„Carl Morgenstern (1811-1893) und die Landschaftsmalerei seiner Zeit“ im Museum Giersch in Frankfurt am Main

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpress) – Es gibt immer solche Situationen, da wollte und wollte  man dies und jenes anschauen und immer kam etwas dazwischen. Dies darf Ihnen nun in den letzten drei Tagen der Carl-Morgenstern-Ausstellung nicht passieren. Am Sonntag, den 29. Januar ist nun definitiv Schluß!

 

Für den Endspurt hat sich das Museum Giersch nun eine vervielfachte Betreuung durch fachkundige Führungen ausgedacht, denn immerhin haben bis jetzt schon über 15 000 Besucher diese Ausstellung angeschaut. „Wir freuen uns über das große Interesse an unserer Ausstellung. Der Besucherandrang macht deutlich, daß der Ansatz des MUSEUM GIERSCH regionale Kunst und Kultur zu fördern, großen Anklang findet“, zeigt sich Museumsdirektor Manfred Großkinsky sehr zufrieden.

 

Denn immerhin liegt das Museum Giersch auf der Museumsmeile als westlichster Außenpunkt neben solchen ‚Leuchttürmen’ der Frankfurter Museumslandschaft wie Liebieghaus und Städel. Da muß man schon etwas Besonderes herzeigen, will man im Museumsdschungel überleben. Es war das Konzept des Gründers dieses Privatmuseums, sich sowohl der regionalen Kunst anzunehmen, wie auch auf das 19. Jahrhundert ein besonderes Augenmerk zu richten.

 

Fassen wir diese Ausstellung inhaltlich noch einmal zusammen: Carl Morgenstern wurde am 25. Oktober 1811 in Frankfurt geboren. In der Musterschule lernte er wie die anderen Schüler, bei seinem Vater allerdings erlernte er die Grundzüge des Malens, das Kopieren und Naturstudien. Richtig ging es dann ab 1832 in München weiter, 1834 kam die obligate Italienreise, allerdings gleich für drei Jahre. Das strahlende Licht kam erst mal seinen Gewohnheiten einer dunkeltonigen Malerei gar nicht entgegen. Allein die Motive allerdings, die er von Rom aus in den Albaner Bergen und an der Westküste Italiens und Siziliens mitbrachte, hielten ein ganzes Malerleben.

 

Ab 1837 lebte er wieder in Frankfurt, ging in den Folgejahren aber tageweise und länger auf Stippvisite zu den Landschaften von Rhein und Taunus und erkundete auch die Rheinstädte. Er fuhr an die Riviera, nach Genua und war dauernd unterwegs, als 1844 sein Vater starb. Nun war er Familienoberhaupt, allerdings störte das seine Reisepläne wenig. Noch im selben Jahr bleibt er in der Normandie und Paris und auch seine Hochzeit im Mai 1845 hindert ihn nicht, im Jahr darauf vier Monate nach Venedig zu reisen. Reisen, das hieß immer Skizzen machen und Bilder fertigen.

 

Natürlich war damals Reisen strapaziöser als heute, deshalb blieb er zwar seiner Erkundung von Landschaft und Leuten treu, beklagte sich aber ob der Malessen bei seiner Frau bitterlich. Seine Bildproduktion erhielt durch den Auftrag der Stadt Frankfurt einer Innenansicht des Kaisersaals und einer „Ansicht von Frankfurt“ Auftrieb, denn diese Gemälde sollte er dann ganz oft wiederholen. Deshalb war Morgenstern bald einer derjenigen, der den Kunstmarkt vorwegnahm, in dem er nicht mehr nur Aufträge ausführte, die auch aus Amerika und England kamen, sondern in dem er ein eigenes Reservoir anlegte, eine Sammlung von „Standardmotiven“, so daß er bei Bedarf immer Bilder vorrätig hatte.

 

Daß er dazu bekannte Motive durch leichte Abänderungen als neue verkaufen konnte, war Zug der Zeit, denn seine Malerei war ‚in’ und es kam eher darauf an, „einen Morgenstern“ zu besitzen, als irgendein besonderes Bild, dessen Maler niemand in Frankfurt erkannt hätte. In den 60er Jahren kam der Erfolg in München hinzu. Aber Morgenstern mußte auch lernen, daß er in den 70ern, vor allen den 89er Jahren als unmodern galt. Er lag nicht mehr im Zeitgeschmack. Als er schließlich im Jahr 1893 verstarb, fand ihm zu Ehren im Städel eine Gedächtnisausstellung statt.

 

Die Ausstellung zu seinem 200sten Geburtstag nun wiederum findet nur Meter weiter westlich am Main statt. Sie gliedert sich in verschiedene Themen, die zum einen seinen Lebensweg mittels seiner Malerei begleiten. Da finden sich im Ersten Stock die Frühwerke aus seiner Ausbildungszeit in Frankfurt und München. Im zweiten Stock geht es um Morgensterns Italienbilder und um die malerischen Resultate seiner Reisen durch europäische Länder, wobei besonders die Italienbilder begeisterten. Im dritten Stock schließlich hängt das Spätwerk.

 

Im Konzept wird Morgenstern dann nicht als Künstler alleine vorgestellt, sondern als Anreger von anderen, deren Bilder in einen Dialog mit Morgenstern treten, manchmal ihm nur nachfolgen, aber manchmal auch Paroli bieten. Man erfährt also viel über die damalige Zeit, ihre Moden und beliebten Motive, aber auch über Änderungen im Kunstgeschmack.

 

Katalog: Carl Morgenstern und die Landschaftsmalerei seiner Zeit, Michael Imhof Verlag

Wie alle Kataloge aus dem Imhof Verlag beeindruckt auch dieser durch exzellente Drucke. Für die inhaltlichen Erläuterungen sind das Museum Giersch und sein kunsthistorisches Team zuständig.

www.museum-giersch.de