IMG 20240901 165808 kleiner 1.pngneuAusstellung Body & Soul von Andreu Ginestet  vom 23. August bis  17. Oktober 2024  im Leipziger Hauptbahnhof!, Teil 6


Felicitas Schubert


Leipzig (Weltexpresso) - Der Weg ist das Ziel. Und kein Weg verkörpert dieses Prinzip so deutlich wie jene komplexe Geschichte, die einer jeden Skulptur von Ginestet innewohnt. Das Aufwachsen am Meer, am Strand, in den Klippen, in Stürmen und brütender Hitze hat seine Sinne für feinste Veränderungen in seinem Umfeld geschärft. Sein Werk ist von den Nuancen und vom Feingefühl geprägt, dass ihm die Natur beibrachte. Es lohnt sich einen zweiten Blick zu wagen, weil es immer wieder neues zu entdecken gibt. Die Blicke seiner Gesichter in seinen Büsten sind mehrdeutig, wie wir es von einigen seiner Vorgänger kennen. Und so war eine seiner großen Ausstellungen im Barcelona, im Erzbischöflichen Museum an der Kathedrale mit dem Titel „Der Da Vinci Effekt“ an der Fassade der Kathedrale zu lesen.


Seine Büsten rivalisieren mit den Werken fotorealistischer Bildhauer um die Lebendigkeit ihrer Züge. Ginestet scheut nicht den Vergleich und freut sich, wenn seine Büsten zwischen 200 Büsten anderer Bildhauer stehen. Sie stechen immer heraus.

Sind seine monumentalen Werke, wie der Elan, oder der Manta Rochen in sich geschlossene Werke, bilden all seine kleine Skulpturen, auch die Büsten zusammen ein engmaschiges Netz von Bedeutungen. Nicht umsonst sind seine Gattungen (Malerei, Zeichnung, Foto, Skulptur, Prosa) eng verwoben und bilden mit Ihren tausenden von Werken eine unendliche Zahl von Kreuzungspunkten und Verknüpfungen von Bedeutungen. Es ist ein sehr großes Netz. Und der Sammler mag sich darin hinein fallen lassen, denn es wird nie langweilig.

Zeichnung / Malerei

Das blaue Band, das mit Abstand größte Werk in der Ausstellung zeigt im Bild elf verschiedene Momente von Metamorphose und Wandel. Das Eintauchen in seine symbolische und farbenfrohe Kunstwelt wirkt dadurch erfrischend. Es bezieht den Betrachter zugleich z.B. über die überdimensional dargestellten Körperpartien ein und wirft ihn auf sich selbst zurück. In seinen Bildern - die weitgehend als Skizzen für Plastiken zu verstehen sind, reisen wir durch unseren eigenen physischen, kulturellen und sozialen Körper, und erkennen viele Möglichkeiten unsere Umwelt im Vertrauen zu erforschen, und mit ihr in den Dialog zu treten. Die Abbildung der systemischen Essenz von Wandel, so wie er vom Menschen wahrgenommen werden kann, ist das was in seinem ganzen Werk als Leitmotiv funktioniert.

Andere digital umwandelte Malereien zeigen ironischer Weise, eine Flucht aus dem Paradies der besonderen Art. Das Bild Flucht aus dem Serail, dass ironischer Weise digital bearbeitet wurde, zeigt genau das Gegenteil, die Flucht von sieben Frauen, die sieben Tugenden verkörpern (in Anlehnung an das Gedicht von Friedrich Hölderlin: Männerjubel, 1792) aus der Welt des Internet zurück in die reale Welt. Ginestet befasst sich mit der digitalen Welt, seit seiner monumentalen Skulptur Elan (1986-1998). Damals schon war er argwöhnisch geworden. Die Art und Weise wie digitale Technologien soziale Unterschiede enorm vergrößern und wie sie zu den schlimmsten zeiträubern aller Zeiten geworden sind veranlassen Ginestet immer wieder dazu, die Errungenschaften der Modern mit einem leisen Schmunzeln zu kommentieren.

Das dritte in der Ausstellung gezeigte Thema bilden einige Bilder des Zyklus „Seiltänzer“. Diese ewige Baustelle in seinem Leben will sich nicht schließen. 1995 präsentierte er bereits den Entwurf in Düsseldorf im Landtag. Die anwesenden Minister bewunderten sein Werk und rieten ihm es in den USA zu bauen, denn es sei ein zu modernes Konzept für Deutschland. Die Seiltänzer stellen eine sehr spezifische Form von sozialem Wandel dar. Es geht um den Akt der Balance zwischen zwei Welten, die Kultur (gondel, Uhrwerk und Zahnräder der Gesellschaft) und Natur (Planet Erde). Profan ausgedrückt symbolisiert diese Plastik, so wie bei Beuys, die Nachhaltigkeit. Aber die war 1995 den SPD Parteibonzen in NRW zu „modern“.

Tauchen Sie in seine schöne Kunst ein, und begeben sich auf die Reise in die Zukunft. Lassen Sie die Seele baumeln. Es lohnt sich.


Der Künstler:

Der Künstler Andreu Ginestet wurde bei einem Besuch in Dortmund 1964 geboren, wuchs in Barcelona auf, lebt vorwiegend in Spanien und Deutschland. Als Künstler bedient er weltweit private und institutionelle Auftraggeber und Sammler.  Sein umfassendes Werk bildet eine einheitliche Kosmologie, von der monumentalen Plastik bis zu den Objekten für private Sammlungen. Seine Tätigkeit umfasst verschiedene Disziplinen wie Bildhauerei, Malerei, Zeichnung, Fotografie und Prosa.

Foto: 
©Andreu Ginestet 

Info:
Ausstellung: Body& Soul
Andreu Ginestet
Sächsischer Wartesaal, Hauptbahnhof Leipzig (neben Starbucks, Gleisebene)
23. August bis 17. Oktober 2024, Öffnungszeiten: täglich 10:00 bis 19:00 Uhr (auch sonntags)

Kurator: Marcel Noack
Regie: Thomas Oehme, ECE
Homepage des Künstlers: www.ginestet.art
Kontakt zum Künstler: infoginestetart