Eröffnung der Ausstellung von KÜNSTLER UND PROPHETEN in der Schirn Frankfurt, Teil 1

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ich weiß schon, warum ich solche Ereignisse wie Eröffnung von Ausstellungen u.a. meide wie die Pest. Aber, da die Pressekonferenz zum gleichen Zeitpunkt stattfand wie die der Alten Oper – obwohl die Stadt so klein ist, klappt das mit dem gegenseitigen Informieren leider nicht – , war beim Abendtermin wenigstens die Gelegenheit, die ungewöhnliche Ausstellung gleich zu sehen.

 

Im Nachhinein war ich froh darum, dabeigewesen zu sein, denn es gab interessante Einführungen und auch erstaunliche Erfahrungen. Eine davon war erst einmal die, wie viele Hunderte von Menschen in das Foyer der Schirn passen. Na gut, die Treppen, da kann man auch sitzen, und sich oben im ersten Stock an das Gelände lehnen und nach unten schauen. Aber die allermeisten standen im Eingangsfoyer, alle dicht um die extra für diesen Abend hingestellten Stuhlreihen. Wir wissen aber nicht, ob das immer so ist, diese Überfülle, oder bei dieser außergewöhnlichen Ausstellung auch außergewöhnliche Akzeptanz vorliegt. Auf jeden Fall lohnte es sich, wobei das schon für die Reden gilt.

 

Kulturdezernent Felix Semmelroth begann und man merkte sofort, daß das kein gewöhnliches Grußwort war, sondern der Inhalt der Ausstellung ihn angeregt hatte, auch verbal damit fortzufahren. Er sprach von prickelnden Geheimnissen, schon damit hatte er die Lacher auf seiner Seite, die Aufmerksamkeit auch, denn ihm ging es darum, wie schal unsere Welt ohne das Geheime, ohne Geheimnisse wäre: „wenig aufregend, wenig amüsant und wenig skurril, wahrscheinlich sogar gänzlich langweilig“.

 

Da lag es nahe auf die Politik zu kommen, denn dort gibt es viel, was geheim bleiben soll, aber wenig, was nicht doch durch Ausplaudern herauskäme. Felix Semmelroth ging aber genau auf zugespitzte Situation ein: „Aber mit dem Geheimen geht auch die Verantwortung einher, das Geheime endlich aus dem Verborgenen zu holen und ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen – vor allem gerade dann, wenn es längst hätte geschehen sollen, was mit dem Schlagwort TRANSPARENZ gemeint ist.“

 

Das gilt auch für die Kunst- und Kulturgeschichte, wo so vieles wissentlich geheim blieb, obwohl es eigentlich hätte längst erzählt werden müssen: „Darum dieses Ausstellung!, in der eine bislang geheime Geschichte der Moderne erzählt wird : „Zu allererst lernen Sie die Propheten kennen, Karl Wilhelm Diefenbach, Gusto Gräser, Gustav Nagel, Friedrich Mick-Lamberty und Ludwig Christian Häuser. Allesamt Sozialrevolutionäre, deren Ziel es war, die Gesellschaft in ihrer Denk- und Lebensweise zu verändern, um ihr zu helfen und sie von individuellen Ängsten und Nöten zu befreien.“

 

Sehr auf die Ausstellung bezogen, führte Felix Semmelroth weiter aus, auf welch großes Interesse diese Sozialrevolutionäre bei der künstlerischen Avantgarde stießen, auf Frantisek Kupka, Egon Schiele, später Joseph Beuys, noch später dessen Schüler Jörg Immendorf und auch der Österreicher Friedensreich Hundertwasser. Von diesem Einfluß wußte man jedoch nichts, und dies enthüllt diese Ausstellung“und erzählt somit über 100 Jahre, ein bislang geheimes oder kaum gekanntes Kapitel der Kunstgeschichte.“, betonte Felix Semmelroth, der im übrigen den Leiter der Schirn, Max Hollein dafür lobte, daß dies Ausstellungshaus gerade auch Themen der Kunst- und Kulturgeschichte aufzubereiten wisse, „um deren Existenz die wenigsten wußten, und dabei vermeintlich längst vergangene Geschichten neu zu beleuchten und deren Aktualität zu betonen.“

 

Insbesondere sei das das Verdienst der Kuratorin Pamela Kort, die die vormals geheime Verbindungslinien zwischen den Künstlern und Propheten verblüffend kausal in der Ausstellung erzähle, was ohne deren engagierte und entschlossene Arbeit nicht ans Licht gekommen wäre. Semmelroth freute sich darüber, daß diese Ausstellung ein weiterer Beleg dafür sei, welche gesellschaftliche Relevanz den Geisteswissenschaften zukomme, die in Deutschland 16 Prozent eines Studienjahrgangs an den Universitäten belegten.

 

Der nächste Redner war zuständig für die Schirnfreunde und lehrte die Anwesenden, unter ihnen viele Schirnfreunde, wie sich diese zu den Freunden der Schirn verhalten. Dies ist Christian Strenger, Vorsitzender des Unterstützungsvereins der Schirn, der auch darauf verwies, daß es sich beim Personenkreis der Propheten um Frühhippies gehandelt habe, die häufig aus dem Hessischen kamen und „Kohlrabi-Apostel“ genannte Wiedergänger waren.