Serie: David Hockney mit „A Bigger Picture“ in der Royal Academy of Arts in London, Teil 1/2

 

Claudia Schulmerich

 

London (Weltexpresso) – Wie einen nach England Heimgekehrten, feiern die Engländer ihren David Hockney in einer ‚nur’ 150 Werke umfassenden Ausstellung, die aber den Eindruck von Palastwänden füllenden Leinwänden macht, weil die farbstrotzenden Ölgemälde bis zu zehn Metern in der Breite und vier in der Höhe betragen. Die Heimkehr bezieht sich dabei eben auch auf das inseltypische Genre der Landschaftsmalerei, die Hockney in den letzten acht Jahren hier auf englischem Boden wie eine Bilderschlacht ausübte.

 

Also, was soll man dazu sagen? Erst einmal kann man sicher sein, daß ein unbekannter Maler, der im Spätwerk wie im Farbenrausch hunderte Quadratmeter auf Leinwänden mit Bäumen, Sträuchern, Wiesen, Hügeln, Baumstämmen, Blumen und Blättern füllt, ob seines Rausches zwar ins Guinnessbuch der Rekorde käme, von der Kunstkritik aber ob seiner naiven wirklichkeitsnahen Darstellung, zudem mit vielen Wiederholungen niemals die Ehre einer Ausstellung in der königlichen Kunstakademie bekommen hätte, eine andere Ausstellungsfläche auch nicht.

 

Aber Hockney, der 1937 in Bradford/Yorkshire geboren und hier an der Kunstschule ausgebildet wurde, ging früh in die USA und startete von dort seine Weltkarriere, die vielfache Tätigkeiten als Maler, Fotograf, Bühnenbildner u.a. umfaßt. Seit dem Jahr 2000 lebt er wieder in England und mit der Landschaftsmalerei reiht er sich nun ein in seine berühmten Vorgänger wie Constable und Turner, auch wenn er sich in seinen Werken sehr viel stärker auf Monet, auf  den späten Picasso, auf die Farben von Matisse und vor allem ausdrücklich auf das Gemälde von Claude Lorrain bezieht, Bergpredigt, das er nachmalt, kopiert, anverwandelt, abwandelt, imitiert, plagiiert. Warum eigentlich?

 

Gleich im ersten Saal ist man gerührt, wenn  man die Freude der lange anstehenden Besucher mitbekommt beim Anblick von vier extrem großformatigen Gemälden THIXENDALE TREES von 2007-08. Man sieht in diesem herrlichen weinrot drapierten Oktogon auf Bilder, die eine ähnliche Struktur, aber jeweils andere Wirkungen haben. Spätestens beim zweiten Bild versteht man: Hier ist ein grünlicher Hügel rechts, davor drei Bäume entlaubt, aber aus den Zweigen bricht schon das Grün, darunter Ackerland, dahinter eine Hügelkette, direkt im Vordergrund dann schräg angeordnete Ackerfurchen, die in der Mitte sanftes Grün tragen. Das muß FRÜHLING sein, denkt man, bevor man die Laute von Entzücken und Freude der Besucher mitbekommt, die genau diese Gedanken laut aussprechen, denn sie finden denselben Bildausschnitt für alle Jahreszeiten vor und freuen sich über das Erkennen. Fortsetzung folgt. 

Es gibt einen ausführlichen Katalog.

Bis 9. April 2012

 

 

Danach wandert die Ausstellung ins Guggenheim Museum, Bilbao, 14. Mai – 30. September

und ins Museum Ludwig, Köln, 29. Oktober – 4. Februar 2013

 

www.royalacademy.org.uk