Paris, Königstein, Berlin, Louise Rösler (1907-1993), Teil 2
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Sicher mußte man genügend Selbstbewußtsein haben und Eigensinn (Worte der Tochter) dazu, ihre Aktion mit der Parisreise durchzuziehen und das hatte sie! Wenn man als erstes einfach mal durchaus zügig durch die ganze Ausstellung geht, einen Überblick zu gewinnen, bevor man sich richtig vertieft, weiß man mindestens Zweierlei: sie hatte es mit den Farben, war farbverliebt und zwar in kräftige Farben mit häufigem Rot und für ihre Bilder war ihr die Bewegung wichtig, der Schwung der Zeit, am liebsten Großstadtbilder, wo sich Tausenderlei auf einmal ergibt, sich Dinge spiegeln, und gerne malt sie auch die Zirkusbilder, wenn ein Rausch die Menge erfaßt und auch Kirtag kkk, was ja heute keiner mehr kennt, wenn Kirmes war, denn die kleinen Volksfeste mit den Kettenkarussells und den Luftschaukeln, mit denen man sich sogar überschlagen konnte, das war ihre Welt, die sie abbildete.
Das muß sie eigentlich im überschaubaren und damals erzkatholischen Königstein im Taunus mitbekommen haben, wo sonst alles züchtig war, aber zu Volksfestzeiten und natürlich auch zur Fasnacht – genau, auch die malte sie gerne – keiner mehr katholisch war, sondern das Gegenteil sein durfte. Mit Segen der Kirche.
Was man dann verblüfft anschaut sind die Bilder von Frankfurt (Titelfoto). Es sieht alles bunt aus, aber dargestellt ist das Ergebnis der Bombardierung der Stadt, speziell der einzigartigen, weil mittelalterlichen Frankfurter Altstadt, die sowohl am 18. März 1944. wie auch im März 1945 zuerst zu 80, dann zu 93 Prozent zerstört wurde. Interessant, daß beim Rundgang eine in den bunten Bildern Bedrohliches wahrnimmt, während andere nur die Auflösung der Materie sehen, die Häuser mit schwarzen Löchern, weil es keine Fenster mehr gibt, aber ansonsten alles in Bewegung ist. Und bunt.
Sie war immer arm, erzählt die Tochter, die selber Künstlerin ist. Daß ihr die Idee mit den Collagen kommt, hat damit zu tun. Sie findet auf der Straße weggeworfene Dinge, Deckel, Zigarettenpackung, Glitzerzeug. All das wird jetzt auf Papier zu Collagen (rechts) gestaltet, die von weitem wie eine gemalte Fläche wirken, aber beim Davorstehen die Komposition aus unterschiedlichen Dingen deutlich erkennen lassen. Seltsam, denke ich noch, Collagen unter Glas? Und schon kommen Collagen auf Holz und auch Leinwand, die sich breiter machen dürfen und auch stärker aus der Bildebene herausragen.
Das war ja nur der erste Rundgang. Wir wollen wiederkommen.
Fortsetzung folgt
Fotos:
©Redaktion
Info:
Ausstellung bis 25.August 2024
Katalog:
Paris, Königstein, Berlin. Louise Rösler. Retrospektive 1907-1993, , hrsg. von Susanne Wartenberg im Auftrag des Museums Giersch der Goethe Universität, Wienand Verlag Köln