Peter Mennes Photoausstellung im "Wohnbüro", Offenbach, Platz der Deutschen Einheit 5 in den Räumen des Kunstvereins Offenbach
Roman Herzig
Offenbach am Main (Weltexpresso) - Sind die Wohnbau-Visionen von gestern die Alpträume von heute? Die Frage stellt sich beim Blick auf Peter Mennes Photoausstellung im "Wohnbüro", deren geglückte Vernissage gestern war. Die Ausstellung ist noch am Samstag und Sonntag, 19. und 20. Juli von 11:00 bis 18:00 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Mennes Faible für ungewöhnliche Kontraste ist bekannt. Hier prallen karge Karstlandschaft oder satte Wiesen und quadratische Betonbauten aufeinander. Motive, die sich eigentlich beißen, werden mit sicherem Gespür im Bild vereint. Mit gezieltem Filtereinsatz verfremdet der Offenbacher Photograph manch' groben Klotz zu überbordender Impression, zu unüberwindlicher Mauer.
Wohnen am Fluß: davon träumen viele. In Basel hat sich mancher den Traum erfüllt. Doch eingekeilt zwischen den Schornsteinen der Chemie-Industrie: wie gemütlich wohnt sich's da? Wandelt sich der Wohntraum zum Alptraum?
Mit Wohntürmen aus Waschbeton assoziiert man gern die Bausünden aus den Sechzigern. "Brutalismus" ist der Fachbegriff für diesen Architekturstil, dessen Produkte Peter Menne vom englischen Seebad Brighton über Berlin bis nach Marseille eingefangen hat. "Doch quadratisch-praktisch" ist keineswegs vorbei", so Menne. "Heftig überrascht haben mich die Wohncontainer in Amsterdam: fünf Etagen geripptes Stahlblech in leuchtendem Guantanamo-Orange - doch jeder Container mit eigenem Balkon!" Als Provisorium in diesem Jahrtausend errichtet, steht das Amsterdamer Studentendorf nun schon seit zehn Jahren.
Wohnen im Grünen: auch ein Traum. Doch im schweizerischen La-Chaux-de-Fonds überkronen die Hochhäuser die Jura-Gipfel. Der Kontrast vom Acker zum monströsen Betonriegel in Darmstadt könnte kaum schärfer sein.
"Das Wohnbüro, dieses ehemalige Bürogebäude, das jetzt auf seine Nutzbarkeit als Wohnraum geprüft wird, gibt den idealen Rahmen für diese Ausstellung", so Peter Menne. Schon mehrfach hat der Offenbacher Photograph eine Ausstellung einer ganz speziellen Architektur gewidmet, z.B. mit "Abriß des Palasts der Republik - zur Entsorgung der deutschen Zweiheit" im Frankfurter Club Voltaire oder "Venedig - Markusplatz unter Wasser". Die Ausstellung wurde vom damaligen Oberbürgermeister Gerhard Grandke während der Kunstansichten 2005 in der Offenbacher Stadtbibliothek eröffnet.
Zur Eröffnung von "Flusslandschaften" im "Haus der Stadtgeschichte" würdigte Oberbürgermeister Horst Schneider den Träger der Hessischen Medaille für Zivilcourage. Internationales Echo fanden Mennes Bilder von der Basler Fasnacht. Das Deutsche Ledermuseum zeigte "Marrakesch - zwischen Moderne und 1001 Nacht" mit Photographien von Peter Menne und Kalligraphien von Hasan Temiztürk.
INFO:
Anfahrt: das "Wohnbüro" (ehemaliges IHK-Gebäude) liegt hinter dem Offenbacher Rathaus. Mit der S-Bahn S 1, S 2, S8 oder S 9 bis "Offenbach Marktplatz", dort den Ausgang "Herrnstraße / Rathaus"nehmen, wenige Meter am Rathaus vorbeilaufen, dann rechts in den Stadthof: an dessen Ende liegt das "Wohnbüro"
Mit dem Auto: bis OF - Kaiserlei, Richtung City auf die Berliner Straße. In der Berliner Straße 112 - 116 liegt die Tiefgarage Rathaus / Haus der Wirtschaft. Von dort zwischen Rathaus und Haus der Wirtschaft zum Stadthof laufen, dann rechts.
Foto: Marseille - in den Karst gebaut von Peter Menne