in einer Ausstellung in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

 

Katharina Klein

 

Dresden (Weltexpresso) - Im Depot des Kunstgewerbemuseums in Schloss Pillnitz liegt seit 125 Jahren ein der Öffentlichkeit unbekannt gebliebener, unendlich faszinierender Schatz der japanischen Kunst.

 

Er geriet lange Zeit in Vergessenheit und wurde bislang nie gezeigt. In 92 Kassetten befanden sich über 15.000 Färbeschablonen für den Textildruck – Katagami genannt. Damit besitzt Dresden den weltgrößten Bestand an Katagami-Mustern, aus welchem nun erstmals eine Auswahl präsentiert wird. In virtuoser Schneidearbeit aus einem handgeschöpften Maulbeerbaumpapier gefertigt, verdeutlichen sie den bewunderungswürdigen Reichtum an Motiven und die künstlerische Meisterschaft ihrer Erfinder.

 

 

 

Katagami waren die traditionellen Druckvorlagen vor allem für Kimonostoffe. Neben geo­metrischen Ornamenten zeigen sie auch solche, die in vollendeter Abstraktion Erschei­nungen der Natur repräsentieren. Aus den zahlreichen Motiven der Sammlung im Kunstgewerbemuseum wurden diejenigen ausgewählt, die sich der Darstellung des Regens widmen. Er spielt in einem Land, das Monsunwinden ausgesetzt und auf Reisanbau angewiesenen ist, eine bedeutende spirituelle und kulturelle Rolle. Das gleichförmige Fallen winziger Tropfen scheint sich auch in der ästhetischen Logik der Gestaltung der repetitiven Strukturen der Druckrapporte widerzuspiegeln. Sie sind um so feiner, je höher der ständische Rang des Benutzers war, der die mit ihnen gefertigten Kleider trug. Die mit den winzigsten und am langwierigsten herzustellenden Muster waren zum Höhepunkt der Edo-Zeit der repräsentativen und zeremoniellen Nutzung durch den Schwertadel der Samurai zugedacht.

 

 

 

Als im 19. Jahrhundert die ersten Katagami-Druckformen nach Europa kamen, gewann die hochentwickelte Kunst des japanischen Musterdekors starken Einfluss auf die westliche Ornamentik in Kunst, Kunsthandwerk und dem entstehenden Industriedesign. Der Jugendstil als erste bürgerliche Warenästhetik wurde vom Japonismus inspiriert. Heute spielt die Technik des Stencils in der Graffiti- oder Street-Art, etwa bei Banksy, der sie erneut zu großer Komplexität entwickelt hat, wieder eine große Rolle.

 

 

 

Zur besonderen Atmosphäre der Ausstellung im Elbflügel des Japanischen Palais gehört eine mit dem italienischen Elektronikmusiker Renato Rinaldi entwickelte Sound-Installation, in der ein zufallsgesteuertes Programm das Geräusch fallenden Regens moduliert. Am Beispiel einiger historischer Kimonos werden die Erzeugnisse der mit Katagami-Schablonen verfahrenden und ob ihres enormen Arbeitsaufwandes mittlerweile fast ganz verschwundenen Katazome-Technik demonstriert.

 

 

 

FOTO:

Staatliche Kunstsammlungen Dresden © SKD Kimono, Japan, 1. Hälfte 20. Jhd.,

Museum für Völkerkunde Dresden

 

 

Ausstellungsort:

 

Dresden, Japanisches Palais

30. November 2014 bis 22. Februar 2015

 

Öffnungszeiten:

 

10 bis 18 Uhr,

montags geschlossen