Michal 9693Ausstellung von Michal Fuchs in der Kunststation

Hanswerner Kruse

Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) - In der Kunststation präsentiert derzeit die israelische Künstlerin Michal Fuchs ihre große Einzelausstellung „Die Quadratur des Kreises.“ Die Jury des documenta-kritischen Wettbewerbs „Make Friends AND Art“, wählte im Sommer 2023 den Beitrag der Künstlerin als beste Arbeit:


Ein kleiner Sandhaufen verkörperte die palästinensische Wüste. Darüber schwebte eine riesige Kaktusfeige aus Aluminium. „Von dem Land hinab zu gehen“ hieß dieses Objekt. Fuchs wies darauf hin, dass Israelis und Palästinenser diese Pflanze metaphorisch für ihre eigene Wehrhaftigkeit beanspruchen; sie drücke den Überlebenswillen beider aus.

kunststation 9246In ihrer Schau greift sie das Thema „Von dem Land hinab zu gehen“ erneut auf und zeigt unter anderem eine Installation mit 18 filigranen Dreimasterblumen aus Eisen, die jeweils aus Betonsockeln herauszuwachsen scheinen. In kleine Mulden um die Pflanzenstelen wird täglich Wasser eingefüllt, damit die eisernen Objekte während der Ausstellungszeit rosten. 

Die aus Mexico stammenden Blumen bilden in der Natur oft starke Wurzeln und gelten als widerstandsfähig. In der Installation sind sie einbetoniert und wirken dauerhaft gefangen. Jedoch symbolisiert der während der Ausstellung entstehende Rost nicht nur Verfall, sondern winzige „Luftwurzeln“, die für Neuanfänge stehen. So strahlt das Werk trotz seiner düsteren Anklänge Zuversicht aus. 

Gleichzeitig hat es eine weitere, bedrückendere Bedeutung: „Auf Englisch und Hebräisch heißt die Pflanze „The Wandering Jew“ („Wandernder Jude“) und verweist auf die antisemitische Legende vom „Ewigen Juden“: Er wurde von Christus bestraft und muss stets wandern, ohne Wurzeln zu schlagen: Dadurch wird er zum ewigen Migranten! Dieses Thema der Migration, Verpflanzung, Aus- und Einwanderung beschäftigt die Künstlerin in vielen ihrer Arbeiten. 

Fuchs' Objekte wirken faszinierend und geheimnisvoll, selbst wenn man nichts darüber weiß. Sie stehen ästhetisch zunächst für sich selbst. Zusätzliche Wandtafeln in der Ausstellung legen Spuren für eigene Interpretationen. Allerdings chiffriert die Künstlerin keine Botschaften, die es zu entschlüsseln gilt. Stattdessen sucht sie in der Natur nach Gleichnissen für gesellschaftliche Prozesse, etwa für die Problematik zwischen Israelis und Palästinensern. Die Pflanzen sind ebenfalls „Migranten“, können sich in der Fremde verwurzeln oder absterben. Die durch sie inspirierten Kunstwerke muten sinnlich und zugleich sinnbildhaft an, entziehen sich aber der völligen sprachlichen Erfassung, gewähren Raum für vielfältige Deutungen.

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Außerdem zeigt sie hervorragende Bleistiftzeichnungen auf großen Bögen. Zwei davon sollten Momente aus dem barocken Garten von Schloss Hundisburg (Sachsen-Anhalt) mit Gedichten aus Fuchs' einjährigem Israel-Aufenthalt verbinden. Aber die Künstlerin veränderte die Bilder, machte die poetischen Zeilen unsichtbar - erkennbar, aber nicht mehr lesbar. Darüber schrieb sie jedoch: „Unsere Herzen sind groß genug, um all das zu fühlen“




1983 in Israel geboren, lebt und arbeitet Fuchs seit 14 Jahren in Deutschland. In ihren Arbeiten setzt sie sich mit scheinbar unlösbaren Konflikten auseinander, etwa den Problemen im Nahen Osten als „Quadratur des Kreises“. Dies ist der Titel der zentralen, sehr optimistischen Installation im großen Saal (Foto unten), aber auch die Substanz ihrer gesamten Ausstellung: Paradox, doch hoffnungsvoll ist die künstlerische Vision, ob und wie ein Quadrat in einen Kreis passen könnte. Fuchs demonstriert, dass Kunst keine Lösungen anbietet, wohl aber neue überraschende Blickwinkel und brachliegende Möglichkeiten für Verständigung spürbar macht.

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Service
Die drei Herbst-Ausstellungen und die Studioausstellung von Hans-Herrmann Hack bis sind zum 17. November zu sehen. Öffnungszeiten Di bis So 13 bis 18 Uhr, Winterzeit ab 30. Oktober Do bis So 13 - 17 Uhr 

Fotos 
© 
Hanswerner Kruse