Hackbart 8564Gesichter und Geschichten: Künstlerin Birgit Hackbarth

Hanswerner Kruse

Gundhelm/Schlüchtern (Weltexpresso) - Vor kurzem übernahm die Künstlerin Birgit Hackbarth (62) die Rahmenhandlung Berhorst aus Sannerz im Sinntal. Heute wollen wir Spotlights ihrer Geschichte erzählen, also gleichsam die Rahmenhandlung ihres Lebens. 

Einst lernte sie in Hanau Schreinerin, nun schließt sich der berufliche Lebenskreis, weil die Anfertigung von Bilderrahmen ja Tischlerarbeit ist. Während des Gesprächs demonstriert sie flink ihre neue Arbeit - wählt die Bilderleisten aus, sägt und montiert sie auf Gehrung, schneidet dann eine Glasscheibe zurecht. Wir stehen zwischen den übernommenen Maschinen und Geräten, Mustern von Bilderrahmen und gerahmten Kunstwerken. Darunter auch eine Kuh, denn „wir sind im ehemaligen Kuhstall“, meint Hackbarth und lacht. In Gundhelm kaufte sie vor langer Zeit mit ihrem Mann den alten Bauernhof, den beide selbst ausbauten. Ihr Kunstatelier ist mit Fundstücken, Druckplatten, Skulpturen aus festem Filz und Kleister, sowie angefangenen Werken vollgestopft.

Die beiden lernten sich in Schloss Philippsruhe kennen, in dem die junge Schreinerin im Museum beschäftigt war. Nach dem spektakulären Brand im Schloss traf sie bei den Renovierungen auf Wolfgang Bleile, der sich mit seiner Firma „Museumsbau & Restaurierung“ an der Sanierung beteiligte. „Wir konnten gut zusammenarbeiten“, erinnert sie sich, „aber es war auch Liebe im Spiel.“ Es gab immer weniger Geld für Kultur, deshalb schlossen sich beide als Selbstständige zusammen, leben und arbeiten seitdem miteinander, bekamen zwei Kinder.

Sie renovierten Wohnungen und richteten sie neu ein: „Dreißig Jahre lang haben wir schwer körperlich geschafft“, berichtet Hackbarth und erzählt von einer Frankfurter Wohnung mit einem wunderbaren Treppenhaus - aber im fünften Stock ohne Fahrstuhl. „Bauschutt lässt ihr Herz höherschlagen“, kommentiert liebevoll ihr Mann seine kreative Frau, die auf Baustellen ständig alte Dinge ins Auto lud. Hier fand sie auch das Material für drei lebensgroßen Wölfe, die sie für das KulturWerk schuf. Oder die „Mutter mit Kind“ aus Bauschutt, die sie beim Land-Art-Festival in Hutten zeigte.

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Hackbarth machte Fortbildungen, sowohl für ihren Bauberuf als auch für die künstlerische Tätigkeit, lernte zeichnen und drucken. Zwei Jahre lang war sie in Altengronau als Lehrerin für Kunsthandwerk beschäftigt. Nachdem sie zwei Kinder bekam und großzog, wollte sie mehr für sich tun und fand ihre Bestimmung in der Bildenden Kunst. Im Schlüchterner KulturWerk konnte sie ihre künstlerischen Fähigkeiten zuerst ausleben. Sie fand zu ihrem eigenen Stil, mit Fundstücken oder aus diversen Materialien Skulpturen und Installationen zu gestalten.



Einige Jahre später schloss sie sich dem Fuldaer Kunstverein an, in dem sie sehr aktiv ist. Hier bekommt sie neue Kontakte, kann sich an Ausstellungen beteiligen, arbeitet mit anderen Kunstschaffenden zusammen und erhält positive Resonanz. „Aufgrund der Größe des Vereins sind die Möglichkeiten vielfältiger und inspirierender“, meint sie.

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Eine Künstlerin die professionelle Bildrahmen baut, das erfreut auch ihre Fuldaer Kollegen, die schon mal vorbeikommen und mit ihr die optimale Präsentation von Bildern erwägen. Die Übernahme der Rahmenwerkstatt empfinden sie und ihr Mann (65) „als Glücksfall, vorher dachten wir gar nicht an so etwas.“ In ihrem Alter ist den beiden die schwere Arbeit zu viel geworden. Nach dem Angebot mussten sie noch einmal drüber schlafen, dann machte Hackbarth ein Praktikum und war begeistert.


Im Fuldaer Vonderau-Museum präsentiert sie in der aktuellen Kunst-Ausstellung „Kleines ganz groß“ einen übergroßen neben einem kleinen Rahmen, jeweils mit dem gleichgroßen Bild. Selbst wenn man das weiß, wirkt das großgerahmte Bild winzig klein. Damit macht sie deutlich, wie uns das Auge betrügt!

Kontakt und alle Infos unter www.bilderrahmen-bleile.de

Fotos:
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Hanswerner Kruse
Wolfsbild privat