Rundgang: Hochschule für Gestaltung(HfG) in Offenbach
Heinz Markert
Offenbach am Main (Weltexpresso) - Jedes Jahr öffnet diese Kunsthochschule ihre Tore für Besucher. Eine Anregung zum jährlichen Besuch der „Hochschule für Gestaltung“-Schauräume (dazu gehörend auch die Firma Kappus, das ehemalige Zollamt und die vorbildlich restaurierte Rudolf-Koch-Schule), rund acht an der Zahl, ist am Montag danach auch deshalb Thema, weil dann im nächsten Jahr der Besuch und ein Gang durch die Räume und Hallen fest eingeplant wird. Es lohnt sich.
Zuletzt nämlich war das, was hier gezeigt wurde, mit jedem Jahr intensiver und überzeugender als Ausweis studentischen Sich-Versuchens, Etwas-Erarbeitens und zur Wirklichkeit Bringens geworden. Ob große Documenta-Ausstellung, kleine, aber feine Städelschule, gar staatliche Kunstakademie, eventuelle Unterschiede wurden und werden gleichgültiger, weil bisherige Grenzziehungen ihre Rolle eingebüßt haben (z.B. des sich Abgrenzens und Graduierens voneinander). Die HfG hatte immer einen besonderen Rang, der sich nicht so einordnen ließ.
Einfach schien die Zeit als Oma – ein wenig herablassend – von der Kunstgewerbeschule sprach und damit eine Assoziation zur Lederwarenherstellung, nunmehr mit Klebstoff von statten gehend, statt mit handgestochenen Nähten, hervorrief.
Das alte Offenbacher, mit Händen ausgeführte Industrie-Gewerbe ist zurückgegangen, verkümmert - auch das der mittelständischen Zulieferer -, von kurzsichtiger Politik und sich globalisierender Wirtschaft gewollt, von langer Hand geplant und gleichzeitig mit der Immobilienspekulation der Siebziger initiiert. Das stets neu in die gesellschaftlichen Prozesse eintretende, mit Hand- und Kopfarbeit schaffende Gestalten an der HfG aber ist „up-coming“. Es formt Zukünftiges anstelle alt-industrieller Herstellung, die unter der Fuchtel von Befehl und Gehorsam stand.
Die Arbeitsfelder, die vorgestellt wurden, sind aufzuzählen (crossmedial ist im übrigen Realität): Theorie der Medien, Bühnenbild, Film, Elektronische Kunst, Plakatgestaltung, Produktgestaltung, Möbeldesign, Typografie, Konzeptionelles Zeichnen, Formgenerierung und Materialisierung (Material Design), alles zum Anfassen und Erspüren; Fotografie, Experimentelle Raumkonzepte (Projektion und andere), Bildhauerei, Illustration/Grafik, Malerei, Dome-Filme, Interdisziplinäre Prozesse.
Überhaupt: Anfassen. Es ist vielfach möglich. Das zu Sehende soll im Nachvollzug der Entstehung und Materialbearbeitung anfassbar sein. Ein riesiger Vorteil. Der Rundgang ist erfahrbare Werkstatt. Manches ist work in progress, zunächst Versuch, anderes hat das eigene Leben als Werk schon erklommen (aber ein Danach gibt es stets). Die als Prozess erfahrbare Ausstellung bot eine reichhaltige Anzahl ausgewiesener Ausgezeichneter(w/m). Die Erzeugenden, auch Lehrenden standen bereit für Erklärungen, nicht nur das fertige Produkt ist Ein und Alles.
Foto: Heinz Markert