Serie: "ART AND DESIGN FOR ALL. The Victoria and Albert Museum“ in der Bundeskunsthalle in Bonn, Teil 1/2
Felicitas Schubert
Bonn (Weltexpresso) – Man muß sich vorstellen, daß eine so umfangreiche Ausstellung über das bedeutendste Kunsthandwerk-Museum der Welt in Bonn, deren Ausstellungsstücke ja alle original V &A sind, noch gleichzeitig in mehreren Museen zu sehen sein könnte, ohne daß einem im vollgestopften Londoner Museum in South Kensington auffiele, daß es etwas fehle. Das ganze Museum ist sozusagen ein historisches Monument und ein Ausstellungsstück. Aber in Bonn wird zum ersten Mal dieses Museum als Ganzes vorgestellt, ein guter Brauch der Bundeskunsthalle.
Im Verbund der englischen Museen gilt das Britische Museum als der oberste nationale Hort, nur so kann man verstehen, daß Neil McGregor, einst Direktor des schönsten Museums der Welt, der National Gallery, dorthin wechselte. Daß aber Martin Roth, zuvor für zehn Jahre Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden, einer der höchsten Positionen in Deutschland, seit dem 1.9. 2011 Direktor des V&A Museums ist, ist eine kleine Sensation.
Natürlich ist die jetzige Ausstellung schon vom Vorgänger mitgetragen worden, auf deutscher Seite ist Marie-Louise von Pressen Kuratorin, die für Sonderaufgaben ein gutes Händchen hat, wie 2010 in Wien die große Belvedere-Schau über dessen Erbauer, den österreichischen Feldherrn und Kunstsammler Prinz Eugen. Nun also in Bonn eine Auswahl aus dem Museums, das eine besondere Geschichte hat, sozusagen eine geschichtliche Geschichte, mit der alles anfängt. Auch diese Ausstellung.
1851 wurde im Kristallpalast im Hyde Park in London die Erste Weltausstellung abgehalten: die EXHIBITION OF THE WORKS OF INDUSTRY OF ALL NATIONS, ein Auftakt für folgende konkurrenzanheizende Vergleichsausstellungen und vom Prinzgemahl der Queen Victoria, Albert von Sachsen –Coburg und Gotha, initiiert. Auf den imposanten zeitgenössischen großformatigen Gemälden kann man die Pracht nachverfolgen, aber die Bundeskunsthalle hat darüberhinaus eine 3 D-Computersimulation hergestellt, in der die Ausstellungsbesucher sich in die Rolle des damaligen Besuchers im Kristallpalast virtuell einfühlen können.
Einfühlen können muß man sich auch in den Vorläuferbau des heutigen Palastes, der erst 1899 im Victorian und Edwardian Style errichtet wurde, nachdem das Museum schon 1857 von Königin Victoria eröffnet wurde – damals noch mitsamt der wissenschaftlichen und Erziehungsexponaten,die heute das Science Museum bilden , in dem erstmals Produkte der britischen Manufakturen und der entstehenden Industrien gemeinsam ausgestellt wurden und das zum Prototyp eines Kunstgewerbe-Museums für alle weiteren wurden. Warum in England? Das ist leicht zu beantworten. Auf der einen Seite, war Design vorher nicht notwendig, weil in Handarbeit Formen tradiert wurden und bestimmte Stilelemente – wie gotische, wie barocke etc. - sich wie von alleine weiterverbreiterten.
Bis 15. April 2012
Zweite Ausstellungsstation wird Budapest sein, wo das Museum für Angewandte Kunst die Schau vom 24. Mai bis 16. September 2012 zeigt
Katalog: Art and Design for all, the Victoria and Albert Museum, hrsg. von der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Prestel Verlag 2011. Das ist wieder einmal ein Katalog, der seinen Anlaß, die Ausstellung, lange überleben wird, denn in ihm sind grundsätzliche Überlegungen zur Funktion von Kunstgewerbe- , heute lieber Design-, Museen genannt, aufgeführt, aber auch ihre Geschichte aus dem vollzogenen Übergang vom Handwerk zur Industrie. Die zahlreichen Exponate werden ausführlich gewürdigt, mit Bild und längeren Texten, wie es bei Kunstgegenständen wie Gemälden üblich ist, was manche bei Gegenständen der Gebrauchs- oder auch elitären Kunst bisher nicht für selbstverständlich hielten, weil in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert sich die Museen in die Höherer Kunst und Gebrauchskunst differenzierten, mit der Abwertung letzterer, was unsere Zeit zu überwinden trachtet.
Foto: Gemälde Königin Victoria, Bundeskunsthalle
Wie häufig hat die Bundeskunsthalle ein vielseitiges Begleitprogramm vorbereitet, das Sie bitte den Webseiten entnehmen:
speziell: www.bundeskunsthalle.de/ausstellungsen/victoria_albert/ms/index.php
www.bundeskunsthalle.de