Serie: Deutsches Architekturmuseum (DAM) feiert vom 10. Mai bis 19. Oktober 2014 den 30. Geburtstag mit einer Ausstellung über seinen Gründungsdirektor Heinrich Klotz, Teil 3

 

Hubertus von Bramnitz

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das Schöne an der Ausstellung ist der Rückbezug, der immer die Voraussetzung ist, nach vorne zu schauen. Bestandsaufnahme wäre ein anderer Begriff dafür. Was hat sich in Frankfurt nicht alles verändert, seit Hilmar Hoffmann mit dem Fanal KULTUR FÜR ALLE das Museumsufer propagierte und erreichte, was bis heute für die Stadt Frankfurt den höchsten pro Kopf Anteil an Kulturausgaben in der Bundesrepublik bedeutet. Gut so.

 

 

 

Das Frankfurter Museumsufer, DAM Gründungsgeschichte und Bau des Museums

 

»Kalte Pracht der Bankentürme trifft auf bröckelnde Altbauten« war das Stimmungsbild im Frankfurt der 1970er Jahre. »Bankfurt« und »Krankfurt« hieß es damals. Hausbesetzungen im Westend, ständige Demonstrationen in der Innenstadt und Straßenschlachten mit der Polizei schufen ein Reizklima. Kultur sollte ein neues Band zwischen Stadt und Bürgern knüpfen: »Kultur für alle«, forderte Hilmar Hoffmann, der von 1970 bis 1990 Kulturdezernent der Stadt Frankfurt war.

 

Oberbürgermeister Walter Wallmann setzte sich ab 1977 für ein ehrgeiziges Bauprogramm ein. Die Römerberg-Ostzeile, die Kunsthalle Schirn, das MMK und die Kette der neuen Museen am Main, die das Museumsufer bilden – alle diese Bauten gehen auf den Stadtumbau in der Wallmann-Amtszeit zurück (1977–1986). Die Villen am Schaumainkai wurden dadurch vom drohenden Abriss bewahrt. Nicht Neubau, sondern Integration des Bestands lautete das neue Planungsziel.

 

Das Bauprogramm, mit dem die Stadt Frankfurt ab 1977 ein neues Image anstrebte, war seinerzeit heftig umstritten: Sind die neuen Museen überflüssiger Luxus und stehen in Konkurrenz zu den etablierten Institutionen wie dem Städel? Wird die Förderung der Stadtteilkultur vernachlässigt? Steht die Architektur der neuen Bauten für eine konservative Wende? Inmitten dieser teils heftigen Diskussionen stand ab 1977 Heinrich Klotz, der die Politiker überzeugen konnte, ein Architekturmuseum zu gründen.

 

 

1979–1984: Ungers, Klotz und der Bau des DAM

 

Das DAM war das erste Architekturmuseum in Deutschland – und weltweit das erste Museum seiner Art, für das eigens ein Gebäude errichtet wurde. Der Architekt Oswald Mathias Ungers entwarf den Umbau der Villa nicht allein nach funktionalen Gesichtspunkten. Ihm und seinem Bauherrn Heinrich Klotz ging es um ein Manifest. Die Frage, wie Architektur ausgestellt werden kann, obwohl sich Gebäude nicht transportieren und ins Museum bringen lassen, sollte im DAM auf grundsätzliche Weise beantwortet werden. Daher ist das Innere der Villa ein „Haus im Haus“: Die sonst nur mit Plänen, Modellen, Fotos oder Filmen darstellbare Architektur kann am „Haus im Haus“ in realer Größe erfahren werden. Die historische Villa wird ebenfalls wie ein Ausstellungsstück behandelt: Eine Mauer erzeugt einen Sockel, der den Altbau zum Ausstellungsstück macht.

 

 

Fritz Geldmacher, Architekt der Gründerzeitvilla am Schaumainkai

 

Über den Architekten der »Geldmacher-Villa«, die ab 1979 zum Deutschen Architekturmuseum umgebaut wurde, ist wenig bekannt. Die Architektur der Villa gilt vielen noch 1980 als suspekt. »Protzig«, so urteilte damals Die Zeit, den »düsternen Prunk« beklagt die FAZ zur Einweihung 1984. Nach dreißig Jahren wurde der Versuch unternommen, mehr über Fritz Geldmacher herauszufinden:

Fritz (urspr. Friedrich) Arthur Geldmacher wird am 3. April 1880 in Elberfeld, heute Wuppertal, geboren. Fritz Geldmacher kann als junger Architekt eine beachtliche Anzahl an Wohn- und Geschäftshäusern in Frankfurt und Umgebung realisieren, einige in einer Architektengemeinschaft mit Willi Lutz (*31.1.1881). Die beiden prominentesten Bauten Geldmachers sind die neobarocke „Kopfapotheke“ an der Ecke Neue Kräme / Braubachstraße (1926) und die neoklassizistische Doppelhausvilla am Schaumainkai (1912), die heute das Deutsche Architekturmuseum beherbergt. Zwischen 1915 und 1924 lebt Geldmacher zeitweise in Frankfurt und München. In München ist Fritz Geldmacher nicht mehr als Architekt, sondern als Kaufmann und Baustoffhändler tätig. Er stirbt am 18. Oktober 1963.

 

 

Publikation:

 

ARCH+ Nr. 216 - Sonderheft "Klotz Tapes"

 

ARCH+ Berlin

 

Deutsch/Englisch, 240 Seiten + 24 S. Feature + 16 S. Appendix

 

Format: 235mm x 297mm

 


Mit Essays von Jasper Cepl, Oliver Elser, Franziska Stein, Anke te Heesen, Julia Voss sowie Interviews mit Charles Jencks und Paolo Portoghesi.

 

 

www.dam-online.de