Museum Berberini Alter Markt Lukas SpoerlKosmos Kandinsky – Geometrische Abstraktion im 20. Jahrhundert

Sabine Zoller

Potsdam (Weltexpresso) Mit Kosmos Kandinsky präsentiert das Museum Barberini vom 15. Februar – 18. Mai 2025, die erste europäische Ausstellung, die die Entwicklung der Geometrischen Abstraktion als ein übernationales Netzwerk künstlerischer Ideen erzählt. Im Zentrum stehen zwölf Werke von Wassily Kandinsky, dessen Schaffen und kunsttheoretische Schriften maßgeblich zur Entwicklung dieser Stilrichtung beitrugen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wandelte sich die Malerei radikal. Künstlerinnen und Künstler suchten nicht mehr nach einer realistischen Darstellung der Welt, sondern entwickelten eine universelle Bildsprache aus Linien, Farben und geometrischen Formen. Diese Geometrische Abstraktion manifestierte sich in verschiedenen Strömungen, darunter Suprematismus, Konstruktivismus, das Bauhaus sowie Hard Edge und Optical Art. Die Ausstellung vereint 125 Werke von 70 Kunstschaffenden, darunter Josef Albers, Sonia Delaunay, El Lissitzky, Kasimir Malewitsch, Agnes Martin, Piet Mondrian, Bridget Riley und Frank Stella.

Hochkarätige Leihgaben stammen aus der Courtauld Gallery in London, der Fondation Beyeler in Basel, dem Louisiana Museum of Modern Art in Dänemark sowie US-Sammlungen wie dem Whitney Museum of American Art und dem Guggenheim Museum in New York.

Wassily Kandinsky: Wegbereiter der Abstraktion

Wassily Kandinsky (1866–1944) gilt als eine Schlüsselfigur der Abstraktion. Sein Frühwerk, beeinflusst vom Expressionismus, markierte den Übergang zur gegenstandslosen Kunst. Bereits 1911 veröffentlichte er Über das Geistige in der Kunst, ein Manifest, das die emotionale Wirkung von Farben und Formen untersuchte und Künstlergenerationen prägte. Nach seiner Rückkehr nach Moskau während des Ersten Weltkriegs setzte er sich mit Suprematismus und Konstruktivismus auseinander, blieb jedoch ein Außenseiter, da er an die psychologische Wirkung der Kunst glaubte, während andere Künstler die industrielle Produktion in den Vordergrund stellten.

1922 wurde Kandinsky ans Bauhaus in Weimar berufen. Hier entwickelte er seine Theorien weiter, was 1926 in Punkt und Linie zu Fläche mündete. Seine geometrischen Kompositionen wurden analytischer und beeinflussten Künstler wie Max Bill und die Konkrete Kunst. Nach der Schließung des Bauhauses 1933 emigrierte er nach Frankreich und schloss sich der Gruppe Abstraction-Création an. Sein späteres Werk vereinte spielerische Leichtigkeit mit wissenschaftlicher Präzision.

Die Entwicklung der Geometrischen Abstraktion

Die Ausstellung verfolgt die wichtigsten Stationen dieser Stilrichtung:

  • Russland und der Suprematismus: Kasimir Malewitsch und El Lissitzky entwickelten eine radikale Bildsprache aus reinen Formen und Flächen.
  • Das Bauhaus und die Konkrete Kunst: Kandinsky, Albers und Moholy-Nagy schufen ein neues Kunstverständnis, das sich auf mathematische Prinzipien stützte.
  • Nachkriegsabstraktion in Großbritannien: Künstler wie Barbara Hepworth und Ben Nicholson übernahmen konstruktivistische Ansätze und interpretierten sie neu.
  • Hard Edge und Optical Art in den USA: In den 1960er Jahren führten Künstler wie Frank Stella und Bridget Riley die geometrische Abstraktion mit scharfen Konturen und optischen Effekten in eine neue Richtung.

Sterre Barentsen, Kuratorin der Ausstellung, betont:
„Kandinsky beeinflusste Generationen von Künstlern. Seine Ideen über Farbe, Form und Raum finden sich in den unterschiedlichsten Bewegungen des 20. Jahrhunderts wieder. Kosmos Kandinsky zeigt, wie stark sein Wirken über Ländergrenzen hinaus vernetzt war.“

Die Ausstellung lädt Besucherinnen und Besucher ein, die Entwicklung der Geometrischen Abstraktion als einen künstlerischen Dialog über Raum, Zeit und Wahrnehmung zu erleben.

Foto:
Museum Barberini
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