Eröffnung der Ausstellung von KÜNSTLER UND PROPHETEN in der Schirn Frankfurt, Teil 2
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Max Hollein als Hausherr ging stärker auf diese „selbst ernannten Propheten“ ein, denen man heute Verhaltensstörungen diagnostizieren und sie als Psychopathen bezeichnen würde, auch Adorno, dem alles Mystische fremd gewesen sei, habe in der Minima Moralia geäußert: „Okkultismus ist die Metaphysik der dummen Kerle.“
Die amerikanische Kuratorin Pamela Kort, zuständig für so manche interessante Ausstellung in der Schirn, und des Deutschen perfekt mächtig – ohne diese Kompetenz hätte sie auch niemals die Unmengen schriftsprachlichen Materials sichten und interpretieren können –, begann ihre Ausführungen zwar mit einem Satz auf Deutsch, erläuterte dann, es seien englischsprachige Gäste da, weshalb sie jetzt in Englisch fortfahre. Da blieb einem allerdings die Luft weg. Denn immerhin dürfen die Besucher einer Ausstellungseröffnung der Schirn erwarten, daß sie die inhaltlichen Ausführungen der Kuratorin auf Deutsch hören dürfen. Sicher hätte die Schirn für eine Übersetzung sorgen können, wie das überall passiert, auch in London, Paris oder New York, wenn dort eine deutsche Kuratorin auf einer Ausstellungseröffnung über ihre Arbeit spricht. Oder können Sie sich vorstellen, daß in London, Paris oder New York diese deutsche Kuratorin dann Deutsch spräche, weil Gäste aus Deutschland da sind?
Ihre inhaltlichen Ausführungen finden sich in der folgenden Besprechung der Ausstellung wieder, von der man auf Anhieb sagen kann, daß sie die Besucher mit Dingen: Kunstwerken, Briefen, Aufsätzen, Fotografien, Objekten konfrontiert, die die meisten noch nie gesehen haben, eben, weil sie für die Nachwelt verborgen blieben. Das ist schon für sich interessant genug, in die Schirn zu kommen.
Das Sensationelle ist dann aber der Raum, wo echte Schieles hängen. Nicht einer, nicht zwei, nein, ganz viele. Denn Egon Schiele hatte gerade zu diesem Thema der PROHPHETEN einige dunkel getönte Bilder gemalt, hat Zeichnungen angefertigt, die nun – was extrem selten ist – auch außerhalb Wiens gezeigt werden. Ein Bild ist nicht dabei, das wir für uns immer DIE PROPHETEN genannt hatten, obwohl es offiziell EREMITEN heißt und unter einem Umhang den stehenden Egon Schiele zeigt, hinter dem Gustav Klimt wie sein siamesischer Zwilling hervorlugt. Ein rätselvolles Bild, das wir hier nur als Beweis anführen, wie richtig im Ausstellungskonzept der Einbezug von Egon Schiele ist.
Kleiner Kommentar:
Noch ein Tip für die Schirn. Es ist nett, daß es nach den vielen vielen Eröffnungsworten noch ein Glas Wein oder Wasser gibt. Allerdings waren wieder sehr viele Eröffnungsgäste gekommen, so daß die einen erst in die Ausstellung gehen sollten, die anderen erst trinken und umgekehrt. Allerdings hatten die Kunstfreunde, die erst nach dem Ausstellungsbesuch ihr Glas Wein trinken konnten, schlechte Karten. Das Kontingent war ausgetrunken, wurde einem erklärt. Das Glas Wein kostete vier Euro. Da man gleichzeitig sah, daß einige aus dem Publikum, die nicht in der Ausstellung waren, die Weingläser gehortet hatten, denkt man sich: Das kann man sicher besser organisieren, denn die Absicht ist gut, Kunst mit Geist und Wein zu verbinden.