Serie: Deutsches Architekturmuseum (DAM) feiert vom 10. Mai bis 19. Oktober 2014 den 30. Geburtstag mit einer Ausstellung über seinen Gründungsdirektor Heinrich Klotz, Teil 4
Hubertus von Bramnitz
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Heinrich Klotz war durchaus umstritten, weil man in ihm den Papst der Postmoderne sah, der alle und alles diesem Diktum unterwerfen wollte, was nicht stimmt. Denn die Postmoderne selbst ist ja ein Sammelsurium von Stilen, eher könnte man Klotz und der Postmoderne eine gewisse Beliebigkeit unterstellen.
Erste Ausstellungen unter Heinrich Klotz
Revision der Moderne – Postmoderne Architektur 1960–1980
Die Eröffnungsausstellung des DAM sorgt für Wirbel. Kritiker unterstellen Klotz, dass er sich einseitig für die Architekten der Postmoderne einsetzt: Charles Moore, Aldo Rossi, Oswald Mathias Ungers, Robert Venturi und Denise Scott Brown etc. Doch Klotz beginnt den Aufbau der DAM-Sammlung mit Frei Otto, dem Pionier leichter Tragkonstruktionen. Ihm und anderen technologischen Visionären widmet er 1986 die große Ausstellung „Vision der Moderne“.
Vision der Moderne, 1986: Das Gegenstück zur Revision der Moderne
Von den russischen Konstruktivisten der revolutionären 1920er Jahre über die technologischen Utopien der 1960er bis zum ökologischen Bauen der 1980er Jahre reicht das Spektrum dieser Ausstellung. Für Heinrich Klotz war diese Architektur nicht das Gegenmodell zur Postmoderne, die er zwei Jahre zuvor gezeigt hatte. Auch Bauwerke, die von ihrer Konstruktion bestimmt sind, können „ausdrucksvoll“ sein. Um diesen „Ausdruck“ geht es ihm: Architektur solle nicht stumm sein, sondern Geschichten erzählen.
Kunstausstellungen im DAM
Das erste Werk, das Klotz für die Museumssammlung 1979 erwirbt, ist ein Kunstwerk: Der “Wrapped Reichstag” von Christo. Die Verbindung von Kunst und Architektur ergab sich daraus, dass zunächst das Architekturmuseum und das neu gegründete Museum für Moderne Kunst im selben Gebäude hier am Schaumainkai untergebracht werden sollten. Auch nach der Aufteilung in zwei Museen finden Kunstausstellungen im DAM statt und Kunstwerke werden angekauft.
Heimatkunde, Heimatkritik: Hessen vermessen / Bau, Steine, Scherben, 1984
Architekturkritik im Architekturmuseum: Geht das? Oder bringt man damit einen wichtigen Teil des Publikums, die Architekten, gegen sich auf? Heinrich Klotz unternimmt zwei Anläufe zur Kritik am Normalfall des Bauens: „Hessen vermessen“, eine fotografische Bestandsaufnahme der Künstler Helmut Baruth und Klaus Steinke sowie „Bau, Steine, Scherben“, eine Ausstellung mit Karikaturen.
Fortsetzung folgt.
Publikation:
ARCH+ Nr. 216 - Sonderheft "Klotz Tapes"
ARCH+ Berlin
Deutsch/Englisch, 240 Seiten + 24 S. Feature + 16 S. Appendix
Format: 235mm x 297mm
Mit Essays von Jasper Cepl, Oliver Elser, Franziska Stein, Anke te Heesen, Julia Voss sowie Interviews mit Charles Jencks und Paolo Portoghesi.
www.dam-online.de