, Teil 5

 

Hubertus von Bramnitz

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Wunderkammern oder auch Kunstkammern nannte man in der fortlaufenden Renaissance die systematisch zusammengetragenen Sammlungen, die sich aus den mittelalterlichen Raritäten- und Kuriositätenkabinetten entwickelt hatten und meist naturkundliche Inhalte hatten, beispielsweise Monströses in der Natur. Im DAM geht es um die Architektur.

 

 

Die Wunderkammer DAM

 

Das Deutsche Architekturmuseum ist ein Speicher für eine Fülle von sehr unterschiedlichen Dingen. Einige wurden bisher nie ausgestellt. Die Ordnung in der Wunderkammer folgt zunächst der Reihenfolge der Erwerbung durch Heinrich Klotz. Da er in seinem Tagebuch oft Preise nennt, werden diese offen-gelegt. Das Prinzip der Wunderkammer geht auf frühe Kunstsammlungen zurück.

 

In diesen waren Kunstwerke, Naturfunde, Instrumente, Kunsthandwerk und vieles andere noch nicht in unterschiedlichen Institutionen untergebracht, sondern wurden in ein allumfassendes Ordnungssystem gebracht: Die ganze Welt, symbolisch in einem Raum dargestellt. In der DAM-Wunderkammer ist es die Welt der Architektur, aufgefächert nach den Sammlungsstücken, mit denen Heinrich Klotz den Grundstein der DAM-Sammlung legte.

 

Highlights der rund 140 Objekten umfassenden Wunderkammer sind u.a. die Zeichnung „Wrapped Reichstag“ des Künstlers Christo, frühe Zeichnungen von Rem Koolhaas sowie Kunstwerke von Hans Arp, Georg Baselitz, Markus Lüpertz und Ben Willikens.

 

 

Haus-Rucker-Co: Nike von Linz in Frankfurt a.M.



Die Nike der österreichischen Architektengruppe Haus-Rucker-Co hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. 1977 wird die Skulptur in Linz aufgestellt, zwei Jahre später trotz internationaler Proteste aus der Kunst- und Kulturszene wieder entfernt. Heinrich Klotz erwirbt die Nike 1981. Durch den Bau der U-Bahn vor dem DAM entsteht eine Lücke in der Platanenreihe. Dort soll die knapp acht Meter große Aluminiumskulptur mit ihrem zehn Meter langen Stahlträger aufgestellt werden: Als Wahrzeichen des Museumsufers und weithin sichtbare Ankündigung von Heinrich Klotz’ Sammlungspolitik, bei der die enge Verbindung von Kunst und Architektur ein wichtiges Merkmal ist. Für die Aufstellung wird die Firma IBM als Sponsor gewonnen, doch scheitert das Vorhaben am Einspruch des Ortsbeirats Sachsenhausen. Seither lagert die Nike im Depot. 2014 erstellt das Ingenieurbüro Bollinger + Grohmann für das DAM eine Vorstudie, die Nike doch noch aufzustellen.

 

 

Die Diasammlung von Heinrich Klotz

 

Es ist ein besonderer Blick, den Heinrich Klotz auf die Architektur richtet. Er verweigert sich der Auffassung, dass Bauwerke isoliert dargestellt werden sollten. Im Unterschied zu vielen Architekturfotografen, Kunsthistorikern und Architekten fotografiert Klotz auch die Menschen und die Umgebung eines Gebäudes. Seine Diapositive verwendet er für Vorträge, Bücher und Ausstellungen. Sie werden an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe aufbewahrt und sind online zugänglich.

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Fortsetzung folgt.

 

 

Publikation:

 

ARCH+ Nr. 216 - Sonderheft "Klotz Tapes"

 

ARCH+ Berlin

 

Deutsch/Englisch, 240 Seiten + 24 S. Feature + 16 S. Appendix

 

Format: 235mm x 297mm


Mit Essays von Jasper Cepl, Oliver Elser, Franziska Stein, Anke te Heesen, Julia Voss sowie Interviews mit Charles Jencks und Paolo Portoghesi.

 

 

www.dam-online.de