SURREALISMUSSOMMER vom 25. Juni bis 2. November 2014 im Deutschen Filmmuseum Frankfurt
Helga Faber
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wir hatten über das gemeinsame Vorhaben, den SURREALISMUSSOMMER 2014 vom Deutschen Filmmuseum und der Mathildenhöhe Darmstadt schon berichtet. Der Zeitpunkt der Eröffnungen kommt immer näher. Am 25. Juni ist es in Frankfurt so weit, zwei Tage zuvor öffnet Darmstadt.
Die Ausstellung
Mit der Faszination der frühen Surrealisten für das Kino und mit ihren künstlerischen und
filmischen Experimenten setzt sich die Ausstellung Bewusste Halluzinationen. Der
filmische Surrealismus (25. Juni bis 2. November 2014) im Deutschen Filmmuseum
Frankfurt auseinander. Sie nimmt dessen Entstehung Anfang der 1920er Jahre in Paris
und seine rasante internationale Verbreitung bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs in den Fokus. Die Ausstellung präsentiert die verschiedenen Facetten des filmischen Surrealismus von Asien bis Lateinamerika und untersucht den Einfluss der surrealistischen
Geisteshaltung auf das filmische Werk weltweit sowie die Wirkung, die das Filmische als explizit surrealistische Ausdrucksform in den anderen Künsten entfaltet. Kuratorin Stefanie Plappert will dabei „die Wechselwirkungen zwischen Film und Kunst ebenso deutlich machen wie den Austausch zwischen der surrealistischen Gruppe in Frankreich und Künstlern in zahlreichen anderen Ländern weltweit“.
Surrealismus-Sommer 2014 – interaktiv
Der Sommer im Rhein-Main-Gebiet wird surrealistisch und interaktiv: „Das Deutsche Filmmuseum fordert seine Besucher auf, selbst tätig zu werden und mit kreativen Beiträgen in das Thema Surrealismus einzutauchen“, so Direktorin Claudia Dillmann. Der Alltag sei voller surrealer Elemente, widersprüchlicher Bilder und absurder Situationen: „Die Besucherinnen und Besucher des Filmmuseums sind eingeladen, für diese Vorgänge ein besonderes Gespür zu entwickeln, sie zu entdecken, zu dokumentieren und
mit anderen zu teilen“, so Dillmann.
Die Website bewusste-halluzinationen.de lädt dazu ein, selbst surrealistische Filme zu drehen, an Traumwelten erinnernde Fotomotive zu sammeln oder mit Freunden surrealistische Collagen zu gestalten. Später wird man hier auch online das beliebte und genuin surrealistische Papier-Falt- und Mal- Spiel „Cadavre Exquis“ in digitaler Form spielen oder andere surrealistische Techniken wie die Frottage oder die Décalcomanie kennenlernen. Zusammen mit der Ausstellung „Der Stachel des Skorpions – Ein Cadavre Exquis nach Luis Buñuels L’AGE D‘OR“ (22. Juni bis 5. Oktober 2014) in der Ausstellungsarchitektur im Platanenhain der Mathildenhöhe Darmstadt bildet die Frankfurter Schau den Surrealismus-Sommer 2014, den ein umfangreiches Programm mit Lesungen, Video- und Foto-Workshops, Konzerten, Podiumsgesprächen und einer Filmreihe im gesamten Rhein-Main-Gebiet begleitet (surrealismus-sommer-2014.de).
Surrealistischer Film – filmischer Surrealismus
Seit 1924 experimentierten surrealistische Filmschaffende mit verschiedenen technischen und ästhetischen Mitteln, um die Analogie zwischen Traum und Film visuell umzusetzen. Sie spielten mit Schnitt, Montage, Auf- und Überblendungen, Doppelbelichtungen, Slow-Motion-Sequenzen und Wiederholungen. Die Verformung von Realität spielte eine wichtige Rolle, Unerwartetes und Nicht-Zusammengehöriges, Animationssequenzen oder
Fotos standen wie in einer Collage nebeneinander.
Im Zusammentreffen solcher Bilder entsteht bis heute Schockwirkung – und absurde Komik. Beides vereint Luis Buñuels und Salvador Dalís gemeinsamer Film UN CHIEN ANDALOU (FR 1929), der im Zentrum der Ausstellung Bewusste Halluzinationen steht; geschrieben in kürzester Zeit, basierend auf zwei Träumen seiner Macher, und mit dem Ziel gedreht, der traumhaften Bilderfolge treu zu bleiben und eine zusammenhängende
Narration um jeden Preis zu verhindern. Er legte die Basis für den surrealistischen Film, für den Blick aus einem subjektiven, inneren Auge. Besonders die Anfangsszene von UN CHIEN ANDALOU, der Schnitt durch ein Auge, vereint kulturhistorische Referenzpunkte des Surrealismus wie die karnevalesken und grotesken Elemente der Traumdeutung, die
mehrdeutigen Bilder des Begehrens von Bosch über Goya bis zu Picasso und Dalí. Die Szene rührt an Urängste, und erschüttert die Betrachtenden unmittelbar, nachhaltig und subversiv.
INFO:
Der Cadavre Exquis gilt als Erfindung der Surrealisten. Es ist ein Spiel mit gefaltetem Papier, in dem es laut Breton darum geht, „einen Satz oder eine Zeichnung durch mehrere
Personen konstruieren zu lassen“, ohne dass die Spieler wissen, was der Vorgänger gemalt oder geschrieben hat. Der erste Teil eines auf diese Weise gewonnenen Satzes: Le cadavre-exquis-boira-le-vin-nouveau (frz. = „Der köstliche-Leichnam-wird-den- neuen-Wein-trinken“) gab dem Spiel seinen Namen.
Eröffnung der Ausstellung am Dienstag, 24. Juni,
im Deutschen Filmmuseum. Beginn ist um 19 Uhr.