Werke aus der Sammlung des Museums für Moderne Kunst (MMK) Frankfurt

 

Hubertus von Bramnitz

 

Frankfurt am Main (Weltexpress) – Auf die wundersame Vermehrung des Museums für Moderne Kunst in nunmehr drei Dependencen haben wir mehrfach verwiesen. Die erste Ausstellung des Museums für Moderne Kunst (MMK) in der neuen Museumsdependance im TaunusTum, dem MMK 2, setzt sich aus Beständen des Museums zusammen und ist ausschließlich den Künstlerinnen der MMK Sammlung gewidmet.

 

Wie kaum ein anderes Museum der Gegenwartskunst in Deutschland hat das MMK von der ersten Stunde im Jahr 1991 bis heute ein ganz besonderes Augenmerk auf die starken Positionen der Künstlerinnen der letzten Jahrzehnte gerichtet. Seit den frühen 1990er-Jahren gingen Werke der großen deutschen Bildhauerinnen und Konzeptkünstlerinnen der Gegenwart wie Katharina Fritsch, Isa Genzken und Rosemarie Trockel in die Sammlung ein, flankiert von internationalen Kolleginnen wie Vija Celmins, Marlene Dumas, Cady Noland, Pipilotti Rist und Sturtevant.

 

Der Einfluss dieser Künstlerinnen auf die Entwicklung der bildenden Kunst ist fundamental. In ihrer Radikalität und Konsequenz haben sie Stile geprägt und sind bis heute wichtige Vorbilder für die nachfolgende Generation geblieben. Mit so markanten Positionen von Künstlerinnen wie Charlotte Posenenske, Hanne Darboven, Lee Lozano und Jo Baer schreibt die Sammlung des MMK die Geschichte der Gegenwartskunst weit in die 1960er-Jahre zurück. Auch im Bereich der Fotografie, einem der Sammlungsschwerpunkte des Museums, sind so bedeutende Protagonistinnen wie Hilla Becher, Anna Blume und Candida Höfer sowie die Fotografinnen Barbara Klemm, Anja Niedringhaus und Abisag Tüllmann vertreten.

Hauptwerke von Vanessa Beecroft, Rineke Dijkstra, Teresa Margolles, Sarah Morris oder Taryn Simon markieren wichtige Erweiterungen der Sammlung, die in jüngster Zeit mit Werkgruppen der aktuell im internationalen Fokus stehenden Künstlerinnen Andrea Büttner, Jewyo Rhij, Dayanita Singh oder Dolores Zinny ausgebaut wurden. Von Beginn an hat sich das MMK der Frankfurter Kunstszene gewidmet, und auch hier sind es so individualistische und radikale Positionen wie die von Anne Imhof, Franziska Kneidl und Adrian Williams, welche die Sammlung des Museums bereichern.

Mit der Vielfalt und Stärke, die von den Werken dieser Künstlerinnen ausgehen, möchte das MMK seine neue Präsenz im Zentrum Frankfurts zwischen Bahnhofs- und Bankenviertel beginnen. Die Auswahl umfasst unterschiedliche künstlerische Verfahren und konzeptuelle Ansätze, sie präsentiert eine Vielzahl von Perspektiven und Fragestellungen. In Skulpturen und Installationen, Gemälden und Zeichnungen, Filmen und Performances hinterfragen die Künstlerinnen die Repräsentation und gesellschaftliche Konnotation des weiblichen Körpers, sie beschäftigen sich mit sozialen und globalen Zusammenhängen, untersuchen Formen von Narration und Abstraktion und analysieren Strategien der Raumaneignung. Ihre Werke sind geprägt von individuellen Wahrnehmungen und persönlichen Erfahrungen, sie demonstrieren Subversivität und den Mut zur Offenheit. Verbindendes und Gegensätzliches fügen sich in dem von den Architekten KuehnMalvezzi entworfenen offenen Ausstellungsparcour zu einem umfassenden Gesamtbild.

Der Titel der Ausstellung „Boom She Boom“ zitiert den erfolgreichen Doo Wop-Song der Band „The Chords“ aus dem Jahr 1954, der seither zahlreiche Neuinterpretationen erfuhr. War der Song in erster Linie als Liebeserklärung an eine Frau gedacht, bezog sich „Sh-Boom“ – lautmalerisch für den Abwurf einer Bombe – auch auf die Zuspitzung des Kalten Krieges im Entstehungsjahr des Songs. Im Kontext der Ausstellung erhält der sinnliche wie fatalistische Titel eine weitere Bedeutungsebene, die die Forderungen und Lebenswirklichkeiten von Künstlerinnen in der Museumslandschaft nachdrücklich unterstreicht.

 

Foto: Schau 'Boon She Boom' - Installation 'Claimed'